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Drei kleine Kritiken von Reisebüchern

Venedig in Bildern.

(Aufnahmen von Alinari-Florenz und Bruno Reiffenstein-Wien. Hrsg. von Johannes Eckardt.) Leipzig und Wien: Verlag Dr. Epstein 1928, 195 S., 96 Abb.

Bücher verlegen muß eine ebenso unbezwingliche Leidenschaft sein wie Bücher schreiben. Wenigstens möchte man »in den geheimsten Falten des menschlichen Herzens« der Ursache nachspüren, die einen Verleger zur Herstellung dieses Bilderbuches »Venedig« veranlassen konnte. Denn wie man zu den bekannten Versuchen der neueren Landschafts- und Städtephotographie auch stehen mag – und neben deren Verdiensten soll auch ihr Problematisches nicht übersehen werden – der Stil jener »Prachtwerke«, die tote Fassaden abzirkeln, genrehafte Veduten aus Architekturen stellen, Perspektiven mit der Staffage verträumter Müßiggänger verschönen, durfte seit Jahren für begraben gelten. Hier feiert er Auferstehung. Aus Ladenhütern der Firma Alinari, Florenz, und der »Kamerabeute« eines Herrn Reiffenstein hat man ein Herbarium ungeschickt gepreßter Architekturen zusammengestoppelt. Blieb an den Originalen etwas zu verderben, so hat die Reproduktion es besorgt. Sie bringt es mit sich, daß der Himmel über dieser Stadt wie über Tromsö oder Hammerfest zu lasten scheint. Ein Kupfertiefdruckgebiet hat sich gegen die Adria vorgeschoben. Am Ende hat dann wohl der Herausgeber ziemlich ratlos vor der Bescherung gestanden und sich nichts Besseres gewußt, als einige Auszüge aus Goethe, Justi und Hehn dem Bande voranstellen.

 

Alfred Mansfeld, Westafrika.

Aus Urwald und Steppe zwischen Crossfluß und Benue. Geologischer Teil, [bearb.] von H(ans) Reck. München: Georg Müller 1928. VIII, 76 S., 144 Abb.

Zu anschaulichen Tafeln bietet das Buch einen soliden Text: zweihundertfünfzig Seiten photographisches und literarisches Tatsachenmaterial. Es fehlen auch nicht Reflexionen teils sympathischer, teils fragwürdiger Art. Trotzdem und trotz mancher lehrreicher Anekdoten, bezeichnender Einzelheiten hat das Ganze die Dürre einer Denkschrift. Das Buch stammt von einem hohen Beamten der ehemaligen deutschen Kolonie Kamerun: vielleicht ist es darum. Bestimmt wäre das Werk erfreulicher ausgefallen, wenn der Verfasser sich Referate über Literatur, Kunst, Religion der Neger geschenkt hätte, um desto genauer auf das Wirtschaftliche und Administrative einzugehen. Denn was er über die Kultur der Eingeborenen zu sagen weiß, beschränkt sich auf mehr oder weniger zusammenhanglose Einzelheiten und ist von den großen Gedanken der neueren Ethnologie völlig unberührt. Wer sich für Kamerun interessiert oder wer sein afrikanisches Bilderarchiv vervollständigen will, wird sich das Buch unbedingt anschaffen müssen. Einen weiteren Leserkreis geht es wenig an.

 

Helmuth von Glasenapp, Heilige Stätten Indiens. Die Wallfahrtsorte der Hindus, Jainas und Buddhisten, ihre Legenden und ihr Kultus.

München: Georg Müller Verlag 1928. XVI, 184 S., 266 Abb.

Das großartig ausgestattete Werk ist eine Art von kritischem Tempelkatalog Indiens. Es zerfällt in drei Teile: Heiligtümer der Hindus, der Jainas, der Buddhisten. Der Verfasser ist als Autorität auf dem Gebiet der indischen Religionsgeschichte längst bekannt. Auswahl und technische Beschaffenheit des großen Bilderteils sind ersten Ranges.


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