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4.

Ruben erwachte spät an diesem Vormittage. Er hatte lange nicht einschlafen können, alle Fibern in ihm waren aufgeregt gewesen und er meinte: Das gesehen zu haben, das zu empfinden, was sein ganzes Lebensglück bedeutete, sein ganzes Glück, Glück, das höchste Glück.

Er war bis daher ein ruhiger Mensch gewesen, ein denkender Mensch, wie seine Mutter sagte. Und nicht bloß die Mutter sagte das. Von einer Liebschaft war nie die Rede gewesen bei ihm. Schöne Mädchen und Frauen hatte er mit Vergnügen angesehen, ohne daß ein besonderer Wunsch in ihm erweckt worden wäre. Und doch legten ihm die schönen Mädchen und Frauen den Wunsch der Annäherung nahe genug, denn er war ein schöner junger Mann, schlanken Wuchses, wohlgeschnittenen Antlitzes mit großen braunen Augen, welche warm und entgegenkommend blickten. Das dunkelbraune Haar und der dunkle Vollbart beschatteten sein Gesicht vorteilhaft, denn die Farbe desselben war blaß und fein. Dazu ein weiches, wohllautendes Organ und, was mehr als alles: ein angenehmes, bescheidenes Wesen. Nur etwas Rückhaltendes konnte man ihm vorwerfen.

Der jüdisch-orthodoxe Vater Abraham hatte es mit seiner Orthodoxie vereinbar gefunden, seine Söhne in allen Wissenschaften unterrichten zu lassen, dem jüdischen Grundsatze folgend: Lernen, lernen, alles mögliche lernen. Sie hatten das Gymnasium besucht, Ruben bis zur Erledigung des Abgangsexamens, Manasse bis zur vorletzten Klasse; und Ruben hatte eine so große Freude am Studium gezeigt, daß er vom Vater erbeten, ihn noch ein Jahr an der Universität in Graz studieren zu lassen. Der Vater hatte selbst das, wenn auch ungern, bewilligt. Rückkehrend, war Ruben in das väterliche Bankgeschäft eingetreten und hatte sich sehr rasch die nötige Geschäftskenntnis angeeignet. Der Vater war zufrieden gewesen, wenn er auch sagte: »Manasse ist sorgsamer, Ruben treibt's zu hoch.« Das bezog sich auf die Börse. Ruben beobachtete die Börse mit großer Aufmerksamkeit. Er suchte den Verkehr mit wichtigen Autoritäten der Börse, und diese behandelten den jungen Mann mit Wohlwollen. Namentlich war er bis zu intimem Verkehr mit einem Herrn Farmer gelangt, welcher für eine geheimnisvolle, aber äußerst kundige Person galt an der Börse. Er war ein Eingewanderter aus dem Norden und war zu Anfang Journalist. Aber nur in gewissem Sinne. Er schrieb zuweilen Leitartikel, wenn große Fragen auftraten, und diese machten großes Aufsehen, ja schienen direkten Einfluß auf die Kurse zu haben. Seinem Rate wollte man es zuschreiben, daß Ruben zuweilen kleine Posten an der Börse kaufte und verkaufte, und daß er dies mit Glück tat, so daß er in den Besitz eines selbständigen Vermögens gekommen war.

Im allgemeinen lebte Ruben ziemlich einsam. Außer mit Farmer pflegte er nur Umgang mit einigen Lehrern an den höheren Schulen und mit einem kleinen alten Herrn des Namens Bellosi, einer stadtbekannten italienischen Persönlichkeit, welchen man den heiteren Philosophen nannte und welchen er immer im Theater fand, das heißt in der Oper. Das Schauspiel besuchte Ruben, wie alle Juden, sehr gern, und neben geschichtlichen Studien, welche ihn insbesondere anzogen, beschäftigte er sich mit schöner Literatur. In klassischen Dichtungen war er gründlich zu Hause, und nebenher pflegte er sein ausgesprochenes Talent für Musik. Ungeschickt war er im geselligen Verkehr. Da war er scheu und wich neuen Bekanntschaften aus.

So war der junge Mann beschaffen, welchen plötzlich eine Mädchenerscheinung wie ein elektrischer Strahl durchzuckt hatte. Altmodisch ausgedrückt: welchen Kupidos Pfeil ins Herz getroffen.

Als er aufgewacht, hatte er sich in die Höhe gerichtet und sich besonnen. Die Morgensonne erleuchtete das ganze Zimmer, und in ihrem Lichte erschien ihm die ganze Gestalt Kamillas. Augenblicklich wußte er, was ihm begegnet war. Und siehe da, er lächelte. Gestern darüber so schwermütig, war er heute einfach glücklich. »Geschehe, was da wolle,« flüsterte er, »dir ist großes Glück widerfahren. Es ist dir ergangen wie dem Romeo, und wenn es auch dich zum Tode führen sollte, wie den Romeo, es ist doch ein höchstes Glück.«

So sprang er auf und kleidete sich an. Hinaus! hinaus! um sie zu sehen! war sein Gedanke.

Da trat seine Mutter ins Zimmer, ging schweigend auf ihn zu, umarmte und küßte ihn und sagte: »Bist du heute ruhiger, Ruben?«

»Ich bin ganz ruhig, denn ich bin glücklich.«

»Und wirst nichts unternehmen?«

»Alles werd' ich unternehmen, was mich dem göttlichen Mädchen näher bringt.«

»Ruben! Wohin kann das führen! Ein christliches Mädchen! Du bist ein Jude. Eine dauernde Verbindung ist nicht möglich.«

»Eine dauernde Verbindung? Ein Augenblick im Paradiese wird mit dem Tode nicht zu schwer erkauft!«

»Ruben!«

»Warum über die Zukunft sich ängstigen, wenn jeglicher Anfang noch fehlt. Sie kennt mich noch nicht, und ob sie mich lieben wird, steht bei den Göttern.«

»Sie wird dich lieben, du bist ein liebenswürdiger Mann und die Frage um die Zukunft muß ja vor euch hintreten. Wie soll sie gelöst werden zwischen einem Juden und einer Christin? Du denkst doch nicht daran, den Glauben deiner Väter aufzugeben? Ruben?!«

Ruben sah sie groß an, erwiderte aber kein Wort.

»Ruben! Das stieße deinen braven Vater ins Grab!«

Das Schweigen Rubens war natürlich. Er war ein modern gebildeter Mensch, und die religiöse Frage war ihm eine Frage der Bildung, nicht aber eine Frage des Herzens. Er hatte Lessings »Nathan« mit Entzücken gelesen, der Glaubensunterschied war ihm gleichgültig.

»Ruben!« rief die Mutter, die Hände zusammenschlagend, »du schweigst?!«

Ruben blickte nach der Tür, welche geöffnet wurde. Manasse trat ein. »Was bringst du, Manasse?« rief ihm Ruben entgegen. »Du bist mein braver Bruder, du bist schon aus gewesen, was bringst du?«

»Nichts als tolles Zeug. Der Moses hat's ausgeheckt. Aber das geht nicht; das kann uns mit der Polizei zusammenbringen, ich kann nicht mittun.«

»Was denn?«

»Er wird um eins herkommen, da wirst du's hören.«

»So lange kann ich nicht warten, es duldet mich nicht im Zimmer. Ade, Mutter! Jag' die Wolken fort! Es scheint die Sonne! Ade!«

Er war mit seinem Anzuge fertig geworden und eilte von dannen.

Er eilte hinaus nach der Villa. Was er tun würde, wenn sie zu sehen wäre, er wußte es nicht, er schwamm in einem Taumel.

Ist es denn wahr, daß der erste Anblick eines Mädchens wie der Blitz einschlagen und eine unbeschränkte Neigung entzünden kann? Ja, es ist wahr. Ruben sah, hörte und wußte nichts von der ganzen Welt; das Antlitz dieses Mädchens, seine Gestalt, seine Bewegung waren ihm die ganze Welt.

Alle Fenster der Villa waren verhängt, kein Mensch war zu sehen, das Haus lag vor ihm wie ein verschlossener Schrank. Er wartete umsonst, aber er wartete hartnäckig, wie eine Schildwacht auf und ab gehend. Die Straße war menschenleer, sie führte auch nur bis zur Villa. Endlich kam ein Mensch. Was kümmerte er Ruben. Er sah sich gar nicht um. Aber der Mensch blieb stehen, und als Ruben bei seinem Hin- und Wiedergehen zurückkam, stand er vor Moses.

»Moses!«

»Herr Ruben! Wenn Sie so lange hier herumlaufen, bis man ein Fenster öffnet und Sie erblickt, da machen Sie unsern Plan sicher zu schanden.«

»Welchen Plan?«

Und nun erzählte ihm Moses, was er mit dem Notenblatte vorhätte, und daß er deswegen eben jetzt in die Villa hineingehen wollte. Das Fräulein sei immer am frühesten auf, manchmal gehe sie sogar am Berge hin spazieren. So habe er selbst sie zum ersten Male gesehen. »Da!« – fuhr er fort – »da, den Fußsteig hinauf, auf welchem Sie, Herr Ruben, gestern herabkamen. Wer weiß! Vielleicht tut sie's auch heute. Wandeln Sie da hinauf! Verliebte Leute haben mehr Glück als verständige Leute. Jedenfalls bring' ich Ihnen dort hinauf Nachricht, was ich ausgerichtet habe. Ein paar hundert Schritte oben steht eine Platane, unter ihr eine Bank, da warten Sie. Vielleicht – es legen sich weiße Wolken vor die Sonne – vielleicht kommt sie selbst, weil's schattig wird. Aber hurtig, fort, fort! Es wird ein Fenstervorhang aufgezogen, und man darf sie nicht sehen!«

Ruben ging aber nicht sogleich. Sie selbst konnte es ja sein an dem geöffneten Fenster; er blickte starr hinauf – es war das Hausmädchen, die Marcia. Nun ging Ruben, und Moses stieg die Treppe hinauf zur Villa, sofort ein Gespräch beginnend mit der Marcia und von einem wunderbaren Kopftuche sprechend, das er entdeckt, für sie entdeckt habe.

Ruben ging rasch auf dem engen Fußwege aufwärts. Man könnte sagen: er schwebte. Die Luft des Glückes trug ihn. Er war keinen Augenblick zweifelhaft, daß Kamilla daher kommen werde wie eine Fee, denn der erste Rausch der Liebe betrachtet ja die ganze Welt als nur dazu vorhanden, um alle Gaben auszuschütten in den Schoß der Liebenden.

Die Umgebung trug reichlich das Ihrige bei zu seiner Verzückung. Das hoch aufsteigende Karstgebirge, oben baumlos, weil der Nordwind, Bora genannt, in diesem Winkel alles niederwirft, alles verwüstet und den Baumwuchs nicht aufkommen läßt, dies Gebirge ist unten von einem Schmelze der Sonne gesegnet, welcher dem Gesträuche balsamischen Odem entlockt. Es duftete wie Weihrauch. Dazu der Anblick des tiefblauen Meeres, welches in Wellen hüpfte, seit die Sonne verschleiert war.

Er fand den breitästigen Platanenbaum, er fand die Bank und setzte sich, des Himmels gewärtig. Es konnte ja nicht anders sein, Kamilla, sein Himmel, werde zu ihm herschweben. Nicht einmal ungeduldig war er, er wartete, er wartete getrost. Und wenn sie heute nicht kommt – sagte er sich – morgen wird sie kommen oder übermorgen.

Sie kam aber heute, sie kam wirklich. Es war Moses gelungen, das neue Notenblatt anzubringen. Dies Blatt vor sich hin haltend, die Noten des Liedes – es war ein Lied – leise betonend, schritt sie daher auf dem schmalen Pfade wie eine Göttin, welche des Weges nicht zu achten braucht trotz ihres fliegenden lichten Gewandes, welches links und rechts an dem harten Gesträuch haften bleiben konnte, aber nicht haften blieb. Einer Göttin gelingt eben alles, und an ihrer Göttlichkeit zweifelte keiner, der dies Haupt, von rotgoldenen Locken umweht und mit florentinischem Strohhute bedeckt, anschauen konnte. Die Freude lachte aus diesen großen dunkelblauen Augen, von diesem halbgeöffneten kleinen Mund, von den leicht geröteten Wangen, aus den leisen Gesangstönen, welche wie kräuselnde Wellen hüpften. Sie sah nichts weiter als ihre Noten, sie hörte nichts weiter als ihre tastenden Töne, und so stand sie mit einem Male neben Ruben und stieß einen leichten Schrei aus, als dieser, von der Bank auffahrend, ihr den Weg abschnitt. Denn er hatte auf das Meer hinübergeschaut und ihre Ankunft nicht wahrgenommen.

»Verzeihung!« rief er.

»Ach, ich habe um Verzeihung zu bitten, daß ich Sie in Ihrer Ruhe gestört«, antwortete sie in gebrochenem Deutsch.

Dabei blickte sie auf ihn mit weit geöffneten Augen, und als er, in ihren Anblick versunken, schwieg, setzte sie lächelnd hinzu: »Die Noten hier sind schuld, die ich studiere. Die beigeschriebenen Worte kann ich nur langsam entziffern, weil sie deutsch sind.«

Dabei hielt sie ihm, wohl unwillkürlich, das Notenblatt hin. Er blickte, ebenfalls wohl unwillkürlich, gehorsam auf das Blatt, er kannte das Wiener Lied und fing an es mit halben Tönen zu singen.

»Ah, Sie sind musikalisch?«

»Ich singe und das Lied kenn' ich.«

»O, bitte, singen Sie mir's vor!«

Und dabei setzte sich das noch ganz naive Mädchen auf die Bank und wiederholte in italienischer Sprache: »Bitte, bitte.«

Ruben sang. Sie schlug leise die Hände zusammen und sagte leise: »Bravo, bravo! Ah, Sie singen, schön, sehr schön.«

Dazu hatte sie ihren Strohhut abgenommen und ihr volles lockiges Haar fröhlich geschüttelt. »Oh, oh!« rief sie aber plötzlich, »die Sonne, die Sonne kommt – ich danke, addio!«

Das Notenblatt zurücknehmend, stand sie auf, bedeckte ihr Haupt wieder mit dem Strohhute und ging auf dem schmalen Pfade weiter, sich nochmals umwendend, nochmals Dank sagend und sich sogleich wieder in das Studium des Notenblattes vertiefend.

Ruben sah ihr nach, ohne ein Wort zu sagen. Ihr zu folgen, wagte er nicht; junge Liebe ist bescheiden. Wie eine Statue stand er eine Zeitlang da, bis ihn eine Hand an der Schulter berührte.

Es war Moses. Er lachte über's ganze Gesicht und sagte halblaut: »Dableiben! Sie muß zurückkommen, es gibt keinen andern Weg. Und ja keinen Namen nennen, wenn sie fragt, ja nicht! Schmuel heißt Jude, und damit wär's aus. Hui! Da kommt sie! Mich darf sie nicht sehen. In der Gasse hinter der Villa wart' ich auf Sie.«

Und er huschte gebückt den Weg zurück nach der Villa.

Kamilla hatte ihn nicht gesehen, denn sie hielt immer noch das Notenblatt vor sich hin und sang, diesmal fast laut.

Als sie dicht bei ihm war, wollte Ruben zurücktreten, um Raum zu geben, und er sank auf die Bank zurück. »O, Pardon!« – sagte sie lächelnd – »Sie noch da! Ich danke nochmals; ich kann's beinahe. Das Lied ist hübsch. Addio!«

Ihr Kleid streifte an seine Knie, und er zitterte wie Espenlaub. Er blieb aber sitzen, bis sie verschwunden war. Dann erhob er sich und eilte ihr nach in raschen Schritten – sie war in der Villa verschwunden.

Langsam ging er an der Villa vorüber die Straße entlang. Er war wie im Traume und blieb gedankenlos stehen, als ihn Moses anredete.

»Wie hineinkommen in die Villa?« sagte Moses.

»Ja«, erwiderte Ruben, ohne ihn anzusehen.

»Die alte Tante«, fuhr Moses fort, »lag noch im Bette und ließ mich nicht hinein. Ich konnte nur die vorübergehende Kamilla anreden, und als ich von dem italienischen Sänger im ›Hotel de la Ville‹ sprach, welchen sie einladen sollte, da rief dies Kamilla ins Zimmer hinein zur Tante. Diese aber antwortete: ›Nicht doch!‹ Da ging die Kamilla fort. Es wird indes schon wirken, wenn der Bruder Manasse herauskommt und dasselbe erzählt.«

Ruben verstand nicht, fragte aber auch nicht, sondern ging stumm neben ihm weiter.

»Nur einen Namen, einen italienischen, müssen Sie wählen,« – fuhr Moses fort – »vielleicht, der Ehrlichkeit halber, nur Schmuel übersetzen. Schmuel kommt wohl von Samuel, also Samuele, Signor Samuele, ja? Gerechter! Da kommt der Nota! Ist der so dreist, noch Abschied zu nehmen, eh' er ausreißt! Der darf Sie nicht sehn, Herr Ruben! Treten Sie da in den Torweg!«

Sie waren schon in der Häuserstraße, und Ruben ging gehorsam, ohne weiter zu fragen, in das offene Haus hinein.

»Du bist schon wieder hier außen, Jüd! Du spionierst wirklich, wie's scheint« – sagte der herankommende Nota – »was hast du hier außen zu tun, wo's keine Käufer gibt für deine Lumpen? Und wer war der Mann da, der mit dir ging? Ich hab' nur den Rücken gesehn. Was geht hier vor? Wer war's?«

»Das war ein wichtiger Mann vom Gubernium. Er sitzt nahe beim Statthalter, und er hat mich gefragt, als er Sie kommen sah: Ist denn der Nota noch hier?«

»Was? Was hat er gefragt? Ist denn der Nota noch hier, hat er gefragt?«

Nota hatte ein unruhiges politisches Gewissen. Er sagte barsch: »Geh zum Teufel, Jud!« und er ging eilig weiter nach der Villa hinaus.

Moses holte nun Ruben, der bis in den Hof des Hauses gegangen war, und sagte: »Es wird jetzt Zeit zum Rendezvous mit Ihrem Herrn Bruder. Er ist auf Ihr Zimmer bestellt. Gehen wir hin.«

Unterwegs setzte er Ruben den Plan auseinander, vermittelst dessen er heute abend als italienischer Sänger, etwa als Signor Samuele, in die Villa gebracht und dort singen sollte.

Dabei wachte Ruben auf und rief: »Ja, ja, zu ihr!« Die Art schien ihm ganz gleichgültig zu sein, und als sie schon vor dem väterlichen Hause Manasse trafen, da fragte er nur heftig: »Hast du alles besorgt?«

Manasse gestand, daß er ängstlich geworden und nichts besorgt habe.

»Auch den Brief nicht für den Nota?« schrie Moses.

»Nein.«

»O, dann ist heute alles vorbei. Der Nota ist schon auf den Beinen. Der kommt vor Mitternacht nicht in seine Wohnung, kriegt also auch heute den Brief nicht mehr, auch wenn wir ihn endlich noch abgeben. Solange er aber in Triest ist, kann Herr Ruben nicht in die Villa.«

Ruben schalt den Bruder, schalt ihn heftig, und dadurch wurde Manasse bewogen, den Brief sogleich im Hotel abzugeben und morgen vormittags in die Villa zu gehen, um die Einladung des italienischen Sängers zu bewirken.

Manasse war ganz erschrocken über den Zorn seines sonst sanften Bruders.


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