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Sechzehntes Kapitel

Neuigkeiten von Hause. – Eine ermüdende Partie zu Gibraltar. – Nähere Einzelheiten aus der Lehre des Herrn Chucks. – Ein Strauß mit dem Feinde. – Ein Kriegsgericht und ein dauernder Eindruck.

—————

 

Einige Tage darauf holte uns von Plymouth ein Kutter ein, mit dem Befehl für die Fregatte, nach Gibraltar zu steuern, wo wir unseren Bestimmungsort erfahren sollten. Wir waren alle sehr darüber erfreut; denn wir hatten in der Bai von Biscaya lange genug gekreuzt, und da wir vermuteten, wir würden im mittelländischen Meere stationiert werden, so hofften wir Sturmwind und strenges Wetter mit günstigem Wind und heiterem Himmel zu vertauschen. Der Kutter brachte uns Briefe und Zeitungen. Ich fühlte mich nie so glücklich, als da mir ein Brief in die Hand gelegt wurde. Man muß notwendig fern vom Hause und von Freunden sein, um das wirkliche Entzücken zu empfinden, einen Brief zu erhalten. Ich weinte vor Freude, bevor ich ihn öffnete, aber noch viel mehr aus Schmerz, nachdem ich seinen Inhalt gelesen, denn mein ältester Bruder Tom war an einem Nervenfieber gestorben. Armer Tom! wenn ich mich erinnerte, was für Streiche er mir zu spielen pflegte, wie er von mir Geld borgte und nie wieder zurückgab, und wie er mich zerdrasch, um mich gehorsam zu machen, weil er mein älterer Bruder war – da vergoß ich einen Strom von Thränen über seinen Verlust; dann fiel mir ein, wie traurig meine arme Mutter sein müsse, und ich weinte noch mehr.

»Was giebt's, Tölpel«, sagte O'Brien, indem er auf mich zukam. »Wer hat Dich wieder geschmiert?«

»O, niemand«, versetzte ich, »aber mein ältester Bruder ist dahin, und einen zweiten solchen habe ich nicht.«

»Peter, ich muß sagen. Dein Bruder war ein sehr guter Bruder, allein ich will Dir ein Geheimnis anvertrauen. Wenn Du lang genug gelebt hast, um einen Bart zum Scheren zu haben, wirst Du etwas Besseres zu thun wissen, als aus einem älteren Bruder ein Wesen zu machen. Aber Du bist eben jetzt ein guter unschuldiger Junge, deshalb will ich dich dafür nicht prügeln. Komm, trockne Deine Augen, Peter, und laß es gut sein, wir wollen nach dem Abendessen auf seine Gesundheit und langes Leben trinken, und dann nicht mehr daran denken.«

Ich war einige Tage sehr trübsinnig, allein es war so ergötzlich, an den portugiesischen und spanischen Küsten hinzufahren, das Wetter war so warm, die See so ruhig, daß ich besorge, ich vergaß meines Bruders Tod früher, als ich hätte thun sollen; mein Geist war heiter und die Neuheit der Scene hinderte mich am Nachgrübeln. Zudem war alles so lustig und vergnügt, daß ich nicht wohl anders sein konnte. In vierzehn Tagen gingen wir in der Bai von Gibraltar vor Anker, wo das Schiff abgetakelt wurde, um wieder ausgebessert zu werden. Es gab hier so viel zu thun, daß ich nicht ans Land gehen mochte. Wirklich hatte Leutnant Falkon es einigen meiner Kameraden abgeschlagen, und ich hielt es für besser, gar nicht anzufragen, obgleich ich sehr begierig war, einen so außerordentlichen Platz zu sehen. An einem Nachmittag, als die Leute gerade am Essen waren, schaute ich über den Gang hin, da kam Herr Falkon auf mich zu und sagte:

»Nun, Herr Simpel, was denken Sie?«

Ich versetzte, indem ich an meinen Hut langte, daß ich mich wundere, wie man in diese festen Felsen Galerieen habe hauen können, dieselben müßten sehr merkwürdig sein.

»Das heißt so viel, als Sie möchten sie gerne sehen. Nun, da Sie Ihren Dienst gut besorgt und nicht um Erlaubnis gebeten haben, ans Land gehen zu dürfen, so will ich Ihnen von morgen früh bis zur Abendkanone Urlaub geben.«

Ich war sehr erfreut darüber. Da die Offiziere im allgemeinen eine Einladung erhalten hatten, mit den Landoffizieren zu speisen, und jeder, der Urlaub erhalten konnte, aufgefordert war, mitzugehen, so war ich imstande, an der Partie teilzunehmen. Der erste Leutnant entschuldigte sich damit, daß er zu viel an Bord zu besorgen habe, aber die meisten Artillerieoffiziere und einige Schiffskadetten erhielten Urlaub. Wir gingen bis Essenszeit um die Stadt und die Festungswerke herum, und verfügten uns sodann nach der Kaserne. Die Mahlzeit war sehr gut, und wir waren alle recht vergnügt; aber als der Nachtisch hereingebracht wurde, schlüpfte ich mit einem jungen Fähnrich hinweg, welcher mich in den Galerien herumführte und mir alles erklärte. Das hieß gewiß meine Zeit besser anwenden, als die andern, wie der Leser zugeben wird. Ich war vor der Abendkanone an dem Ausfallthor. – Das Boot war da, aber kein Offizier erschien. Die Kanone wurde abgefeuert, die Zugbrücke aufgezogen, und ich besorgte, einen Verweis zu bekommen, aber das Schiff hatte keinen Befehl, abzustoßen, da es auf Offiziere wartete. Ungefähr eine Stunde darauf, als es ganz dunkel war, fällte die Schildwache das Gewehr und rief eine Person, die auf sie zukam, mit »Werda« an. –

»Ein betrunkener Seeoffizier auf einem Schubkarren!« war die mit lauter, singender Stimme erteilte Antwort.

Hierauf schulterte die Schildwache das Gewehr und sang dagegen:

»Passiert betrunkener Seeoffizier auf einem Schubkarren, alles gut.«

Sodann erschien ein Soldat in seinem Arbeitsanzug, welcher den dritten Leutnant auf einem Schubkarren herabführte, auch dieser war so betrunken, daß er weder stehen noch sprechen konnte. Den rief die Schildwache wieder an und es erfolgte dieselbe Antwort.

»Ein anderer betrunkener Seeoffizier auf einem Schubkarren – alles gut.«

Dies war mein Freund O'Brien, mit dem es fast eben so schlimm stand, wie mit dem dritten Leutnant. So ging es zehn Minuten lang mit Anrufen und Passieren fort, bis man den Rest der Partie herunterbrachte, mit Ausnahme des zweiten Leutnants, welcher Arm in Arm mit dem Offizier ging, der den Befehl brachte, die Zugbrücke herabzulassen. Ich war sehr ungehalten darüber, denn es kam mir ganz unanständig vor; allein man sagte mir nachher – und das konnte einigermaßen als Entschuldigung dienen – dieser Offizierschmaus sei dafür bekannt, daß er keinem von den Gästen gestatte, die Tafel nüchtern zu verlassen. Sie wurden alle sorgfältig in das Boot gelegt, und ich freue mich sagen zu können, der erste Leutnant war im Bett und sah sie nicht; allein ich konnte nicht umhin, die Wahrheit einer Bemerkung anzuerkennen, welche von einem der Matrosen gemacht wurde, als die Offiziere ins Boot gehoben wurden:

»Ich sage Dir, Bill, wenn sie wir wären, was für eine köstliche Tracht würden wir morgen um sechs Uhr bekommen!«

Das Schiff blieb ungefähr drei Wochen in der Bai von Gibraltar, während welcher Zeit unser Takelwerk vorne und hinten wieder hergestellt, der Raum kalfatert und die Außenseite bemalt wurde. Es sah nie so schön aus, als damals, da wir unserem Befehl zufolge die Anker lichteten, um zum Admiral zu stoßen. Wir passierten die Europaspitze mit günstigem Winde, und bei Sonnenuntergang waren wir sechzig Meilen von dem Felsen entfernt, der gleich einer blauen Wolke in seinen Umrissen noch vollkommen gut unterschieden werden konnte. Ich erwähne diesen Umstand, da mein Leser vielleicht nicht glauben könnte, daß es möglich sei, in solcher Entfernung Land zu sehen. Wir steuerten nach dem Kap von Gatta und befanden uns den andern Morgen nahe dem Strande. Ich war sehr ergötzt durch den Anblick der spanischen Küste: Berg erhob sich an Berg, Hügel an Hügel bis zum Gipfel mit Weinreben bedeckt. Wir hätten an einigen Plätzen ans Land gehen können, denn wir standen damals auf freundlichem Fuße mit den Spaniern, aber der Kapitän hatte zu große Eile, den Admiral einzuholen. Wir hatten sehr schwachen Wind und ein paar Tage nachher vor Valencia beinahe Windstille. Ich stand eben auf dem Gang und schaute durch ein Fernrohr nach den Häusern und Gärten, welche rings die Stadt umgeben, als Herr Chucks, der Bootsmann, auf mich zukam.

»Herr Simpel, erlauben Sie mir einen Augenblick das Glas, ich wünschte zu sehen, ob noch ein Gebäude hier steht, an welches ich mich zu erinnern einigen Grund habe.«

»Wie, waren Sie schon einmal hier am Lande?«

»Ja, allerdings, Herr Simpel, und ich wäre fast gestrandet, aber ich kam ohne großen Schaden davon.«

»Wie meinen Sie das, sind Sie denn gescheitert?«

»Nicht mein Schiff, Herr Simpel, aber mein Seelenfrieden für einige Zeit; doch es ist schon viele Jahre her, seitdem ich zuerst Bootsmann auf einer Korvette wurde (während dieser Unterhaltung schaute er durch das Fernrohr); ja, da ist es«, sagte er, »ich habe es im Feld. Schauen Sie, Herr Simpel, sehen Sie eine kleine Kirche mit einem Turme von glasierten Ziegeln, der gleich einer Nadel glänzt?«

»Ja freilich.«

»Nun gerade oberhalb, ein wenig rechts, steht ein langes, weißes Haus mit vier schmalen Fenstern, unten ein Wald von Orangenbäumen.«

»Ich sehe es«, erwiderte ich, »aber was hat es mit diesem Hause für eine Bewandtnis, Herr Chucks?«

»Nun, es knüpft sich eine Geschichte daran«, versetzte er mit einem Seufzer, welcher seine Hemdkrause hob und dann wenigstens sechs Zoll wieder herabsinken ließ.

»Nun, was ist das für ein Geheimnis, Herr Chucks?«

»Ich will es Ihnen sagen, Herr Simpel. In Eine, welche in diesem Hause lebte, war ich zum ersten- und letztenmale verliebt.«

»Wirklich? ich bin sehr begierig, die Geschichte zu hören.«

»Das sollen Sie, Herr Simpel; allein ich muß bitten, daß Sie nichts davon erwähnen, da junge Gentlemen so gerne necken. Es ist nun sechzehn Jahre her – wir standen damals gut mit den Spaniern, wie jetzt; ich war etwas mehr als dreißig Jahre alt, und hatte soeben meine Anstellung als Bootsmann erhalten. Ich galt damals für einen hübschen jungen Mann, obwohl ich in der letzten Zeit bis auf einen gewissen Grad über dies hinweg bin.«

»Sie sehen wirklich noch merkwürdig gut aus, Herr Chucks.«

»Dank Ihnen, Herr Simpel, allein nichts wird durch das Alter besser, so viel ich weiß, als Rum. Ich pflegte mich sehr zierlich zu kleiden und am Lande den Bootsmann zu spielen. Vielleicht hatte ich auch noch nicht so viel von dem feinen Wesen verloren, das ich in guter Gesellschaft aufgefangen hatte. Eines Abends ging ich an dem Platze spazieren, da sah ich ein weibliches Wesen gerade vor mir, welches mir als das niedlichst gebaute Fahrzeug vorkam, das je meinen Augen begegnet war. Ich folgte ihrem Kielwasser und musterte sie; einen so feinen Lauf sah ich nie – überdies ihr ganzes Takelwerk so nett, alles so niedlich unter die Luken verpackt. Und dann segelte sie in einem solchen Stile und hüpfte im Augenblicke so leicht dahin, wie die Fregatte mit ihren Topsegeln auf den Kappen, daß es gar nicht fehlen konnte. Einmal, als sie scharf im Winde um eine Ecke bog – Kiel pfeilgerade, nicht leewärts – setzte ich alle Segel bei, um an ihre Seite zu kommen, und als ich unter ihrem Buge war, prüfte ich sie genau. Nie sah ich so feine Wölbung an den Seiten, und alles so nett, kein Tau über Bord hängend. Nun, Herr Simpel, ich sagte zu mir selbst: »Gott straf' mich, wenn ihr Kopfbild und ihr Auge von demselben Baumeister gemacht sind, so ist sie vollkommen.« So schoß ich ihr gerade entgegen, gierte ein wenig, warf einen Blick durch ihren Schleier, und sah zwei schwarze Augen, so strahlend wie Perlen, und so groß wie Damascenerpflaumen. Ich sah genug, und da ich sie nicht zu erschrecken wünschte, zog ich mich zurück. Kurz nachher änderte sie ihren Lauf und steuerte auf dieses weiße Haus zu. Gerade als sie in seiner Nähe war und ich ihre Wetterseite umspielte, kamen die Priester in Prozession vorbei, welche die heilige Hostie zu irgend einem Sterbenden trugen. Meine kleine Fregatte ließ ihre Topgallantsegel herab, wie andere Nationen pflegten und noch thun müssen, Gott straf' mich, wenn sie die Flagge von Alt-England passieren.«

»Was wollen Sie damit sagen?« fragte ich.

»Ich meine, sie breitete ihr weißes Taschentuch, welches, als sie ging, in ihrer Hand flatterte, aus und ließ sich mit einem Knie darauf nieder. Ich that dasselbe, weil ich beilegen mußte, um meinen Posten zu behaupten, und ihr zu gefallen glaubte, wenn sie mich sähe. Als sie aufstand, war ich auch auf meinen Beinen; aber in meiner Eile hatte ich keinen sehr reinlichen Platz gewählt und fand, als ich mich wieder erhob, daß meine weißen Hosen in einem schrecklichen Zustande waren. Das junge Frauenzimmer kehrte sich um, und da sie mein Unglück sah, lachte sie; dann ging sie in das weiße Haus, während ich wie ein Narr dastand und zuerst auf die Thür des Hauses, dann auf meine Hosen schaute. Doch dachte ich, dieser Umstand könne mir als Vorwand dienen, mit ihr bekannt zu werden; ich ging also auf die Thür zu und klopfte an. Ein alter Herr in einem weiten Mantel, ihr Vater, kam heraus; ich zeigte auf meine Hosen und bat ihn auf Spanisch um etwas Wasser, sie zu reinigen. Da kam die Tochter heraus und erzählte ihrem Vater, wie die Sache sich ereignet hatte. Der alte Herr erstaunte, daß ein englischer Offizier ein so guter Christ sei, und schien darüber erfreut. Er bat mich sehr höflich, einzutreten, und schickte eine alte Frau nach Wasser. Ich bemerkte, daß er ein Stückchen Papier rauchte, und da ich zum Glücke einige Dutzend echte Havannahs in meiner Tasche hatte (denn ich rauche nie etwas anderes, Herr Simpel, und kein Gentleman kann es nach meiner Ansicht), so zog ich sie heraus und bat ihn, sie anzunehmen. Seine Augen glänzten bei ihrem Anblicke, allein er weigerte sich, mehr als eine anzunehmen; doch ich bestand darauf, daß er das ganze Bündel annehme, indem ich immer sagte, ich hätte noch Überfluß an Bord. Nur eine behielt ich für mich, um sie mit ihm zu rauchen. Er bat mich, Platz zu nehmen, und die alte Frau brachte etwas sauren Wein, welchen ich für sehr gut erklärte, obschon er mich nachher ganz krank machte. Er fragte mich, ob ich ein guter Christ sei, was ich bejahte. Ich wußte, daß er einen Katholiken darunter verstand, denn uns heißen sie Ketzer, Herr Simpel. Die Tochter kam sodann ohne Schleier herein und sie war die Vollkommenheit selbst. Allein ich schaute sie nicht an und schenkte ihr nach der ersten Begrüßung keine weitere Aufmerksamkeit. Ich fürchtete nämlich, den alten Herrn argwöhnisch zu machen. Er fragte mich weiter, was ich sei, was für ein Offizier, ob ein Kapitän, was ich verneinte, oder ein Tenente, so viel als Leutnant; dies beantwortete ich wieder mit Nein, aber mit einer verächtlichen Miene, als ob ich etwas Besseres wäre. Was ich denn sei? Ich wußte den Ausdruck für Bootsmann auf Spanisch nicht, und, die Wahrheit zu sagen, ich schämte mich meines Standes. Ich wußte, daß man in Spanien einen Beamten Corregidor nenne, was im Englischen Korrektor bedeutet oder Einen, welcher straft. Nun ist, Herr Simpel, ein Corregidor in Spanien eine Person von Rang und Ansehen; sie glaubten daher, ich müsse dasselbe sein, und schienen darüber erfreut. Das junge Frauenzimmer fragte hierauf, ob ich von guter Familie sei, ob ein Gentleman oder nicht. Ich erwiderte, ich hoffe dies. Ich verweilte eine halbe Stunde bei ihnen, bis meine Cigarre zu Ende war; dann stand ich auf, dankte dem alten Herrn für seine Gefälligkeit, bat ihn, er möchte erlauben, ihm noch mehr Cigarren bringen zu dürfen, und verabschiedete mich. Die Tochter öffnete die Hausthür und ich konnte mich nicht enthalten, ihre Hand zu nehmen und zu küssen.«

»Wo ist Herr Chucks? ruft den Bootsmann nach vorne!« schrie der Leutnant.

»Hier bin ich, Sir,« versetzte Herr Chucks, eilte fort und ließ mich mit seiner Geschichte allein.

»Der Kapitän von dem Haupttop meldet, das Bramstengenstag habe durch den Gebrauch sehr gelitten; gehen Sie hinauf und untersuchen Sie es,« sagte der erste Leutnant.

»Ja, Sir,« versetzte der Bootsmann, welcher sogleich das Takelwerk hinaufstieg.

»Und Herr Simpel, sorgen Sie, daß die Matrosen die Flecken auf dem Hinterdeck abschaben.«

»Ja, Sir,« erwiderte ich, und so wurde unsere Unterhaltung abgebrochen.

Das Wetter änderte sich diese Nacht, und wir hatten sechs oder sieben Tage nach einander Regen und widrigen Wind, während welcher Zeit ich keine Gelegenheit fand, den Rest von des Bootsmanns Erzählung zu hören. Wir holten die Flotte auf der Höhe von Toulon ein, näherten uns dem Admiralschiff, und der Kapitän ging an Bord, seine Reverenz zu machen. Als er zurückkehrte, erfuhren wir durch den ersten Leutnant, daß wir bis zur Ankunft einer anderen Fregatte, welche in ungefähr vierzehn Tagen erwartet wurde, bei der Flotte bleiben sollten, dann habe der Admiral uns eine Kreuzfahrt versprochen. Den zweiten Tag nach unserer Ankunft erhielten wir Befehl, einen Teil von dem Küstengeschwader zu bilden, welches aus zwei Linienschiffen und vier Fregatten bestand. Die französische Flotte pflegte auszulaufen und innerhalb Schußweite ihrer Batterien zu manövrieren; aber wenn sie sich weiter von der Küste entfernte, so sah sie sich wohl vor, daß sie günstigen Wind hatte, um rasch in den Hafen zurückzukehren. Wir hatten uns ungefähr eine Woche an der Küste aufgehalten, liefen jeden Tag nahe am Hafen hin und zählten die französischen Schiffe darin, um zu sehen, ob sie noch ganz wohlbehalten wären, und meldeten es durch ein Signal dem Admiral, als wir an einem schönen Morgen bemerkten, daß alle französischen Schiffe ihre Topsegel aufzogen und in weniger als einer Stunde aus dem Hafen ausliefen. Wir waren stets Tag und Nacht schlagfertig, und wechselten oft ein paar Schüsse mit den Batterien, wenn wir rekognoszierten; das Küstengeschwader konnte es natürlich mit der ganzen französischen Flotte nicht aufnehmen, und unsere eigene war ungefähr zwölf Meilen in der offenen See; allein der Kapitän des Linienschiffes, welcher uns kommandierte, legte gleichsam zum Hohne bei, in der Hoffnung, sie weiter herauszulocken. Dies war nicht leicht zu bewerkstelligen, da die Franzosen wohl einsahen, daß das Umspringen des Windes es ihnen unmöglich machen könnte, ein Treffen abzuschlagen, welches sie zu vermeiden und wir so sehnlich herbeizuführen wünschten. Ich sage wir, meine aber die Engländer, nicht mich selbst; denn die Wahrheit zu sagen, ich sehnte mich nicht so sehr danach. Ich hatte nicht gerade Angst, empfand aber bei dem Geräusch der Kanonenkugeln ein unangenehmes Gefühl, das ich bis jetzt noch nicht hatte überwinden können. Vier von den französischen Fregatten segelten auf uns zu und legten bei, während drei oder vier Linienschiffe, gleichsam zu ihrem Schutze, in einer Entfernung von vier Meilen ihnen folgten. Unser Kapitän gab das Signal, ob man sich dem Feinde nähern dürfe; dies wurde unseren Wimpeln und denen einer anderen Fregatte gestattet. Wir setzten sogleich alle Segel bei, sammelten die Mannschaft auf den Verdecken, löschten die Feuer aus und öffneten die Magazine. Da die französischen Linienschiffe bemerkten, daß nur zwei von unseren Fregatten gegen ihre vier geschickt wurden, legten sie ungefähr in derselben Entfernung ihre Fregatten bei, welche unsere Linienschiffe und andere Fregatten einhielten. Mittlerweile fuhr unsere Hauptflotte, unter Beisetzung aller Segel, fort, sich der Küste zu nähern, auch die französische kam nach und nach ihren entsandten Schiffen nahe. Das ganze Schauspiel erinnerte mich an die Turniere, von denen ich schon gelesen hatte; es war eine Ausforderung in die Schranken, nur daß der Feind zwei gegen einen war – von ihrer Seite ein schönes Anerkenntnis unserer Überlegenheit. In ungefähr einer Stunde kamen wir so nahe, daß die französischen Fregatten die Segel beisetzten und das Feuer begannen. Wir sparten das unsrige bis auf die Entfernung von einer Viertelmeile, als wir auf einmal unsere volle Ladung der vordersten Fregatte gaben, mit welcher wir einen entgegengesetzten Gang wechselten. Das »Seepferd«, welches folgte, gab auch seine volle Ladung. So wechselten wir mit allen volle Lagen, und hatten den Vorteil dabei; denn sie konnten nicht so schnell als wir laden. Wir beide waren wieder für die Fregatten bereit, als sie an uns vorbeisegelten, allein sie waren mit ihrer vollen Lage für das »Seepferd« noch nicht fertig, welches uns ganz nahe folgte, so daß sie jede zwei volle Lagen erhielten, und wir in der »Diomede« nur vier hatten, das »Seepferd« aber gar keine. Unser Takelwerk war größtenteils zerschossen, auch hatten wir sechs oder sieben Mann Verwundete, aber keinen Toten. Die französischen Fregatten litten mehr, und da ihr Admiral gewahrte, daß sie tüchtig zerschossen waren, gab er das Zeichen zum Rückzug. Unterdessen hatten wir beide umgelegt und näherten uns der hintersten Fregatte von der Wetterseite; die Linienschiffe, welche dies bemerkten, segelten mit zwei Strich freiem Winde zum Schutze ihrer Fregatten herbei, während unser Küstengeschwader, welches in der Nähe lag, alle Segel beisetzte, um uns zu helfen. Allein der Wind war, was man zur See einen sogenannten Soldatenwind heißt, er blies nämlich so, daß die Schiffe sowohl in den Hafen ein- als auslaufen konnten, und die französischen Fregatten segelten, ihrem Befehle gehorsam, auf ihre Küstenflotte, die zu ihrem Schutze herbeikommenden Linienschiffe, zu. Doch unser Kapitän wollte das Gefecht nicht aufgeben, obschon wir mit jeder Minute den französischen Linienschiffen näher kamen. – Wir liefen mit den Fregatten ein und wechselten Lagen mit ihnen, so schnell wir konnten. Eine derselben verlor ihren Vortopmast und fiel zurück; wir hofften sie abzuschneiden, allein die übrigen kürzten zu ihrem Vorteil die Segel. Dies dauerte etwa zwanzig Minuten, als die französischen Linienschiffe nur noch eine Meile von uns entfernt waren und unser eigener Kommandeur das Signal zu unserm Rückzug ab, denn er dachte, wir würden überwältigt und genommen werden. Allein das »Seepferd« welches das Signal zum Rückzuge aufgezogen sah, wiederholte es nicht; auch unser Kapitän war entschlossen, es nicht zu bemerken, und befahl dem Signalisten, nicht dahin zu schauen. Das Treffen dauerte fort; zwei französische Fregatten wurden in Stücke zerschossen und vollständige Wracks, als die französischen Linienschiffe das Feuer begannen. Es war nun hohe Zeit, sich davon zu machen. Jedes Schiff von uns gab noch eine volle Lage, dann wandten wir uns nach unserem eigenen Geschwader um, welches ungefähr vier Meilen ziemlich leewärts zu unserem Schutze bereit lag. Als wir umlegten, fiel unser Haupttopmast, der übel zugerichtet war, über Bord; sobald die Franzosen dies bemerkten, setzten sie alle Segel bei, in der Hoffnung uns zu nehmen; allein das »Seepferd« blieb bei uns, wir steuerten in den Wind, und bestrichen sie, bis sie nur zwei Kabellängen von uns entfernt waren. Hierauf segelten wir unseren eigenen Schiffen zu. Zuletzt kam eines der Linienschiffe, welches so gut wie die Fregatten segelte, in unsere Nähe und gab uns eine solche Lage, daß alles bei uns in Unordnung geriet, und ich glaubte, wir müßten genommen werden; allein obschon wir einige Leute verloren, sagte doch der Kapitän zum ersten Leutnant:

»Wenn sie jetzt nur noch ein bischen warten, sind sie erwischt, so wahr ich lebe!«

Gerade in diesem Augenblicke eröffneten unsere Linienschiffe ihr Feuer, und dann wandte sich das Blatt. Die Franzosen legten um und segelten, so schnell sie konnten, davon, von unserem Küstengeschwader verfolgt, mit Ausnahme unseres Schiffes, das zu sehr gelitten hatte, um die Jagd mitzumachen. Eine ihrer Fregatten hatte die andere, welche ihren Topmast verloren hatte, ins Schlepptau genommen; mit dieser kam unser Geschwader sehr schnell zusammen. Die englische Flotte war auch auf drei Meilen herbeigesegelt, während die französische zum Beistande der anderen Schiffe, welche in den Kampf verwickelt gewesen waren, in der Nähe lag. Ich und jedermann mit mir dachte, es würde eine allgemeine Schlacht geben, allein wir täuschten uns. Als die Fregatte, welche die andere schleppte, das Entrinnen unmöglich sah, band sie dieselbe los, und überließ sie ihrem Schicksale, d. h. sie mußte ihre Flagge vor dem Kommandeur des Küstengeschwaders streichen. Die Jagd wurde fortgesetzt, bis alle französischen Schiffe dicht unter ihren Batterien lagen. Hierauf kehrte unsere Flotte mit der Prise, welche sich als der »Narziß« mit sechsunddreißig Kanonen, Kapitän Pelleton auswies, nach ihrer Station zurück. Unser Kapitän hatte sich durch sein wackeres Benehmen viel Zutrauen erworben. Wir hatten drei Mann tot und der Seekadett Robinson nebst zehn Mann waren verwundet, darunter einige bedeutend. Ich glaube, dieses Treffen heilte mich vom Kanonenfieber; denn in den wenigen Tagen, welche wir noch bei der Flotte blieben, kamen wir beim Rekognoszieren oft ins Feuer, allein ich kümmerte mich nichts darum. Die Fregatte traf zur erwarteten Zeit ein, und wir erhielten Erlaubnis, uns vom Convoy zu trennen. Bevor ich in der Erzählung unseres Kreuzens fortfahre, muß ich noch einige Umstände bezüglich eines Kriegsgerichtes erwähnen, welches, so lange wir bei der Flotte waren, stattfand. Da unser Kapitän von dem Küstengeschwader zurückberufen war, um als Mitglied darin zu sitzen, wurde ich dem Boot des Kapitäns als Seekadett zugewiesen, und blieb an Bord des Admiralschiffes, so lang das Gericht seine Sitzungen hielt. Zwei Matrosen, einem Engländer und einem Franzosen, wurde wegen Desertion von einer unserer Fregatten der Prozeß gemacht. Sie hatten ihr Schiff ungefähr drei Monate verlassen, als die Fregatte einen französischen Kaper aufbrachte und sie unter seiner Mannschaft an Bord fand; für den Engländer gab es natürlich keine Verteidigung; er verdiente die Todesstrafe, zu welcher er augenblicklich verurteilt wurde. Desertion mag einigermaßen Entschuldigung finden, wenn wir bedenken, daß die Matrosen mit Gewalt zum Dienste genommen werden, aber gegen sein Vaterland fechten, läßt keine zu; der Fall des Franzosen war verschieden. Er war in Frankreich geboren und erzogen, und hatte auf einem französischen Kanonenboote zu Kadix gedient, wo er von den Spaniern zum Gefangenen gemacht wurde. Da er nun täglich erwarten mußte, daß man ihm den Hals abschnitte, hatte er an Bord der Fregatte zu entwischen gesucht, welche im Hafen lag, und bei uns Dienste genommen, wie ich wirklich glaube, bloß um sein Leben zu retten. Er befand sich beinahe zwei Jahre auf der Fregatte, ehe er Gelegenheit finden konnte, von ihr zu desertieren und nach Frankreich zurückzukehren, wo er auf dem französischen Kaper in Dienst trat. So lange er auf der Fregatte war, bewies er einen ausgezeichneten Charakter. Der Hauptklagepunkt gegen ihn war, daß er bei seiner Ankunft zu Gibraltar das ihm angebotene Handgeld angenommen hatte. Als man den Engländer fragte, was er zu seiner Verteidigung anzuführen habe, erwiderte er, er sei aus einem amerikanischen Schiffe gepreßt worden, auch selbst ein geborener Amerikaner und habe nie Handgeld genommen. Allein dies war falsch. Die Verteidigung des Franzosen wurde für eine Person seines Standes so gut erachtet, daß ich mir eine Abschrift davon verschaffte, welche so lautet:

 

»Herr Präsident und ihr Herren Offiziere des verehrlichen Gerichtshofes! Mit der größten Unterwürfigkeit wage ich es, mich an Sie zu wenden: ich werde sehr kurz sein, und will es nicht versuchen, die gegen mich erhobenen Anklagen zu widerlegen, sondern mich auf wenige Thatsachen beschränken, deren Erwägung, wie ich hoffe, ihre Gefühle zur Milderung der Strafe stimmen werden, zu welcher ich wegen meines Vergehens verurteilt bin – eines Vergehens, das aus keinem schlechten Beweggrunde, sondern aus glühender Liebe für mein Vaterland hervorging. Ich bin ein Franzose von Geburt, mein Leben dem Dienste Frankreichs geweiht, bis ich einige Monate nach der spanischen Revolution mit der Mannschaft, welche das französische Geschwader zu Kadix bildete, gefangen genommen wurde. Die Leiden und die grausame Behandlung, welche ich erduldete, wurden mir unerträglich. Ich bewerkstelligte meine Flucht, und nachdem ich zwei oder drei Tage in stündlicher Erwartung, ermordet zu werden, ein Schicksal, das so manche meiner unglücklichen Landsleute traf, in der Stadt umhergewandert war – als ich vor Hunger verzweifelte und kein anderes Mittel sah, aus der Stadt zu entrinnen, wurde ich in die Notwendigkeit versetzt, mich als Freiwilliger an Bord einer englischen Fregatte zu melden. Ich wagte es nicht, was ich hätte thun sollen, mich als Gefangenen anzugeben, aus Furcht, den Spaniern ausgeliefert zu werden. Was meine Aufführung betrifft, so lange ich an Bord Ihrer Fregatte diente, so verlasse ich mich mit Vertrauen auf den Kapitän und die Offiziere.

Mag auch die Liebe zu unserem Vaterlande eine Zeit lang schlafen, endlich wacht sie wieder auf, und bei mir trafen besondere Umstände zusammen, welche dieses Gefühl unwiderstehlich machten. Ich kehrte zu meiner Pflicht zurück, und deshalb soll es mir versagt sein, das mir so teure Land und meine bejahrten Eltern, welche mich in meiner Abwesenheit segneten, wieder zu sehen – meine Brüder und Schwestern wieder zu umarmen; soll ich mein Leben auf dem Schafotte endigen, nicht wegen des Verbrechens, welches ich dadurch beging, daß ich in englischen Dienst trat, sondern wegen einer Handlung der Pflicht und der Treue – weil ich zu den Meinigen zurückkehrte! Erlauben Sie mir zu bemerken, daß die Anklage gegen mich nicht darin besteht, daß ich bei Ihnen Dienste nahm, sondern daß ich sie verließ. Was das erste betrifft, so kann selbst mein Elend kaum als Entschuldigungsgrund vorgebracht werden; hinsichtlich des letzteren habe ich ein stolzes Bewußtsein, das mich in meiner letzten Not aufrecht halten soll. Meine Herren, ich bitte Sie ernstlich, meine Lage zu bedenken, und ich bin überzeugt, Ihre edelmütigen Herzen werden mich bemitleiden; lassen Sie die Liebe zu Ihrem Lande, welche Ihre Brust beseelt und Sie erregt, Gut und Leben dafür zu wagen, für mich sprechen. Schon hat britische Menschlichkeit tausende meiner Landsleute vor der Rache der Spanier gerettet, möge dieselbe Menschlichkeit sich nun auch auf mich ausdehnen und meine Richter bewegen, einen mehr der Reihe derjenigen beizufügen, welche, obschon unsere Nationen mit einander im Kriege liegen, dennoch, wenn sie Gefühl besitzen, nur eine Empfindung gegen ihre edelmütigen Feinde haben können – eine Empfindung, welche alle übrigen überwältigt, das Gefühl inniger Dankbarkeit.«

 

Was auch immer die Wirkung der Anrede an den Gerichtshof im einzelnen gewesen sein mag, auf die Gesamtheit schien sie damals keinen Eindruck gemacht zu haben. Beide Matrosen wurden zum Tode verurteilt und der andere Morgen zur Hinrichtung bestimmt. Ich beobachtete die zwei Gefangenen, als sie herabstiegen, um an Bord ihrer Schiffe geführt zu werden.

Der Engländer warf sich im Hinterteile des Bootes nieder; jede andere Betrachtung schien bei ihm von dem Gedanken an sein bevorstehendes Ende verschlungen zu sein; der Franzose aber, welcher, bevor er sich niedersetzte, bemerkte, daß der Sitz etwas schmutzig war, zog sein seidenes Taschentuch heraus und breitete es über den Sitz hin, um seine Nankinbeinkleider nicht zu beschmutzen.

Ich erhielt Befehl, an dem festgesetzten Tage der Exekution beizuwohnen. Die Sonne schien so heiter und der Himmel war so klar, der Wind so sanft und mild, daß es kaum möglich schien, er solle für die zwei armen Matrosen ein Tag solchen Grausens und Elends, für die ganze Flotte aber so betrübend sein. Ich legte mein Boot nebst den anderen, welche zu den Schiffen der Flotte gehörten, dem Befehle des kommandierenden Offiziers gemäß, nahe an die vorderen Ketten des Admiralschiffes. Ungefähr eine halbe Stunde nachher erschienen die Gefangenen auf dem Schafott. Die Mützen wurden über ihre Augen gezogen und die Kanone unter ihnen abgefeuert. Als der Rauch hinwegrollte, baumelte der Engländer an der Nocke, der Franzose aber nicht; als die Kanone abgefeuert wurde, hatte er einen Sprung gemacht, in der Hoffnung, sein Genick auf einmal zu brechen und seinem Elend ein Ende zu machen; allein er fiel an die Ecke des Schafotts, wo er liegen blieb. Wir glaubten, sein Strick sei gewichen, und er schien derselben Ansicht, denn er fragte, man gab ihm aber keine Antwort.

Die ganze Stunde, so lange der Engländer hängen blieb, mußte der Franzose auf dem Schafott zubringen. Seine Mütze hatte man ihm abgezogen, und er blickte zuweilen seinen Leidensgenossen an. Als man den Leichnam herunterließ, sah er, daß seine Zeit gekommen war, und suchte über Bord zu springen. Er wurde zurückgehalten und aufs Hinterdeck gebracht, wo ihm seine Begnadigung vorgelesen und die Arme aufgebunden wurden. Allein die Wirkung des Schreckens war für seinen Geist zu stark; er fiel in Ohnmacht, und als er wieder zu sich kam, hatte er den Verstand verloren; ich hörte, daß er nie wieder zu Sinnen kam, sondern als Wahnsinniger nach Hause geschickt wurde, um eingesperrt zu werden.

Ich dachte und der Erfolg bewies es, daß man zu weit gegangen war. Es ist nicht gebräuchlich, wenn ein Mann begnadigt wird, es ihm früher zu sagen, bevor er auf dem Schafott gestanden hat, weil man beabsichtigt, seine schreckliche Lage werde für sein übriges Leben einen bleibenden Eindruck auf ihn machen; aber als ein Fremder kannte er unsere Gebräuche nicht, und die Stunde furchtbaren Leidens, welche er durchlebte, war für seine Vernunft zu viel. Ich muß sagen, dieser Vorfall erregte auf der ganzen Flotte tiefes Mitleiden, und der Umstand, daß er nicht ein Engländer, sondern ein Franzose war, erhöhte das Mitgefühl.

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