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Neuntes Kapitel.

Zerbrochene Rippen haben nicht notwendig gebrochene Herzen zur Folge. – O'Brien macht eine Art Friedens-, Peter Simpel eine entschiedene Liebeserklärung. – Rasche Fortschritte auf allen Seiten.

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Ich folgte dem General in ein schön möbliertes Gemach, wo ich Celeste fand, die meiner wartete. Als ich eintrat, eilte sie auf mich zu – ach, mit welcher Wonne erfüllte mich der Druck ihrer Hand und der Anblick ihres schönen, ausdrucksvollen Gesichtes! Ich konnte kein Wort Hervorbringen, aber bei Celeste war es der gleiche Fall. Ich hielt ihre Hand eine Minute in der meinigen und sah sie an. Der General stand beiseite und betrachtete uns abwechselnd. Dann wandte er sich um und trat zum Fenster. Ich erhob ihre Hand zu meinen Lippen und ließ sie dann los.

»Es dünkt mich fast ein Traum«, sagte Celeste.

Ich konnte nicht antworten, sondern fuhr fort, sie anzublicken – sie stand vor mir in der Blüte ihrer Schönheit. Ihre Gestalt war vollkommen und der Ausdruck ihres Gesichts so verändert – so voll Geist und Innigkeit – ein wahres Engelsbild. Ihre thränenfeuchten Augen ruhten so sanft, so freundlich auf mir, daß ich hätte niederfallen und sie anbeten mögen.

»Wohlan«, sagte General O'Brien, »kommen Sie, mein lieber Freund. Nun Sie Celeste gesehen haben, muß der Wundarzt auch nach Ihnen sehen.«

»Der Wundarzt?« rief Celeste beunruhigt.

»Ja, meine Liebe; doch ist's nicht von Belang – nur ein paar Rippen zerbrochen.«

Ich folgte General O'Brien aus dem Zimmer; an der Thür wandte ich mich aber zurück, um noch einen Blick auf Celeste zu werfen. Sie hatte sich nach dem Sofa zurückgezogen und hielt ihr Buch vor die Augen. Der Wundarzt wartete auf mich. Er legte mir einen Verband an, und behandelte meine Seite mit kühlenden Bähungen, worauf ich mich ganz behaglich fühlte.

Ich muß Sie jetzt verlassen«, sagte General O'Brien. Sie werden gut thun, wenn Sie sich ein paar Stündchen legen, und falls ich dann noch nicht zurück bin, wissen Sie ja den Weg zu Celeste.«

»Ich that, wie mir geheißen wurde. Aber sobald ich das Klappern der Roßhufe vernahm und der General fortgeritten war, stand ich auf und eilte nach dem Besuchszimmer. Celeste war dort und fragte mich sogleich, ob ich schwer verwundet sei. Ich antwortete mit nein und sagte, daß ich herunter gekommen sei, um es ihr zu beweisen. Wir setzten uns nebeneinander auf das Sofa.

»Ich habe das Unglück, stets in einem nicht sehr gewinnenden Zustand vor Ihnen zu erscheinen, Celeste. Als Sie mich das erste Mal sahen, war ich verwundet; bei unserer zweiten Zusammenkunft steckte ich in Weiberkleidern; das letzte Mal war ich von Staub und Schießpulver ganz unkenntlich geworden, und nun ich abermals zu Ihnen zurückkehre, bin ich zerlumpt und verwundet. Ich bin doch begierig, ob ich es je so weit bringe, um als Gentleman vor Ihnen zu erscheinen.«

»Nicht die Kleider machen den Gentleman, Peter. Ich freue mich zu sehr, Sie zu sehen, als daß ich an Ihren Anzug denken könnte. Ich habe Ihnen noch nicht gedankt für die Güte, die Sie mir bei unserem letzten Zusammensein erwiesen. Mein Vater wird es Ihnen nie vergessen.«

»Und auch ich habe Ihnen noch nicht für die Börse gedankt, Celeste, die Sie freundlich in meinen Hut fallen ließen, als ich Ihnen auf meiner Flucht durch Frankreich begegnete. Ich habe Sie seitdem nie vergessen, und seit wir uns zum letzten Male sahen, sind Sie mir kaum je aus dem Sinne gekommen. Sie können gar nicht glauben, wie dankbar ich dem Orkane bin, daß er mich Ihnen zugeweht hat. Als wir in der Brigg kreuzten, habe ich oft die Stadt mit einem Fernglase untersucht und meinen Augen das Haus, in welchem Sie wohnen mochten, vergegenwärtigt. Fuhren wir dann dicht an die Küste, so fühlte ich mich glücklich, weil ich wußte, daß ich Ihnen nahe sei.«

»Auch ich habe oft die Brigg beobachtet, Peter, und freute mich, wenn sie näher kam, obschon ich mich zugleich abängstigte, die Batterien möchten Feuer geben. Wie schade, daß Sie und mein Vater feindlich einander gegenüberstehen – wir könnten so glücklich sein!«

»Das kann noch immer geschehen, Celeste«, versetzte ich.

Wir unterhielten uns zwei Stunden mit einander, die mir wie zehn Minuten entschwanden. Ich fühlte, daß ich liebte, obschon ich nicht glaube, daß Celeste damals nur entfernt an eine Erwiderung meiner Neigung dachte; indeß überlasse ich es dem Leser, aus dem angeführten kleinen Gespräche sich ein Urteil zu bilden, ob sie nicht doch Liebe oder ein nahe daran streifendes Gefühl empfand.

Am andern Morgen ging ich zeitig aus, um nach der Brigg zu sehen, und entdeckte sie zu meiner großen Freude sechs Meilen über der Hafenmündung, wie sie eben landeinwärts steuerte. Sie hatte jetzt sehr anständige Notmasten mit Bramsegel statt der Marssegel aufgepflanzt und ließ sich augenscheinlich gut lenken. Als sie noch drei Meilen vom Hafen entfernt war, setzte sie die Jolle, das einzige ihr noch gebliebene Boot, aus, das sofort eine Waffenstillstandsflagge aufhißte und landwärts ruderte. Ich kehrte sogleich auf mein Zimmer zurück, schrieb einen umständlichen Bericht über das Vorgefallene, um ihn durch das rückkehrende Boot an O'Brien schicken zu können, und fügte natürlich die Bitte bei, mir meine Effekten zu schicken, da ich meine ganze Habe am Leibe mit mir herum trug. Ich war eben mit meinem Schreiben fertig geworden, als General O'Brien hereintrat.

»Mein lieber Freund«, sagte er, »von Kapitän O'Brien ist eben eine Waffenstillstandsflagge überbracht worden. Er bittet um Auskunft über das Schicksal seiner Bootsmannschaft und um die Erlaubnis, den noch Lebenden ihre Kleider und Effekten zu schicken.«

»Ich habe eben den ganzen Hergang der Sache für ihn niedergeschrieben und ein gleiches Gesuch an ihn gestellt.«

Dabei händigte ich ihm meinen Brief ein, den er überlas und zurückgab.

»Aber, mein lieber Freund, Sie müssen sehr gering von uns Franzosen denken, wenn Sie glauben, wir gedächten Sie als Gefangene hier zu behalten. Erstlich berechtigt Sie Ihre Befreiung so vieler französischer Unterthanen, nachdem Sie die Viktorine gekapert hatten, zu einem ähnlichen Akte der Dankbarkeit, und dann sind Sie nicht auf kriegsrechtlichem Wege, sondern durch eine Heimsuchung der Vorsehung gefangen worden. Ein Sturm, wie der letzte, muß alle Nationalfeindschaft aufheben und zu Äußerungen jener allgemeinen Menschenliebe veranlassen, welche Ihre braven Leute an uns erwiesen haben. Sie können daher mit Ihrer ganzen Mannschaft abziehen und wir werden dessenungeachtet noch in Ihrer Schuld stehen. Wie geht es heute mit Ihrer Seite?«

»Ach, sehr schlimm«, versetzte ich, da ich den Gedanken nicht ertragen konnte, sobald wieder nach der Brigg zurückzukehren; denn ich hatte Tags zuvor sehr bald nach dem Diner Celeste verlassen, und zu Bett gehen müssen. Unsere Unterhaltung war deshalb sehr kurz gewesen; und außerdem hatte ich auch dem General O'Brien noch nicht erzählt, wie wir aus Frankreich entkommen waren.

»Ich glaube nicht, daß ich heute schon an Bord gehen kann, bin Ihnen aber äußerst dankbar für Ihre Güte.«

»Nun, nun«, entgegnete der General, der meine Gefühle bemerkte, »ich halte es auch nicht gerade für nötig, daß Sie heute schon an Bord gehen. Aber die Mannschaft will ich samt Ihrem Briefe fortschicken, und dem Kapitän O'Brien schreiben, daß Sie bettlägerig seien und vor übermorgen nicht weiter befördert werden könnten. Ist's Ihnen so recht?«

Die Zeit dünkte mich freilich gar kurz, aber ich bemerkte aus des Generals Miene, daß er meine Zustimmung erwartete, weshalb ich sie gab.

»Das Boot kann einige von Ihren Kleidern bringen und ungehindert wieder abziehen; auch will ich dem Kapitän O'Brien bedeuten, wenn er übermorgen an die Mündung des Hafens komme, könne er Sie aus einem unserer Boote in Empfang nehmen.«

Er nahm sodann meinen Brief und verließ das Zimmer. Sobald er fort war, fühlte ich mich wohl genug, um zu Celeste gehen zu können. Sie erwartete mich, und ich erzählte ihr, was vorgefallen war. Denselbigen Morgen erzählte ich ihr und dem General alle meine Abenteuer, an denen sich der letztere höchlich ergötzte. Ich sprach mich offen über das Benehmen meines Onkels aus und sagte, daß ich einige Hoffnung unterhalte, mit der Zeit den geübten Betrug zu enthüllen, da andernfalls meine Aussichten für die Zukunft sehr ungünstig seien. Bei diesem Teile meiner Erzählung wurde der General augenscheinlich sehr ernst und gedankenvoll. Als ich zu Ende gekommen, war es bald Zeit zum Diner, und ich fand, daß inzwischen auch meine Kleider samt einem Brief von O'Brien angelangt waren, der mir zu wissen that, er habe sich sehr über meinen mutmaßlichen Verlust betrübt, und sei jetzt hoch erfreut, daß ich entkommen. Er gab ferner an, nach meinem Abfahren sei er in die Kajütte hinunter gegangen und habe zufällig auf das Barometer geblickt, zu seinem Erstaunen aber gefunden, daß es um zwei Zoll gefallen war, was den Aussagen anderer zufolge ein sicherer Vorbote des Sturmes sei. Dies, wie auch der eigentümliche Zustand der Atmosphäre, habe ihn veranlaßt, alle Vorbereitungen zu treffen, und sie seien kaum mit ihrer Arbeit fertig geworden, als der Orkan losbrach. Die Brigg war auf die Seite geworfen worden und hatte wohl eine halbe Stunde in dieser Lage zugebracht; es mußten deshalb die Masten gekappt werden, um sie wieder aufzurichten. Am andern Morgen hatten sie auf nicht mehr als eine halbe Kabellänge an der Spitze vorbei luven müssen, und nun schloß O'Brien mit den Worten, die Vorstellung von meinem Tode habe ihn so unglücklich gemacht, daß es ihm gleichgültig gewesen wäre, umzukommen, wenn er nicht hätte auf die Mannschaft Bedacht nehmen müssen. Dem General O'Brien dankte er in einem besondern Schreiben für seine Freundlichkeit, und bemerkte gegen ihn, wenn fünfzig Schiffe an der Brigg vorbei kommen sollten, so werde er keines davon angreifen, bis ich wieder an Bord sei, und sollte er dafür wegen Dienstvernachlässigung entlassen werden. Er sagte, die Brigg segle unter ihren Notmasten fast so gut, als zuvor, und sobald ich wieder an Bord sei, wollte er nach Barbadoes zurückgehen.

»Was den schlimmen Zustand Deiner Rippen betrifft, Peter, so kann ich das schon deuten«, fuhr er fort. »Ich weiß, daß Du Anstalten für eine andere Art von Rippe treffen möchtest, sobald Du es nur einzuleiten vermagst; aber Du mußt noch ein bischen an Dich halten, mein Junge. Du sollst mir noch ein Lord werden, wie ich Dir immer versprochen habe, 's ist eine langweilige Straße, die gar keine Krümmung hat – somit, Gott befohlen.«

Als ich mit Celeste allein war, zeigte ich ihr O'Briens Brief. Ich hatte dem General O'Brien den Teil vorgelesen, welcher davon handelte, der Kapitän der Klapperschlange wollte keine Prise machen, so lange ich am Lande sei, und mein Gastfreund meinte, unter solchen Umständen sollte er mich eigentlich ein bischen länger zurückhalten, aber, fügte er bei: »O'Brien ist ein Mann von Ehre, und seines Namens wert.« Als Celeste zu der Stelle des Briefes kam, wo O'Brien meinte, ich sehe mich nach einer anderen Rippe um (diese war mir nämlich ganz entfallen), forderte sie mich auf, ihr eine Erklärung darüber zu geben; denn obgleich sie sehr gut englisch lesen und sprechen konnte, so war sie doch nicht hinreichend daran gewöhnt, ein Wortspiel zu verstehen. Ich übersetzte es ihr und sagte sodann:

»In der That, Celeste, ich hatte diese Bemerkung O'Brien's ganz vergessen, sonst würde ich Ihnen den Brief nicht gezeigt haben; aber er spricht die Wahrheit. Wie wäre es auch möglich, nach der vielen Güte, die Sie mir erwiesen, Sie nicht zu lieben? Und brauche ich beizufügen, daß ich es für den größten Segen halten würde, den mir der Himmel bescheren kann, wenn Sie so viel Zuneigung gegen mich fühlten, um eines Tages meine Gattin zu werden. Sie zürnen mir doch nicht, daß ich Ihnen die Wahrheit sage?« fuhr ich fort, denn Celeste errötete hoch, als ich so mit ihr sprach.

»Nicht doch! ich zürne Ihnen nicht, Peter. Im Gegenteil, was Sie eben gesagt haben, ist sehr schmeichelhaft für mich.«

»Ich weiß zwar«, versetzte ich, »daß ich Ihnen vor der Hand nur wenig – ja, eigentlich gar nichts anbieten kann. Ich bin durchaus keine Partie, die sich des Beifalls Ihres Vaters zu erfreuen haben dürfte – aber Sie kennen meine ganze Geschichte und meine Hoffnungen.«

»Mein Vater liebt mich, Peter, und ist auch Ihnen sehr zugethan – er war's von jeher, seit er sie zum ersten Male gesehen, denn Ihre Offenheit und Ihr ehrlicher Charakter gefielen ihm besonders wohl. Ich weiß dies aus seinem eigenen Munde, da wir oft von Ihnen gesprochen haben.«

»Nun, Celeste, sprechen Sie – darf ich, wenn ich weit fort bin, an Sie denken und mich der Hoffnung hingeben, daß wir eines Tages zusammentreffen könnten, um uns nie wieder zu trennen?« Dabei ergriff ich Celeste's Hand, und schlang meinen Arm um ihren Leib.

»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, versetzte sie. »Ich will mit meinem Vater darüber reden, oder vielleicht thun Sie's. Das verspreche ich Ihnen aber, wenn's von mir abhängt, so will ich nie einen anderen heiraten.«

Ich zog sie näher an mich und küßte sie. Celeste brach in Thränen aus, und legte ihr Köpfchen auf meine Schulter. Als General O'Brien hereinkam, machte ich keinen Versuch, mich zu rühren, und bei Celeste war es der gleiche Fall.

»General«, sagte ich, »ich bin in Ihren Augen wohl tadelnswert, aber ich vermochte nicht, vor Celeste meine Gefühle zu verbergen. Sie halten es vielleicht für unklug und ungerecht, daß ich das enthülle, was ich sollte geheim gehalten haben, bis ich mich in einer Lage befand, welche meine Bewerbung um die Hand Ihrer Tochter rechtfertigte. Indes ist mir Ihre Gesellschaft nur kurze Zeit gegönnt; die Furcht, sie zu verlieren, und meine innige Liebe werden hoffentlich als Entschuldigung dienen.«

Der General ging etlichemal im Zimmer auf und ab, und entgegnete dann:

»Was sagt Celeste?«

»Celeste wird nie etwas thun, was ihren Vater unglücklich machen könnte«, entgegnete sie, indem sie auf ihn zuging, ihren Arm um seinen Nacken schlang und ihr Antlitz an seiner Brust verbarg.

Der General küßte seine Tochter und sprach:

»Ich will offen gegen Sie sein, Herr Simpel. Ich kenne niemand, den ich lieber zum Schwiegersohn haben möchte; aber es giebt viele Rücksichten, die junge Leute nur gar zu gern vergessen. Eure Liebe scheint wechselseitig zu sein, und ich will sie nicht hindern; gleichwohl soll aber keine Zusage, kein Verlöbnis stattfinden. Ihr trefft Euch vielleicht in Euerm Leben nicht wieder. Celeste ist noch sehr jung, und sie soll gegen jede Art von Zwang bewahrt bleiben; unter solchen Umständen haben auch Sie vollkommene Freiheit, wenn durch die Zeit oder die Verhältnisse Ihre gegenwärtigen Gefühle verändert werden sollten.«

»Ich kann nicht mehr verlangen, mein teurer Sir«, versetzte ich, die Hand des Generals ergreifend; »es ist eine offene Rede – und mehr, als ich mit Grund erwarten durfte. Ich kann jetzt mit zufriedenem Sinne scheiden, und die Hoffnung, eines Tages Celeste heimzuführen, wird meiner Thätigkeit zum Sporne dienen.«

»Wir wollen jetzt den Gegenstand fallen lassen«, sagte der General. »Celeste, mein Kind, Du weißt, wir haben heute große Gesellschaft bei Tisch, und Du wirst daher gut thun, auf Dein Zimmer zu gehen und Dich vorzubereiten. Ich habe alle von Ihnen befreiten Damen samt ihren Gatten und Vätern eingeladen, Peter, und Sie werden daher die Freude haben, sich selbst zu überzeugen, wie viele Leute Sie durch ihr ritterliches Benehmen glücklich machten. Nun Celeste das Zimmer verlassen hat, muß ich Sie als Mann von Ehre auffordern, ihr keinerlei Versprechen abzudringen, oder sie zu veranlassen, daß sie sich durch Eide an Sie bindet. Ihre Zuneigung zu Ihnen ist unwillkürlich mit ihr groß geworden, und ihr Seelenfrieden schon jetzt zu sehr dabei beteiligt, wenn ein Unfall oder die Verhältnisse Euch für immer trennen sollten. Hoffen wir das Beste und verlassen Sie sich darauf, daß mich keine kleinlichen Rücksichten veranlassen werden, Eure einstige Vereinigung zu hindern.«

Ich dankte dem General mit Thränen. Er drückte mir mit Wärme die Hand, während ich das verlangte Versprechen gab, und wir trennten uns.

Wie glücklich fühlte ich mich, als ich auf mein Zimmer kam und mich daselbst niedersetzte, um mich zu sammeln, und über das Vorgefallene nachzudenken. Allerdings dämpfte der Gedanke an meine abhängige Lage für einen Augenblick meine Freude; aber schon im nächsten baute ich wieder Luftschlösser, malte mir die Entdeckung von meines Onkels Komplott aus, träumte mich im Besitz von Titel und Vermögen, und legte alles zu den Füßen meiner teueren Celeste nieder. Die Hoffnung hielt meinen Geist aufrecht, und ich fühlte mich vor der Hand glücklich, daß Celeste meine Liebe erwiderte. Ich kleidete mich sorgfältig, und ging nach dem Speisesaale hinab, wo ich die ganze Gesellschaft versammelt fand. Es war ein schöner, glücklicher Abend; die Damen baten General O'Brien, mich als Gefangenen zu behalten – sehr freundlich von ihnen – und ich fühlte mich ungemein in der Stimmung, mich ihren Bitten anzuschließen.

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