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Dreizehntes Kapitel.

Abermaliger Wettstreit zwischen dem Kapitän und dem ersten Leutnant. – Eine Herausholpartie. – Herr Chucks macht ein Versehen – stirbt wie ein Gentleman. – Swinburne beginnt seine Erzählung von der Schlacht bei St. Vincent.

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Wir waren kaum eine Woche unterhalb der dänischen Insel St. Thomas gewesen, als wir eine Brigg nahe dem Ufer gewahrten. Wir machten mit vollen Segeln Jagd auf sie und näherten uns bis auf eine und eine halbe Meile der Küste, als die Brigg unter dem Schutz einer Batterie, die ihr Feuer gegen uns eröffnete, vor Anker ging. Das Geschütz war indessen zu hoch gerichtet, und so gingen mehrere Schüsse zwischen uns und dem Mastwerk hin.

»Ich erlebte einmal einen höchst bemerkenswerten Vorfall«, sagte Kapitän Kearney: »Auf eine Fregatte, an deren Bord ich mich befand, wurden von einer Batterie aus gleichzeitig drei Kanonenschüsse abgefeuert. Diese drei Schüsse nahmen uns die drei Marssegelbänder weg und alle unsere Marssegel-Raaen fielen zu gleicher Zeit auf das Eselshaupt herab. Damit nun die Franzosen nicht glauben möchten, daß sie so gut gezielt hatten, rührten wir uns alle tüchtig, die Marssegel wieder zu reffen; und während die Matrosen an den Raaen beschäftigt waren, wurden die Bandhaue gesplißt und die Marssegel wieder hinaufgezogen.«

Herr Phillott konnte diese grenzenlose Lüge nicht stillschweigend hinnehmen, sondern erwiderte: »Sehr sonderbar in der That, Kapitän Kearney, doch bin ich bei einem noch seltsameren Vorfalle zugegen gewesen. Bei einem Gefecht mit den dänischen Kanonenbooten hatten wir auf einer Fregatte, auf der ich stand, das Pulver in die vier Kanonen auf dem Hauptverdeck geschüttet, und als die Leute den Ladstock herauszogen, fuhr eine feindliche Lage in die Mündungen hinein, so die Ladung einer jeden Kanone vervollständigend. Wir feuerten ihnen ihre eigenen Kugeln zurück, und dies geschah dreimal hintereinander.

»Auf mein Wort«, erwiderte Kapitän Kearney, der das Fernglas auf die Batterie gerichtet hielt, »ich denke, diese Geschichte müssen Sie geträumt haben, Herr Phillott.«

»Nicht mehr als Sie die Geschichte mit den Marssegelbändern, Kapitän Kearney.«

Dieser hatte gerade in dem Augenblicke das lange Fernrohr in der Hand und lehnte es über seine Schulter; da schwirrte ihm ein Schuß von der Batterie über den Kopf hin und riß ihm das Glas aus der Hand, daß es in tausend Stücke zerschmettert wurde. »Das ist einmal«, sagte Kapitän Kearney ganz kaltblütig; »aber wollen Sie behaupten, daß das Gleiche dreimal hintereinander geschehen könne? Das nächste Mal nimmt mir die Kugel vielleicht den Kopf, oder den Arm – aber nicht ein anderes Glas weg, während hingegen die Marssegelbänder von drei verschiedenen Kugeln weggenommen werden konnten. Aber geben Sie mir nun ein anderes Glas, Herr Simpel; ich bin überzeugt, das Fahrzeug ist ein Kaperschiff. Was glauben Sie, Herr O'Brien?«

»Ich bin vollkommen Ihrer Meinung, Kapitän Kearney«, erwiderte O'Brien, »und ich denke, es wäre 'n hübsches Stück Übung für unsere Leute, den Kaper unter dieser hundsföttischen Batterie herauszuholen.«

»Steuerbord, das Ruder, Herr Phillott; richten Sie es vier Linien weiter weg und dann will ich heute Nacht darüber nachdenken.«

Dies geschah und die Fregatte entfernte sich aus der Schußweite der Batterie. Es war jetzt ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang, und diese geht in Westindien nicht auf die gleiche Art wie in den nördlichen Breiten unter. Es tritt dort keine Dämmerung ein; sie sinkt hinab in ihrem vollen Glanze, umgeben von den gleich Gold und Rubinen schimmernden Wolken, und so wie sie einmal den Horizont hinunter ist, ist alles finster.

Sobald es Nacht war, stellten wir die Segel gegen den Landwind, und es fand nun eine Beratung zwischen dem Kapitän, Herrn Phillott und O'Brien statt, worin der erstere bestimmte, daß ein Versuch gemacht werden sollte; denn in der That, obgleich das Herausholen eines Schisses eine höchst ernsthafte Sache ist, weil man da mit allen möglichen ungünstigen Verhältnissen zu kämpfen hat, so war doch der Schaden, den die schnellsegelnden Kaper unserm Handel in Westindien zufügten, so groß, daß fast jedes Opfer, um der Interessen des Landes willen, sich rechtfertigen ließ. Dennoch war Kapitän Kearney, obgleich ein tapferer und einsichtsvoller Offizier – einer, der die möglichen Fälle berechnete und seine Leute nicht aufs Spiel setzen mochte, außer wenn er glaubte, daß es die Notwendigkeit gebieterisch fordere. – Dem Angriffe deshalb abgeneigt, weil er die Bucht kannte, in welcher die Brigg vor Anker lag, und obgleich Herr Phillott und O'Brien der Meinung waren, daß der Angriff bei Nacht geschehen sollte, so entschied doch der Kapitän anders. Er war nämlich der Ansicht, wenn auch bei Tag die Gefahr größer sei, so könnten doch die aufgewandten Streitkräfte besser vereinigt werden, und diejenigen, welche sich dem Gefechte in der Nacht entziehen möchten, würden dies bei Tag denn doch nicht wagen. Überdies würde die Mannschaft auf der Batterie am Ufer sowohl, als die auf dem Kaper, die ganze Nacht auf der Hut sein, dagegen bei Tag, wo sie keine Angriffe erwarteten, ihre Wachen einziehen. Es wurde demnach angeordnet, daß alles während der Nacht vorbereitet werden solle, und daß die Boote vor Tagesanbruch abstoßen und zum Lande rudern sollten, wo sie sich hinter einigen Felsenstücken unter den Klippen, welche von der einen Seite den Hafen bildeten, verborgen halten müßten; und wenn sie nicht entdeckt würden, sollten sie bis Mittag dort bleiben, um welche Zeit wahrscheinlicherweise die Mannschaft des Kapers am Ufer und es so nicht schwer sein würde, das Fahrzeug zu nehmen.

Es geht immer sehr lebhaft zu an Bord eines Kriegsschiffes, wenn die Vorbereitungen zu einer Expedition der Art gemacht werden, und da der Leser vielleicht nie dabei zugegen gewesen sein mag, so dürfte eine Beschreibung für ihn nicht ohne Interesse sein. Die Boote der Kriegsschiffe haben in der Regel doppelte Bemannung; die gewöhnliche Bootsmannschaft, bei deren Auswahl darauf Rücksicht genommen wird, die brauchbarsten Leute nicht von dem Schiffe wegzunehmen, und die eigentliche Dienst- oder Kampfmannschaft, die aus den besten Leuten am Bord gezogen wird. Die Beischiffführer der Boote sind die zuverlässigsten Leute des Schiffs, und haben bei dieser Gelegenheit darauf zu sehen, daß ihre Fahrzeuge gehörig ausgerüstet sind.

Die Lansche, die Jolle, der erste und der zweite Kutter wurden zu der gegenwärtigen Unternehmung bestimmt; sie alle führten Kanonen, die auf Schleifen ruhten, welche zwischen der Mannschaft hindurch liefen. Nachdem die Boote ausgesetzt waren, wurden die Kanonen in dieselben hinabgelassen und an den Bugen aufgestellt; dann kamen die Geschützkasten mit den Patronen und der Munition hinein, die Kugeln wurden auf dem Boden untergebracht, und soweit war alles fertig. An den Rudern der Boote wurde mittelst angebrachter Öffnungen und eiserner Rudernägel die geeignete Vorrichtung getroffen, daß sie wenig Geräusch verursachten und, wenn die Fahrzeuge längs des Kapers hinruderten, nach vorn und hinten geschwungen werden konnten, ohne über Bord zu fallen. Ein oder zwei Brecher mit Wasser (das sind kleine Tonnen, die ungefähr sieben Gallonen halten) wurden in jedes Boot gebracht, sowie auch die Branntweinrationen für den Fall eingenommen, daß die Leute durch einen unvorhergesehenen Fall länger aufgehalten würden. Die zu den Booten gehörige Mannschaft war vollauf mit der Untersuchung der Waffen beschäftigt; einigen versahen ihre Pistolen mit Feuersteinen, andere, und diese bildeten den größeren Teil, wetzten ihre Seitengewehre auf dem Schleifstein, oder schärften sie mit einer von dem Gerüstmeister entlehnten Feile – alles war geschäftig und munter. Der Gedanke, ins Gefecht zu kommen, ist dem englischen Matrosen eine Quelle der Freude, und in einem solchen Augenblick werden mehr Späße gemacht – herrscht größere Munterkeit als je. Da es sich bisweilen trifft, daß einige Leute von der Bootsmannschaft auf der Krankenliste stehen, so bringen andere die inständigsten Bitten vor, deren Stellen einnehmen zu dürfen, und nur diejenigen, welche auf der Fregatte bleiben müssen und nicht an der Unternehmung teilnehmen dürfen, zeigen sich ernsthaft. Man hat da durchaus keine Veranlassung, den Befehl zur Bemannung der Boote zu geben, denn die Leute sind in der Regel schon lange unten, noch ehe gepfiffen wird. In der That, man sollte glauben, statt Gefahren und dem Tod, gehe die Mannschaft einer Vergnügungspartie entgegen.

Kapitän Kearney ernannte die Offiziere, welche die Boote befehligen sollten. Er wollte keinem der Seekadetten einen so gefährlichen Posten übertragen; denn es war ihm, wie er sagte, so mancher Fall bekannt, wo eine solche Unternehmung, infolge der Unüberlegtheit und Tollkühnheit dieser jungen Leute scheiterte; demgemäß bestimmte er Herrn Phillott, den ersten Leutnant, auf die Lansche, O'Brien auf die Jolle, den Schiffsmeister auf den ersten und Herrn Chucks, den Beischiffführer, auf den zweiten Kutter. Herr Chucks war sehr erfreut über den Gedanken, ein Boot unter seinem Befehle zu haben, obgleich er im Sinne hatte, mit O'Brien wie sonst zu gehen.

Ungefähr eine Stunde vor Tagesanbruch näherten wir uns mit der Fregatte dem Lande bis auf anderthalb Meilen; dann stießen die Boote ab, die Fregatte legte um, und steuerte in die offene See hinaus, um bei Tagesanbruch in einer Entfernung gesehen zu werden, die keinerlei Verdacht über die Absendung unserer Boote erregen konnte, während wir selbst mit diesen ruhig dem Lande zuruderten. Es stand keine Viertelstunde an, bis wir das Kap erreichten, das die eine Seite der Bucht bildete, und da verbargen wir uns gut zwischen einigen vorspringenden Felsstücken. Unsere Ruder wurden hineingelegt, die Bootsleinen befestigt und Befehl zum strengsten Stillschweigen erteilt. Da die Felsen sehr hoch waren, so konnten die Boote nicht gesehen werden, außer wenn sich einer auf den Rand des Absturzes begeben hätte, und selbst da würde er dieselben für Felsblöcke gehalten haben. Das Wasser war so glatt wie ein Spiegel, und sobald es völlig Tag war, lehnten sich die Leute nachlässig über die Seiten der Boote hin, um nach den Korallenfelsen hinunterzusehen und die vorübergleitenden Fische zu beobachten.

»Ich könnte nicht sagen, Herr Simpel«, redete mich Herr Chucks mit leiser Stimme an, »daß ich viel Gutes von dieser Unternehmung denke; und ich glaube sogar, daß mehrere von uns die Zahl der Tischgenossen vermindern werden. Auf Windstille folgt Sturm, und wie ruhig ist jetzt alles. Doch ich will meinen Oberrock ausziehen, denn die Sonne brennt schon tüchtig. Beischiffführer, gieb mir meine Jacke.«

Herr Chucks hatte seinen Überrock, aber nicht seine Jacke darunter angezogen, die er über eine der Kanonen auf dem Hauptverdeck hingelegt hatte, schon ganz bereit sich umzukleiden, sobald der starke Tau fort wäre. Der Beischiffführer gab ihm die Jacke und Herr Chucks zog den Überrock aus, um dieselbe anzulegen; doch als er sie auseinanderschlug, zeigte sich, daß sie aus Versehen mitgenommen worden sein mußte, denn sie war mit zwei kleinen Epauletten versehen, und gehörte somit Kapitän Kearney, dessen Steward sie zum Ausbürsten aufgebracht und auf dieselbe Kanone hingelegt hatte.

»Bei dem ganzen Adel von England!« schrie Herr Chucks, »ich habe aus Versehen des Kapitäns Jacke mitgenommen. Das ist nun eine saubere Geschichte! Wenn ich meinen Überrock anbehalte, so werde ich mich zu Tode schwitzen, lege ich keine Jacke an, so werde ich braun geröstet werden, und wenn ich des Kapitäns Jacke anziehe, so wird man es mir als einen Mangel an Respekt auslegen.«

Die Leute in den Booten kicherten, und Herr Phillott, der sich in der Lansche zunächst bei uns befand, drehte sich um, nachzusehen, was denn los sei. O'Brien saß im Stern der Lansche bei dem ersten Leutnant, und ich lehnte mich hinüber, um das Vorgefallene zu erzählen.

»Beim Allmächtigen, ich kann nicht einsehen, weshalb des Kapitäns Jacke darunter Not leiden sollte, wenn Herr Chucks sie anzieht«, sagte O'Brien, »außer wenn eine Kugel dadurch ginge, und das wäre ja nicht die Schuld des Herrn Chucks.«

»Nun«, bemerkte der erste Leutnant, »in einem solchen Falle würde der Kapitän die Jacke sorgfältig aufheben und schwören, die Kugel sei rings um seinen Leib herumgegangen, ohne ihn zu verwunden. Er würde da ein gutes Garn zu spinnen haben; legen Sie die Jacke nur an, Herr Chucks, Sie werden so eine gute Zielscheibe für den Feind abgeben.«

»Dieser Gefahr will ich mich mit Vergnügen aussetzen«, sagte Herr Chucks zu mir, »nur um für einen Gentleman gehalten zu werden; also her damit.«

Es entstand ein allgemeines Gelächter, als Herr Chucks des Kapitän Jacke anzog und sich mit dem Ausdrucke großen Wohlbehagens am Stern des Kutters niedersetzte. Einer von den Leuten auf unserem Boote fand für gut, sein Gelächter ein bißchen länger fortzusetzen, als Herr Chucks es für nötig erachtete; er lehnte sich deshalb vor und redete ihn folgendermaßen an: »Heh, Herr Webber, ich bitte um die Erlaubnis, Euch die Bemerkung zu machen, und zwar auf die delikateste Weise von der Welt – Euch nur anzudeuten – daß es nicht Sitte ist, über Euern vorgesetzten Offizier zu lachen. Ich denke, Euch nur beizubringen, daß Ihr ein verfluchter Sohn von einem Seekoch seid, und wenn wir beide leben und gesund sind, so will ich Euch beweisen, daß, wenn man auch über mich lachen kann, wenn ich auf einem Boote des Kapitäns Jacke anziehe, ich mich doch am Bord der Fregatte mit meinem Beischiffführerstock in der Hand nicht auslachen lasse, und so magst Du, mein Herzchen, nach Unwetter aussehen, wenn Du auf das Vorderdeck kommst; denn ich will verdammt sein, wenn ich Dich nicht mehr Sterne sehen machen will, als Gott der Allmächtige je geschaffen hat, und Dich mehr Sprünge machen lasse, als alle französischen Tanzmeister zusammen. Merkt Euch meine Worte, Ihr Pudding fressender, Erbssuppe verschlingender, Hosen scheuernder Hurensohn.«

Da Herr Chucks gegen das Ende dieser Rede etwas lauter gesprochen hatte, als der Dienst gestattete, so wurde er vom ersten Leutnant zur Ordnung verwiesen, worauf er sich wieder mit all dem wichtig thuenden und befehlshaberischen Wesen, das einem paar Epauletts so recht eigentlich anzugehören scheint, auf die Bank am Stern niederließ.

Wir verblieben hinter den Felsen bis gegen Mittag, und waren da so gut verborgen, daß wir vom Feinde nicht entdeckt wurden; hingegen hatten wir einen Offizier abgesandt, der, im sicheren Versteck zwischen den Felsklippen liegend, den Feind beobachtete. Zwischen dem Kaper und dem Lande gingen fortwährend Boote hin und her, die, wie es schien, mit Mannschaft besetzt, vom Schiffe abfuhren und nur mit ein paar Leuten wieder zurückkehrten, so daß wir alle Hoffnung hatten, nur geringe Bemannung zur Verteidigung des Fahrzeuges anzutreffen. Herr Phillott sah auf seine Uhr und hielt sie O'Brien hin, um zu zeigen, daß er den Befehlen des Kapitäns genau nachgekommen sei; dann gab er den Befehl zum Abstoßen der Boote. Die Fangleinen wurden von den Bugleuten gelöst, die Kanonen geladen und mit Lunten versehen, die Matrosen griffen zu den Rudern und in ein paar Minuten schon waren wir zwischen den Felsen hervor, wo wir uns, noch eine Viertelmeile von der Einfahrt des Hafens, und eine halbe Meile mehr von der Kaperbrigg entfernt, in gerader Linie aufstellten. Dann ruderten wir so rasch als möglich zu, riefen aber kein Hurrah, bis der Feind die erste Kanone auf uns abfeuerte; dies geschah von einer ganz unerwarteten Seite her, während wir zur Mündung des Hafens hineinfuhren, wobei unsere Unionsflagge, da es ganz windstill war, über den Stern ins Wasser herabhing. Es zeigte sich nun, daß die Franzosen auf beiden Seiten der kleinen Bucht eine Wasserbatterie mit je zwei Geschützstücken errichtet hatten, und eine dieser Kanonen also wurde, mit Kartätschen geladen, auf uns abgefeuert; doch war die Richtung zu nieder, und obgleich durch die Kugeln das Wasser bis auf fünf Ellen von der Lansche gepeitscht wurde, so nahmen wir doch keinen Schaden. Beim Abfeuern der anderen Geschütze waren wir eben so glücklich; an zweien derselben fuhren wir so schnell vorbei, daß sie nicht genug vorwärts gerichtet werden konnten, ihre Kugeln somit hinter uns ins Wasser fielen, und auch die anderen, deren Ladungen uns zwar erreichten, fügten uns keinen weiteren Nachteil zu, als daß sie zwei Ruder des ersten Kutters zersplitterten.

Unterdessen hatte man auch, wie wir sahen, vom Kaper aus, sobald man uns dort gewahrte, Boote ans Land geschickt und Mannschaft herbeigeholt; dann stießen die Boote zum zweiten Male ab, waren jedoch noch nicht wieder an Bord zurückgekehrt: sie befanden sich vielmehr jetzt in derselben Entfernung vom Kaper wie unsere Boote, und es war ganz ungewiß, welche von beiden Partieen zuerst zu demselben gelangen würde. Sobald dies O'Brien sah, machte er Herr Phillott den Vorschlag, zuerst die Boote anzugreifen und hernach an der Seite zu entern, wohin sie ruderten, da sie höchstwahrscheinlich in den Enternetzen eine Öffnung gelassen haben würden, die, bis zu den Nocken sich hinaufziehend, unserem Erfolge ein beträchtliches Hindernis bieten würde. Herr Phillott stimmte O'Brien vollkommen bei, befahl den Bugleuten, ihre Ruder hereinzulegen und die Kanonen zum Abfeuern auf den ersten Wink völlig parat zu halten, die anderen Ruderer aber forderte er auf, ihr Bestes zu thun. Da wurde jeder Nerv, jeder Muskel von unseren unerschrockenen Matrosen, denen es so sehr um den Sieg zu thun war, angestrengt. Als wir noch ungefähr zwanzig Ellen vom Kaper und eben so weit von den Booten entfernt waren, wurde »Feuer« kommandiert; die auf der Lansche befindlichen Kanonen wurden abgefeuert und trafen so gut, daß das eine der französischen Boote augenblicklich untersank; auch die Kugelladungen aus unseren anderen kleinen Geschossen richteten große Verheerungen unter der feindlichen Mannschaft an. Eine Minute später waren wir, französische und englische Boote durcheinander, unter drei Hurrahs unserer Matrosen, zur Seite des Schiffes, und nun begann, dicht zusammengedrängt, das hartnäckigste Gefecht. Die Franzosen kämpften verzweifelt, und sobald sie überwältigt waren, erhielten sie Verstärkung von der Mannschaft des Kapers, die es nicht mitansehen konnte, wie ihre Kameraden ihrer Hilfe bedurften, ohne ihnen dieselbe zu leisten. Einige sprangen von den Puttingen in die Boote mitten auf unsere Leute herab; andere warfen kalte Kugeln auf uns, um uns zu töten oder unsere Boote sinken zu machen, und so begann eines der verzweifeltsten Handgemenge, dem ich je beiwohnte.

Doch entschied es sich bald zu unserem Vorteil, denn wir waren der Zahl und der Armierung nach dem Feinde überlegen, und sobald der letztere keinen Widerstand mehr leistete, sprangen wir auf den Kaper, wo wir jedoch keinen einzigen Mann mehr, sondern nur einen großen Hund trafen, der auf O'Brien, sobald dieser die Lücke öffnete, zustürzte, um ihn bei der Kehle zu fassen.

»Tötet ihn nicht«, sagte O'Brien zu den Matrosen, die zu seiner Hilfe herbeieilten, »reißt ihn nur weg«.

Nachdem dies geschehen war, band O'Brien den Hund an einer Kanone fest mit den Worten: »beim Himmel, Bursche, Du bist mein Gefangener«.

Obgleich wir nun im Besitze des Kapers waren, so hatten wir doch damit, wie sich gleich zeigen wird, das Mißliche unserer Lage noch keineswegs völlig Überstunden; denn wir waren nunmehr nicht nur dem Feuer der beiden Batterien an der Mündung des Hafens, die wir zu passieren hatten, ausgesetzt, sondern auch dem von der Batterie im Hintergrunde der Bucht, die Tags zuvor auf die Fregatte gefeuert hatte. Inzwischen beeilten wir uns sehr, das Ankertau zu kappen, die Marssegel niederzulassen und die Verwundeten aus den Booten auf die Fregatte zu schaffen; dies alles war das Werk weniger Minuten. Die meisten der Franzosen waren im Gefechte gefallen; wir hingegen hatten nur neun verwundete Matrosen und Herrn Chucks, den Beischiffführer, der von einer Kugel durch den Leib geschossen war und wenig Aussicht zum Davonkommen gab. Wie Herr Phillott vorausgesagt hatte, war er durch des Kapitäns Epauletten zur Zielscheibe des Feindes geworden, und so in erborgtem Gefieder gefallen.

Sobald die Verwundeten alle an Bord gebracht und auf dem Verdecke hingelegt waren – unsere eigenen Leute sowohl als die verwundeten Franzosen, deren Zahl, so viel ich mich erinnern kann, sich auf vierzehn belief – wurden die Schlepptaue vorn herausgehängt, die Boote bemannt, und wir begannen die Brigg aus dem Hafen zu bugsieren. Es herrschte tiefe Windstille, und wir kamen so nur langsam voran. Unsere siegestrunkene Mannschaft aber schrie freudige Hurrahs und ruderte unter munteren Scherzen aus allen Kräften. Als der Feind sah, daß wir den Kaper genommen hatten, und daß die französischen Boote ohne Mannschaft im Hafen herumtrieben, eröffnete er, und zwar mit vielem Erfolge, sein Feuer auf uns. Ehe wir uns noch gegenüber von den zwei Wasserbatterien befanden, erhielten wir von den anderen Batterien drei Schüsse zwischen Wind und Wasser, und die Wellen drangen stark in das Fahrzeug ein. Ich hatte mich mit dem armen Chucks beschäftigt, der auf der Steuerbordseite in der Nähe des Rades lag; das Blut strömte aus seiner Wunde und bezeichnete seinen Lauf mehrere Fuß weit auf den Planken des Verdeckes hin. Er schien sehr schwach und ich band mein Taschentuch um seinen Leib, um den Blutverlust zu hemmen, auch brachte ich ihm Wasser, womit ich sein Gesicht wusch und wovon ich ihm einiges in den Mund goß. Dann schlug er die Augen auf und blickte mich groß an.

»Ah, Herr Simpel«, sagte er mit todesmatter Stimme, »sind Sie's? Mit mir ist's ganz vorüber, aber besser konnte es nicht kommen – konnt' es wohl?«

»Wie meinen Sie das?« fragte ich.

»Nun ja, bin ich nicht gefallen im Anzuge eines Offiziers und Gentlemans?« sagte er, auf des Kapitäns Jacke und Epaulette anspielend. »Ich will lieber jetzt in dieser Kleidung sterben, als davonkommen, um die Bootsmannsuniform wieder anzulegen. Ich fühle mich ganz glücklich«. Dabei drückte er mir die Hand, schloß aber vor Schwäche die Augen wieder.

Wir befanden uns jetzt den zwei Batterien an der Hafenspitze gegenüber, deren Kanonen so gerichtet waren, daß sie unsere Boote, welche die Brigg hinausbugsierten, bestrichen. Der erste Schuß durchbohrte den Boden der Lansche; und wenn auch glücklicher Weise die ganze Mannschaft gerettet wurde, so stand es doch, da die Lansche dem Kaper zunächst gelegen war, sehr lange an, bis die anderen Boote von ihr loskommen und die Brigg wieder ins Schlepptau nehmen konnten. Nun fiel ein dichter Kugelregen, und das Kartätschenfeuer wurde höchst lästig. Doch unsere Leute ruderten tüchtig darauf los, erwiderten jeden Schuß des Feindes mit lautem Hurrah, und so waren wir schon mit geringem Verluste an den beiden Batterien beinahe vorübergefahren, als wir bemerkten, die Brigg sei so voll Wasser, daß sie nur noch wenige Minuten flott bleiben und also durchaus nicht zur Fregatte hinbugsiert werden könne. Unter diesen Umständen entschied Herr Phillott, daß es nutzlos sein würde, noch mehr Menschenleben aufs Spiel zu setzen, und daß demgemäß die Verwundeten von der Brigg weggebracht werden und die Boote nun allein unserem Schiffe zurudern sollten. Er beauftragte mich, dieselben in den Kutter, den er herbeisandte, aufzunehmen und dann den anderen Booten zu folgen. Dies that ich so schnell als nur möglich, denn ich wünschte nicht zurückzubleiben; und sobald alle unsere Verwundeten in den Booten lagen, ging ich auch zu Herrn Chucks, um ihn hinabzubringen. Er schien wieder einigermaßen zu sich gekommen zu sein, und wollte uns nicht gestatten, ihn fortzunehmen.

»Mein lieber Herr Simpel«, sagte er, »es ist nutzlos; ich kann nicht mehr davonkommen und will lieber sterben. Ich beschwöre Sie, mich nicht fortzubringen. Wenn der Feind die Brigg in Besitz nimmt, ehe sie sinkt, so werde ich mit militärischen Ehren begraben werden, wo nicht, so sterbe ich doch wenigstens in der Kleidung eines Gentleman. Jetzt rasch fort, so schnell Sie nur können, ehe Sie noch mehr Leute verlieren. Ich bleibe hier – das ist einmal ausgemacht.«

Ich machte ihm Vorstellungen dagegen; es zeigten sich aber nun zwei mit voller Mannschaft besetzte Boote, die vom Hafen aus der Brigg zuruderten. Sobald der Feind nämlich sah, daß wir letztere aufgegeben hatten, kam er herbei, um dieselbe in Besitz zu nehmen. Ich hatte somit keine Zeit, lange in Herrn Chucks zu dringen und ihn zu einer Änderung seines Entschlusses zu bewegen, und da ich einem sterbenden Manne keine Gewalt anthun wollte, drückte ich ihm die Hand und verließ ihn. Nur mit Mühe entkam ich den feindlichen Booten, die schon ganz nahe bei der Brigg waren; sie machten einige Zeit Jagd auf mich, da aber die Jolle und der Kutter zu meiner Hilfe umkehrten, so gaben sie ihre Verfolgung auf.

Im ganzen genommen war die Unternehmung eben so gut eingeleitet als ausgeführt. Der einzige Mann, den wir verloren, war Herr Chucks, denn die Wunden der übrigen waren nicht tödlich. Kapitän Kearney sprach seine volle Zufriedenheit mit unserem Benehmen aus; eben so auch der Admiral, als man ihm den Hergang berichtete. Der erstere war freilich etwas ärgerlich wegen des Verlustes seiner Jacke, ließ mich rufen und fragte, warum ich sie Herrn Chucks nicht ausgezogen und an Bord gebracht hätte. Da ich ihm die Sache nicht ganz genau erzählen wollte, so antwortete ich nur: ich hätte einen sterbenden Mann nicht mehr beunruhigen mögen; auch sei die Jacke so mit Blut befleckt gewesen, daß sie nicht wieder hätte getragen werden können« – und so war es ja auch.

»In jedem Fall hätten Sie meine Epaulette mitnehmen sollen«, entgegnete der Kapitän, »aber Ihr jungen Herren denkt an nichts als an Wohlleben«.

Ich hatte diese Nacht die erste Wache, als Swinburne, der Quartiermeister, auf mich zukam, und mich um die einzelnen Umstände des Gefechtes befragte; denn er war in den Booten nicht mit gewesen. »Gut«, sagte er, »Herr Chucks war allem Anscheine nach in seiner Art ein ganz guter Bootsmann, wenn er nur hätte seinem Rohre etwas mehr Ruhe gönnen mögen. Er war ein tüchtiger Kamerad und kannte seinen Dienst. Einer, der ihm völlig glich, wurde auf unserem Schiffe in der Schlacht von St. Vincent getötet«.

»Was! Waren Sie bei dieser Schlacht?« entgegnete ich.

»Ja, allerdings, und ich diente auf dem ›Kapitän‹, dem Schiffe Lord Nelson's«.

»Nun gut, dann darf ich wohl hoffen, daß Sie mir alles genau erzählen«.

»Ja, sehen Sie, Herr Simpel, ich habe keinen Grund, warum ich Ihnen nicht hier und da ein Garn spinnen sollte«, erwiderte Swinburne, »aber wie Herr Chucks zu sagen pflegte, erlauben Sie mir, Ihnen zu bemerken, und zwar auf die allerdelikateste Weise von der Welt, daß ich wohl sehe, wie der Matrose, der Ihre Hängematte besorgt, und Ihnen bisweilen eine reine aufschlingt, gar häufig ein gutes Glas Grog für seine Faden bekommt, und ich kann nicht einsehen, warum die meinigen nicht eben so viel wert sein sollten«.

»Sie sind es allerdings, Swinburne, und noch viel mehr, und ich verspreche Ihnen auch einen guten steifen auf morgen abend«.

»Ganz schön, Sir, jetzt will ihnen auch alles erzählen, und zwar mehr als mancher andere kann, denn ich weiß, wie die Schlacht herbeigeführt wurde«.

Ich warf das Log aus, bezeichnete den Steuerbordlauf und setzte mich dann hinten auf den Flaggenkasten zu Swinburne hin, der seine Erzählung folgendermaßen begann: –

»Sie müssen wissen, Herr Simpel, daß, als die englische Flotte nach der Räumung von Korsika in das Mittelmeer hinabsegelte, dieselbe nicht mehr als siebzehn Linienschiffe zählte, während die spanischen Flotten von Ferrol und Karthagena, die sich in Kadix vereinigt hatten, nahezu auf dreißig Schiffe sich beliefen. Sir John Jarvis befehligte damals unsere Flotte; weil aber die Dons durchaus keine Lust zu haben schienen, herauszusegeln und fast zwei gegen eines mit uns zusammenzukommen, ließ Sir John den Sir W. Parker mit sechs Linienschiffen zur Bewachung der spanischen Bettler zurück, während er selbst mit dem übrigen Teil der Flotte nach Lissabon segelte, um Wasser einzunehmen und die nötigen Ausbesserungen zu treffen. Nun sehen Sie, Herr Simpel, Portugal war damals, wie man so sagt, neutral, das heißt, es mischte sich gar nicht in die Sache, war gut Freund mit beiden Parteien und eben so geneigt, den Spaniern frisches Fleisch und Wasser zu liefern wie den Engländern, insofern nämlich die Spanier gekommen wären und es verlangt hätten, was sie jedoch nicht wagten. Die Portugiesen und die Engländer sind von jeher die besten Freunde gewesen, und zwar deswegen, weil wir anderswo keinen Portwein, und sie anderswo keinen Käufer bekommen können; deshalb überließen die Portugiesen ihr Arsenal in Lissabon den Engländern zur Benutzung, und es wurden da alle unsere Vorräte unter der Aufsicht des alten Teufelskerls, Sir Isack Koffin aufbewahrt. Nun traf es sich, daß einer der Schreiber auf des alten Isacks Kanzleibureau, ein portugiesischer Bursche, einige Zeit zuvor im Dienste des spanischen Botschafters gestanden hatte; 's war so ein ganz gewandter Kerl und diente als Dolmetsch, in den der alte Kommissionär großes Vertrauen setzte«.

»Aber wie erfuhren Sie dies alles, Swinburne?«

»Das will ich Ihnen sagen, Herr Simpel: ich steuerte die Jolle als Beiführer, und wenn Admiral und Kapitän im Stern sich mit einander besprechen, so vergessen sie gar oft, daß der Beischiffführer dicht hinter ihnen steht. Doch lernte ich nur die eine Hälfte auf diese Weise kennen, die andere aber fügte ich hinzu, wenn ich die Logs mit des Admirals Steward verglich, der natürlich auch einen schönen Teil zu hören bekam. Das erste was mir davon zu Ohren kam, war, daß der alte Sir John nach der zweiten Flasche dem Sir Isack zurief: ›He, Sir Isack, wer tötete den spanischen Kourier?‹ – ›Nicht ich, bei Gott‹, erwiderte Sir Isack, ›ich ließ ihn nur für tot zurück‹, und dann brachen sie beide in ein Gelächter aus, in das auch Nelson, der bei ihnen saß, einstimmte. Also gut, Herr Simpel, dem Sir Isack wurde gemeldet, es sei bemerkt worden, wie sein Schreiber schon oft Notizen von den verschiedenen an die Flotte erlassenen Befehlen genommen habe, namentlich von solchen, welche die sparsamste Verwendung von Seiner Majestät Vorräten anordneten. Auf dies hin ging Sir Isack zum Admiral und verlangte die Entlassung dieses Mannes. Nun war aber der alte Sir John ein alter schlauer Fuchs und antwortete: ›Nicht doch, Kommissionär – vielleicht gelingt es uns, ihn in der eigenen Schlinge zu fangen.‹ Mit diesen Worten setzte sich der Admiral nieder, ließ sich Tinte und Feder geben, und schrieb da einen langen Brief an den Kommissionär des Inhalts: Die Vorräte für die Flotte wären alle erschöpft, und sei es deshalb unmöglich, ohne vorherige Zufuhr in See zu gehen, und er wünsche nun zu erfahren, bis wann der Kommissionär neue Transporte aus England erwarte. Er sagte ferner in diesem Briefe, wenn die spanische Flotte jetzt von Cadix herauskäme, so würde es ihm unmöglich sein, den Sir W. Parker, der mit sechs Linienschiffen die spanische Flotte bewache, zu unterstützen, indem er in seinem gegenwärtigen Zustande den Hafen nicht wohl verlassen könne. Auf dieses Schreiben antwortete der Kommissionär, daß er, nach den neuesten Berichten zu schließen, in sechs Wochen oder zwei Monaten neue Zufuhren zu erhalten gedenke, daß dies aber früher nicht möglich sein werde. Diese beiden Briefe wurden dem verfluchten portugiesischen Schreiberspion in den Weg gelegt; er nahm auch richtig eine Abschrift derselben, und denselben Abend noch sah man ihn in das Haus des spanischen Gesandten hineingehen. Dann schickte Sir John einen Kourier nach Ferro – das ist eine kleine Stadt im Süden der portugiesischen Küste – mit Depeschen an Sir W. Parker, worin er ihm aufforderte, nach dem Kap St. Vincent abzusegeln und die spanische Flotte dahin zu locken, im Fall sie ihm nachfolgen sollte. Also sehen Sie, Herr Simpel, soweit war die Sache gut eingefädelt. Nun mußte zunächst auch das Haus des spanischen Gesandten bewacht und darauf acht gegeben werden, ob er Depeschen fortschicke; und siehe da, zwei Tage, nachdem ihm die Abschriften der Briefe durch den Schurken von Schreiber zugestellt worden war, schickte richtig der spanische Gesandte zwei Kouriere ab, den einen nach Cadix und den andern nach Madrid, wo der König von Spanien lebt. Den einen nach Cadix ließ man ruhig seiner Wege ziehen, der andere nach Madrid aber wurde auf Befehl des Admirals aufgefangen, und dieser Auftrag fiel dem Kommissionär Sir Isack zu, der sich dessen auch auf die eine oder die andere Weise entledigte, und das war der Grund, warum der Admiral ihm zurief: ›He, Sir Isack, wer tötete den Kourier?‹ Aus den dem letztern abgenommenen Depeschen ersah man, daß dem spanischen Admiral – ich vergaß seinen Namen, er lautete aber wie Magazine – Nachricht von dem vermeintlich verkümmerten Zustande unseres Geschwaders gegeben war. Sir John nahm es jetzt für ausgemacht an, daß die Spanier die Gelegenheit zur Wegnahme von sechs Linienschiffen – mehr englische Schiffe als sie je in ihrem Leben genommen hatten – nicht unbenützt vorbeigehen lassen werden, wartete noch ein paar Tage, um ihnen Zeit zu geben, und segelte dann von Lissabon nach dem Kap St. Vincent ab, wo er sich mit Sir W. Parker vereinigte und dann auf die Spanier einfiel; diesen brachten wir eine tüchtige Schlappe bei. Nun sehen Sie, Herr Simpel, das alles kann Ihnen nicht jedermann erzählen.«

»Ganz gut, aber nun auch zur Schlacht, Swinburne.«

»Gott segne Sie, Herr Simpel, es ist jetzt Glock' sieben vorbei, und die Schlacht von St. Vincent kann ich nicht in einer halben Stunde durchfechten; und überdies ist es wohl auch noch ein zweites Glas Grog wert, die ganze Beschreibung der Schlacht anzuhören.«

»Das sollen Sie auch haben, Swinburne, vergessen Sie nur nicht, mir diese Geschichte zu erzählen.«

Wir trennten uns jetzt und in weniger als einer Stunde träumte ich von Depeschen – Sir John Jarvis – Sir Isack Koffin – und spanischen Kourieren.

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