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Adam und der Mann am Kreuze

.Die Gäste sind fort.

Auch Genovef hat Marie heimgeschickt. Sie brauche nicht mehr zu kommen, Tonys sei kräftig genug, in drei Tagen sei sie selbst daheim; sie erhalte ein gutes Osterstück.

His sitzt noch eine Weile mit rotem, erregtem Kopf in der Stube.

Dionys hat sich hingelegt: »Der Pfarrer glaubt so und Sie glauben so!« will er trösten.

»Und du, Tonys?« fragt His.

»Und ich …« lächelt der töricht und wunderlich vom Bett.

Nebelland! denkt His und geht hinauf.

Er öffnet das Fenster. Im Mondschein liegt das Gebirg. Um die steilen Hänge lagern Nebelbänke. Aus den Schluchten steigen langsam sich ballende Schwaden. His wirft sich aufs Lager und fällt in schweren Schlaf.

*

Doch im Schlaf kommt ein Wachen über ihn. Er läßt sich aus der Hand, und plötzlich schwebt er gleich einem Luftballon über seinem eigenen Haupt. – »Nein, dies Land ist hoffnungslos!« spricht er zu sich selbst. »Dieser Zwiespalt von Schein und Sein, dieses Sich-in-die-Brust-Werfen und dieses Zerknirschtsein, diese starken Felswände und diese gleitenden, alles verwischenden Nebel! Hinaus! Hinweg über den alten Grenzwall der Alpen! Zum Süden! Dort liegt das Leben, die helle Sicht!«

Plötzlich sieht er einen Menschen wandern, so wie im Anfang und je die Menschen wanderten, die Lenden gegürtet, Sandalen an den Füßen, den Beutel und das Trinkgerät zur Seite.

Dieser Mensch, langbeinig, doch breitschultrig, mit mächtiger Brust, starkem Nacken und rötlichem Haarschopf, schreitet wie ein Naturapostel durch eine große Stadt Die Mittagshitze brütet über dem Asphalt, die Riesenwarenhäuser, Konfektionsläden und Wolkenkratzerbureaus haben eben zur Mittagspause ihre Menschenmassen ausgespien. Die Straße brodelt von Dampf, Lärm und Gerüchen, die Trams rattern, die Autos bellen, die Menschen surren durcheinander wie ein Bienenschwarm, Benzinstaub klebt am Gaumen. Durch diese Straße müht sich der rötliche Mensch, barhaupt, in Sandalen, Trinkgerät und Beutel an der Seite. Beklemmung und Zorn färben seine Stirn.

Auf einmal spürt er einen Hauch. Zur Rechten buchtet ein runder Platz, mit ein paar baumartigen Gewächsen bestanden. Der rötliche Mensch bahnt sich eine Gasse, spürt, wie er bald hier, bald da auf fremden Füßen steht, hört Flüche noch, dann liegt die kochende Welle hinter ihm.

Er steht allein, auf Steinfliesen, auf einer breiten quadrigen Treppe aus hellem Basalt, dicht vor ihm das Portal einer hohen Kirche. Drunten hastet der Menschenstrom, keiner sieht hinauf, die Sonne brennt.

Er tritt ein.

Kühle. Dämmer. Farbiges Wunderlicht durch die hohen bemalten Fenster.

Und Stille. Kein Mensch in dem gewaltigen Bau. Keine Fliege, die summt. Kein Atemzug außer dem seinen.

Langsam schreitet der rötliche Mensch durch das mächtige Mittelschiff, durch das Riesensteingestämm der Säulen nach vorn, und wieder sieht er, daß die ganze Kirche leer. Gleich vor dem Chor, eine Stufe über dem Boden, steht ein großes Taufbecken und dahinter ein sehr hohes Holzkreuz mit dem Gekreuzigten daran.

Der Eindringling setzt sich in eine der vorderen Bänke und schaut empor zu dem Kruzifix und zu den in roten, gelben und grünen Farben funkelnden Spitzbogenfenstern des Chores. Betäubend diese Stille und Kühle, losgelöst vom Leben zum einen Teil … zum andern aber meldet sich der Hunger!

Der rötliche junge Mensch holt tief Luft und schaut sich um. Die Kirche ist mausleer. So ruhig und kühl trifft er es nirgends. Wen kränkt's? Er greift in den Beutel, nimmt das Brot, klappt ein Schwert von Messer auf, säbelt vom Brot und vom Käse je einen Happen herunter, nimmt einen langen Schluck aus der Feldflasche und beginnt mit tiefstem Behagen zu essen.

Eine Weile mag so vergangen sein, und der rötliche Mensch ist ganz in sein Tun, das seinem Leibe gehört, versunken, da plötzlich klingt eine Stimme: »Du issest und mich hungert …«

Dem Menschen fällt das Messer aus der Hand, der Kiefer steht ihm offen, sein Auge sucht starr nach dem Laut.

»Hast du mich vergessen … Adam … rothaariger Bruder?« fragt jetzt die Stimme vom Kreuz.

»Bist du es?« stöhnt der Mensch und schaut, wie der Mann am Kreuz sich rührt und den Kopf von einer Schulter zur andern neigt.

»Ich bin es!« spricht der Mann droben. »Doch laß dein Brot nicht fallen! Wir werden es brauchen.«

»Wir? – O Herr, was sagst du!«

»Ja, Adam«, antwortet der Kruzifixus. »Ja, Adam … mich … hungert.«

Den rötlichen Menschen schaudert's; er spricht: »Wie kann dich hungern, da dein Leib das Brot des ewigen Lebens, da nie dürsten wird, wer von deinen Worten trinkt?«

»Gesell,« stöhnt der Mann am Kreuz, »ich danke dem Schöpfer aller Kreatur, daß mich wieder darbt und dürstet! Zu lang starb ich den starren Tod des Papiers und des Gipses, zu lang ist's her, daß man um mich kämpfte und litt, zu lang schon hat man mich verehrt, nein, ich ward alt und steif auf all den Postamenten und feilen Drucken, ich spüre es mit Todesschmerz, die Menschen speien mich aus ihren Herzen, sie führen mich im Mund und setzen mich auf Säulen … ich ward ein Schatten meiner selbst! Und deshalb hungert's mich mit Wildheit …«

»Herr, lästerst du nicht deiner selbst!«

»Laß deine großen Worte, Adam! Glaub mir, mich hungert's wie ein Hungerssterbender – nicht nach Weihrauch, Opfer und Hochgesang – mich hungert, glaub mir's nach einem Krumen Leben, mich hungert's nach … Gewöhnlichem! Adam, dir sag ich's, versteh es recht, ich möchte einmal wieder herab vom Kreuz, heraus aus den Kirchen und dem gesalbten Mund meiner Verkünder mitten unter meine Knechtsbrüder – denn: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken! – einmal wieder möchte ich mich mit ihnen mischen, eins mit ihnen werden, von ihnen verkannt, gehaßt, umkämpft, geliebt und auch gekreuzigt! Ich möchte leben, Adam!«

»Wie soll das geschehen, Herr?«

»Spürst du … es nicht … Adam?«

»O Herr, ich stecke zu tief in diesem Leib.«

»So wirst du es können!«

»Herr?!«

»Du müßtest … mich … erlösen.«

»Ich … dich … erlösen?«

»Ja, Adam! Heute müßtest du mich erlösen! Ehemals regierte das Blut, die Begierde, das Tier; das war der Mord! Heute regiert das Papier, das Geschäft, der Alleskönner Mensch: das ist der Tod! Wie ich das meine, das könnte ich dir nur leise ins Ohr geben, und hierzu, rötlicher Bruder, müßte ich herab vom Kreuz!«

»O Herr,« spricht ratlos der Mensch, »du bist das mächtigste Wesen der Welt … in jedem Haus hängt dein Abbild, jedes Kind muß vom ersten Tag seines Lallens deine Worte lernen, millionenfach ist deine Lehre niedergeschrieben, auf allen Fahnen und Wehrgurten steht dein Name, in jeder Stadt, in jedem Dorf hat man dir himmelhohe Häuser errichtet, und ich soll dich erlösen?«

»Du, Adam! Dennoch: Mich hungert's nach Leben! Mich darbt's nach Fleisch und Blut! Du aber, Gesell, du bist in dieses Gebetshaus getreten im Stande der Unschuld, im Wanderschuh, sonnverbrannt, erdbestaubt, nicht im Leichenbitterrock und mit jener Totenfeierlichkeit der Pharisäer, für die noch immer mein Gleichnis gilt von den übertünchten Gräbern! Du hast deine Stimme nicht lügen lassen, da dich hungerte im Bethaus – denn auch der Hunger kommt von Gott! – Du hast vor meinem Altar deinen Trunk getrunken und dein Brot gebrochen, und nun steigt der Duft dieses Erdenbrotes zu mir herauf, daß mein vergoldeter Leib bangt und begehrt nach diesem Brot, nach diesem Leben … o Adam, gib mir von deinem Brot!«

Der rötliche Mensch ist aufgestanden und schaut wortlos und starr zu dem Mann am Kreuz, der ruhelos das Haupt von einer Schulter zur andern dreht, mit flehendem Blick ihn anschaut und wieder den Mund öffnet: »Adam, was zögerst du? Nimm das Brot, das dir entfallen, und auch das Messer! Nimm es vom Boden … so … und höre, tritt näher! Brich ein Stück von deinem Brot und lege es hier auf den Altar! Dann nimm dein Messer, Adam, ritze dir die Ader … staune nicht … sie glauben heut, Taten zu tun mit Worten und Lippenzittern, doch ohne Blutzoll kommt kein Wort zum Fleisch! Drum, Adam, nimm dein Messer, ritze deine Ader, laß fünf Tropfen deines Blutes auf diesen Stein fallen! Dann wende dich, frage nicht, singe ein frohes Lied, schaue nicht um dich, kehre an deinen Platz!«

So tut der Mensch.

Er bricht das Brot, er legt den duftenden Ranken auf den Altar des Herrn, er nimmt sein Messer, er ritzt in seinem starken braunen Arm die Ader und läßt fünf dunkle Blutstropfen auf den Stein herniederrollen. Er ist ganz ins Zählen dieser dunklen Tropfen versunken und in die Frage, ob diese fünf Tropfen den fünf Wunden des Gottessohnes gleichen sollen, plötzlich spürt er einen Wind im Haus … ihm fällt das Gebot des Mannes da droben ein, er kehrt sich seinem Platz zu, sein Rücken schaudert … wie … was soll ihm Furcht … er soll ein Lied singen, ein frohes Lied, sogleich … welches auch … das nächste seiner Freude und Wanderlust:

»Der Winter ist vergangen, ich seh des Maien Schein,
Ich seh die Blümlein prangen, des ist mein Herz erfreut.
So fern in jenem Tale, da ist gar lustig sein,
Da singt die Nachtigalle und manch Waldvögelein …«

Aus vollster Kehle singt er diese herbe und alte Weise. Kräftig fährt das Lied durch die steinerne Halle. Ungeschwächt werfen die Wände den Klang zurück.

Der rötliche Mensch wonnt sich seiner Stimme. Hier ist gut schallen! Ein Bundesgenosse seiner Kehle ist der riesige Steinraum! Und wie die letzte Strophe verhallt, wie auch der letzte Ton von allen Nischen, Wölbungen, Emporen nachzitternd zu ihm zurückkehrt, wie er schon zu einem nächsten Trutzgesang, dem »Geierlied«, tief die Luft einzieht, da – plötzlich – spricht's hinter ihm: »Wie du singen kannst, Adam!«

Der rötliche Mensch erschrickt, er wendet sich nach der Stimme … da steht der Mann vom Kreuz vor ihm, noch bleich von der jahrtausendlangen Starre und der kühlen Kirchenluft; und doch sieht man deutlich, daß Blut in seinen Adern rollt; auch sind die Wunden an Händen und Füßen überhäutet.

»Da bin ich, Adam!« spricht er, und seine Augen leuchten wie das Tagesgestirn, wie die Augen eines Gefangenen, der seit Jahren nach dunkler Haft in die Freiheit wieder tritt. »Da bin ich, Adam! Wie ist die Welt schön, wenn man seinen Leib wieder hat!«

»Wie verstehe ich dich?« fragt starr der rötliche Mensch.

Jetzt lächelt der Mann vom Kreuz: »Bei der Sonne, die durch diese Scheiben strahlt, so fragten einst in Samaria und Galiläa meine Jünger mich auch, da ich doch in klaren Worten rede und in Gleichnissen, die ein Kind fassen kann! Wahrlich, es hat sich wenig geändert seither, selbst diese Frage nicht: Wie verstehe ich dich, Meister?? – Es muß da ein Fehler in der großen Rechnung sein, in meinen Worten … höre, Adam,« spricht er leise, »ich glaube … ich habe … zuviel gewollt!«

»Wie Herr!« röhrt der rötliche Riese. »Du widerrufst dich nicht?«

»Adam! Zweitausend Jahre habe ich diese Welt vom Kreuze betrachtet und mein Herz ist stiller geworden und … hungriger. Ich habe geglaubt, euer aller Schuld auf mich nehmen zu müssen; aber ich sehe, dies war für euch der Tod! Denn alles Leben erneut sich wieder durch die Schuld!«

»Doch, Herr, sporntest du uns nicht, wir sollten schuldbefreit und vollkommen werden …«

»Ich habe zuviel gewollt, Adam, ich sagte es; das Salz des Lebens ist nicht das Leben! Das Leben ist nicht Vollkommenheit, es ist ein dauerndes Kommen und Gehen, ein In-die-Halme-Sprießen und ein Früchtefallen, ein Beben zwischen Vollkommenem und Unvollkommenem! Wer mehr fordert, trügt!«

»So forderst du heute nicht mehr?«

»Und wenn ich forderte!« flammt sein Auge. »Habe ich nicht gefordert und mit Zeichen und Feuerzungen den Weg der Vollkommenheit gewiesen! Was ist anders geworden seit meinem Tode? Hat um ein Gran der Haß nachgelassen auf Erden, mehrten sich die Friedfertigen, warden weniger Lüge und Heuchelei, nahm der Bekennermut zu und die Unsorge um die Güter dieser Welt, näherten sich die Herren und Beutelschweren nur um ein Haar mehr ihren Knechtsbrüdern? – Still, Adam, ich klage den Menschen nicht an; aber mein Tod wäre dreimal vertan, ich wäre ein Götze meiner selbst, wenn ich mich mit Anbetung und Bilderdienst beglückt, wenn mein Blut nicht doch noch einginge und sich mischte mit dem Blut der Menschen!«

»So glaubst du … noch immer … Christus?«

»Ich glaube noch, Adam.«

»Aber ist die Wahrheit nicht verschütteter denn je?«

»Drum, Adam, hungert's mich am Kreuz … weil kein Wellengang mehr flutet zwischen Lehre und Leben, weil die Menschen mir Steine errichtet, wie man sie nur Toten errichtet, und weil alles Weil schließlich ein Nichts ist vor dem Geheimnis des Vaters der Erde und dem Duft des Brotes, das du unbedenklich in dieser Kirche vor meinen Augen aßest … so wuchs mein Hunger und meine Unrast ins Unermeßliche!«

»Wie bist du bleich!« spricht der rötliche Mensch, da er sieht, wie des andern Antlitz noch immer gleich einem Licht zwischen Aufflammen und Verlöschen flackert. »Willst du noch Brot und einen Trunk?«

»Vielleicht …« flüstert der Mann sehr leis. »Doch höre, Adam, bevor mein Fuß wieder auf dieser Erde haftet, bevor ich deine Gaben nehme, muß ich ein Bekenntnis vor dir tun, bei dessen Gedanken mein Blut sich immer wieder von mir kehrt: Ich wollte in dieser Zeit schon einmal zur Erde kommen, ich wollte wieder durch ein Kind, durch einer Mutter Schoß geboren sein. Ich suchte mir eine Menschin, eine weidliche Magd, mit einem Kindergesicht, mit lichtem Haar und sorglosen Augen, doch mit festen Gliedern. Denn diesmal wollte ich als Riese kommen, mit beiden Fäusten den Eisenkoloß eurer Herzen zu zerschmettern und tief den Pflug in die verkrustete Erde zu werfen! Nicht wollte ich heute als Schmerzensmann am Kreuze sterben, nein: pflügen und ernten! Darum ersah ich jene freundliche Riesin zur Mutter. Weberin war sie, in einer Fabrik. Sie trug mich zwei Monde. Da ward sie finster. Sie aß nicht mehr, sie sprach kein Wort, sie schaute scheu nach ihren Schwestern im Websaal, sie schnürte ihren Leib.

Sie ging zum Arzt.

›Was wollen Sie?‹ fragte der Arzt, und mich schauderte in ihrem Schoß um ihre Antwort.

Sie aber brach in Tränen aus.

›So sprechen Sie doch!‹ befahl der Weißbekittelte, obschon er nun genau wußte, worum es ging.

›Es ist … gewiß keine … Sünde, Herr Doktor!‹ ruft verzweifelt das junge Weib. ›Tun Sie es doch! Es ist gewiß keine Sünde!‹

›Was verlangen Sie, Frau!‹ erhebt sich der weiße Helfer jetzt feierlich. ›Soll ich mit einem Fuß im Zuchthaus stehen! Ist das Ihr Wunsch! Nein, wir halten unsere Hände sauber!‹

Damit war sie entlassen.

Nun kamen furchtbare Tage! O Adam, was ist aus dieser Erde geworden! Einst war es ein Segen, Kinder zu haben, heut ist es ein Fluch! Und doch sollte jede Mutter wissen, daß ich in jedem Kinde wiederkehren kann!

Doch, Adam, wie trug man mich; ich fühlte mich nicht in einer Mutter Schoß, ich glaubte mich im Rachen eines Raubtiers! Wie hat diese junge starke Magd, dies sorglose Kind sich verwandelt in eine Rasende und Würgende! Wie hat sie mich schuldlos Ungeborenes verwünscht und mit Fäusten behämmert, ehe mein Herz noch zu schlagen begann! Adam, ich ertrug manches von meinen Schächern und am Kreuze; doch dieses heute war hundertfache Kreuzigung, war tausendfacher Tod! Dich schaudert, und auch mich schüttelt noch der Krampf; doch gräßlicher als alle Tat wäre das Verbrechen, zu schweigen, mit der Ruhe und Ordnung sich zu begnügen und vor dem Todeswirbel hinter den vier Wänden den Kopf wegzudrehen! Nein, Adam, es muß gesagt sein: diese Zeit stirbt, wenn wir beide uns nicht verbinden

»O Herr,« stöhnt der starke sonnverbrannte Mensch, »diese Zeit ist schon tot! Die Weiber wollen keine Kinder mehr!«

»Kleinmütiger!« ruft lodernd der hagere Mann. »Ich will den Fluch nicht vermehren! In ihrer Schuld liegt schon die Wandlung! Doch jetzt, Adam … auf … ich muß zu ihr … mich hungert … schnell, mich hungert nach dem Brot … Ostern ist nahe!«

Und jetzt lächelt er fast.

Hastig zieht der rötliche Mensch den letzten Ranken weißen Brotes aus seinem Beutel und will ihn dem Manne reichen; doch wie er ihn ansieht, den Mann, blickt er in ein schmales Gesicht, das er kennt, das er sah, dem eine blonde schweißfeuchte Haarsträhne über die Stirne klebt, dicht über dem jetzt wunderlich lächelnden Auge.

Da schreit der rötliche Mann auf wie ein Tier, das den Pfeil empfängt …

»Tonys!« schreit His mit weitgeöffneten Augen.

»Was rufen Sie? Sind Sie krank?« fragt Marie; sie steht vor ihm im Nachtgewand.

»Wo ist Tonys?« fragt His und springt empor.


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