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Pangnirtung (Baffinland).
Wir benützen den langen Aufenthalt in Pangnirtung, um mit dem Motorboot den Pangnirtung Fjord hinaufzufahren. Hätten wir nicht erst vor kurzem die Eiswunder der nördlichen Arktis erlebt, wären wir wahrscheinlich von der düsteren Schönheit dieses Fjordes und dem ständigen Wechsel von schwarzem Fels und weißblinkendem Eis hingerissen gewesen.
Unser Steuermann war ein Eskimo. Er zeigte bemerkenswertes Geschick, uns heil durch die schwere See zurückzubringen, die während der Rückfahrt uns entgegenkam. Dieser Eskimo war mir von Anfang an durch seine europäischen Gesichtszüge aufgefallen. Ich fragte den Korporal der Mounted Police nach ihm und hörte, daß er einer der Enkel der Walfischfänger sei.
Wale werden heute noch auf Baffinland gefangen. In Pangnirtung befindet sich eine große Fang- und Transtation der Hudson's Bay Company. Aber es sind nur die kleinen, weißen Wale, die heute gefangen werden. Die großen, dunklen Wale sind so gut wie ausgerottet, und mit ihnen ist auch die romantische Zeit der Walfischfängerei dahingegangen.
In der Arktis wie in der Antarktis waren die Walfischfänger die ersten. Auf Neuseeland im Süden, wie auf Baffinland im Norden errichteten sie ihre wilde gesetzlose Herrschaft, ehe die britische Flagge über diesen Inseln aufgezogen wurde und Gesetz und Ordnung brachte.
Es ging hoch her, als die Schiffe der Walfischfänger noch die Fjorde von Baffinland anliefen. Sie brauchten Arbeitskräfte und kargten nicht mit Tauschartikeln. So gewöhnte man hier die Eskimos bereits an den Gebrauch von Feuerwaffen und Eisenwerkzeugen, als man auf den abgelegenen Inseln der Zentralarktis noch keine Ahnung von diesen Dingen hatte.
Dann war die Herrlichkeit mit einem Male zu Ende. Die Wale waren ausgerottet, und die Walfänger kamen nicht mehr. Die Eskimos, die aus ihrer Selbstgenügsamkeit herausgerissen worden waren, die verlernt hatten, sich alle Waffen und Werkzeuge selbst herzustellen, wären in die übelste Lage geraten, hätte nicht die kanadische Regierung wie die Hudson's Bay Company ihre ersten Posten nach Baffinland vorgeschoben, und hätte sich nicht mit der Weißfuchsmode eine neue Erwerbsquelle für die Eskimos aufgetan.
An diese Walfischfänger erinnert heute nichts mehr außer den Spuren, die sie im Blute wie in den Gesichtszügen der Eingeborenen zurückgelassen haben. Sie sind ebensowenig wählerisch gewesen wie die Eskimomädchen und -frauen zurückhaltend. Wie wir nach Pangnirtung zurückkehrten und ich mir die Bevölkerung näher ansah, bemerkte ich, wie stark dort der Einschlag des europäischen Blutes ist. Jetzt sah ich auch diese gewisse geheime Trauer, die auf den Gesichtern gerade der Halbblutfrauen lag. Es war die gleiche tragische Trauer, die mir einmal in der Kalahari bei einer Buschmännin so besonders stark auffiel.
Eskimos sind fröhliche Menschen. Jene aber, in deren Adern Blut der Walfischfänger fließt, haben vom Baume des Lebens gekostet, vom Baume eines besseren Lebens. Nun erfühlen sie unbewußt jene Welt als ein drohendes Gefängnis, die ihren artrein gebliebenen Stammesgenossen als die beste erscheint, solange es ihnen nur nicht an Walrossen und Seehunden mangelt.