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Caecilie machte eines Tages einen Besuch bei Irenes Mutter, und die Wirkung davon war, daß sie einen ganz tiefen Eindruck von ihr bekam und beinah für sie schwärmte. Sie fühlte in ihr eine Abgeklärtheit, die ihr selber fehlte; sie lernte auch ihren Mann kennen, und dann dachte sie: Kein Wunder, daß diese mädchenhaft schöne Frau so harmonisch und aus einem Gusse ist; sie muß ein ganz glückliches Leben führen. Und Irenes Mutter wiederum sagte: Was beneide ich Sie, daß Ihr Sohn so rückhaltlos und offen zu Ihnen ist! Glauben Sie, daß ich eine Ahnung davon habe, was Irene im Innersten ihres Herzens denkt und fühlt? Ich begreife oft nicht diese Verschlossenheit, aber ich habe früher darunter mehr gelitten als jetzt. Ich glaube, ich selber war als Kind anders, und doch klagten meine Eltern schon, daß nicht mehr das gute alte Verhältnis bestehe zu den Kindern. Ob es jemals ganz anders war, weiß ich nicht, aber ich dachte mir immer: zum Muttersein gehört Resignation. Und Sie und Ihr Enzio – Sie machen so einen ganz andern Eindruck! Wie schön erzählt er oft von Ihnen! So etwas würde 87 Irene, glaube ich, niemals tun. – So sprach sie, mit ihrer klaren Stimme, die genau so klang, als ob sie etwa das Gegenteil von allem sagte. Und genau so klar und voll heitrer Ruhe war ihr Gesichtsausdruck. Caecilie verwunderte sich darüber und sagte: Sehr tief zu kränken scheint Sie das aber nicht? – Sie schüttelte den Kopf und antwortete nachdenklich: Man nimmt allmählich einen andern Standpunkt ein und freut sich, seine Kinder wie Bilder anzusehn, die sich ohne unser Zutun vollenden! – So kann man aber nur sprechen, erwiderte Caecilie, wenn man seinem Kinde schon das Beste und das Reinste mitgegeben hat!
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