Friedrich Huch
Enzio
Friedrich Huch

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Es kamen Zeiten scheinbaren Glücks, dann fühlte sie immer mehr, daß die Versprechungen ihres 115 Mannes übereilt gewesen waren. Er war zu schwach, um einer Leidenschaft, einer Gewohnheit zu entsagen, die ihn nun schon jahrelang gefesselt hatte, zumal ihn jeder Tag mit dem, was er vermeiden sollte, in Berührung brachte.

Nach jenem ersten, heftigen Impuls fehlte ihr die Kraft zu einer neuen Handlung, sie blieb und begann zu resignieren.

Das Gerücht hatte sich verbreitet, sie habe ihren Mann verlassen wollen, erst jetzt sei sie in das Geheimnis seiner andern Beziehungen gedrungen. Es näherten sich ihr Menschen aus ihren Bekanntenkreisen, die in verhüllten Andeutungen Trost und Freundschaft anboten.

Jetzt galt es, den Schein nach außen hin immer glaubwürdiger aufrecht zu erhalten; es erforderte viel Verstellung, Klugheit und Selbstüberwindung. Es kamen Momente der Schwäche, des Verzweifelns, und wenn sie fühlte, wie schwer dieses alles zu tragen war und daß es niemand gab, der ihr helfen konnte, so dachte sie zuweilen: Weshalb habe ich nicht die Hand genommen, die sich mir bot! Ich bin noch nicht alt genug, um auf alles zu verzichten! Aber im nächsten Moment verbannte sie solche Gedanken wieder, schalt sich weibisch-nichtswürdig und dachte: Seiner Mutter soll Enzio einmal nichts vorzuwerfen haben!

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