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50. Bockwold und Walstorp.

Ein Herr von Bockwold war ein reicher übermütiger Ritter und ein gewaltiger Liebhaber der Jagd. Einmal, da auf seinem Revier es nichts mehr zu jagen gab, fiel es ihm ein, ein großes Treiben auf den Feldern seines ärmeren Nachbarn, eines Herrn von Walstorp, anzustellen. Als nun diesem das Gebell der Hunde und der Schall der Hörner zu Ohren drang, warf er sich schnell auf sein Pferd und ritt dahin; er war ein mutiger und entschlossener Mann. Da er seines Nachbarn ansichtig ward, forderte er ihn auf, sich ihm sogleich zu ergeben; der aber wandte den Rücken und floh, und er hätte wohl zufrieden sein können, so davon gekommen zu sein, zumal das erste Unrecht doch auf seiner Seite war. Allein es war keinem holsteinischen Ritter erlaubt, einen andern zur Übergabe aufzufordern. Herr von Bockwold, zugleich auf sein Ansehen und seine Macht vertrauend, ging darum vor den Grafen und brachte eine Klage an gegen den von Walstorp. Doch der verteidigte sich; er führte den erlittenen Frevel und Schaden an seinem Eigentum an, und sagte, wie es in dem alten Liede hieß:

Ik hebbe nicht gesegt: giff dy,
sunder uth minen Korn hef dy!

Er sei im Eifer gewesen, genau erinnere er sich nicht, was er gesprochen habe; aber jeder sei ja seines eigenen Wortes Ausleger. Der Gras sah wohl, wie die Sache stand, wußte sie aber nicht zu entscheiden; denn beide hatten das Gesetz wider sich, hatte der eine auch nur sich übereilt, der andere aber vor Übermut gefrevelt. Er ließ der Sache also ihren Lauf und zwischen den beiden adligen Herren brach Fehde los. Da mußte der von Walstorp bald als der schwächere das Feld räumen und sein väterliches Erbe seinem mächtigen Feinde überlassen. Ehe er aber floh, schwur er, sein Haupt nicht eher zu bedecken, als bis er sich gerochen hätte. In der Entfernung wuchs noch seine Erbitterung. Heimlich kehrte er zurück und hielt sich verborgen, auf eine günstige Gelegenheit wartend. An einem Tage ging Bockwold in die Kirche, um das Abendmahl zu nehmen. Als Walstorp es erfuhr, machte er sich bereit, und als jener nun vor dem Altar stand und den heiligen Leib empfangen hatte, trat er hervor und stieß ihm sein Schwert in die Seite, indem er die Worte sprach: »Nun geh und jage im Himmelreich: du kommst eher dahin als ich, aber Gott wird auch mir barmherzig sein.«

Heinrich Ranzau bei Westphalen I, 99, 150. – Die prosaische kurze Erzählung S. 99 setzt vielleicht eine andere Version voraus, als die in manchem Betracht unklare und schwierige poetische Behandlung S. 150.

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