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In Angeln leben noch Leute, die sich erinnern, nachstehende Erzählung aus dem Munde des verstorbenen Pastor Oest gehört zu haben. Nur weiß man nicht, ob die Sache ihm selbst oder einem benachbarten Prediger begegnet ist.
Mitten im vorigen Jahrhundert geschah es, daß der neue Prediger die Markung seines Kirchensprengels umritt, um sich mit seinen Verhältnissen genau bekannt zu machen. In einer entlegenen Gegend steht ein einsamer Bauerhof, der Weg führt hart am Vorhof der Wohnung vorbei. Auf der Bank saß ein Greis und weinte bitterlich. Der Pfarrer wünschte ihm guten Abend und fragte, was ihm fehle. »Ach«, gab der Alte zur Antwort, »mein Vater hat mich geschlagen.« Befremdet band der Pfarrer sein Pferd an und trat ins Haus; da begegnete ihm auf dem Flur ein Alter, noch viel greiser als der erste, mit erzürnter Gebärde und in heftiger Bewegung. Der Prediger sprach ihn freundlich an und fragte nach der Ursache seines Zürnens. Da sprach der Greis: »Ei, der Junge hat meinen Vater fallen lassen.« Damit öffnete er die Stubentür, und der Prediger verstummte vor Erstaunen, als er einen vor Alter ganz zusammen gedrückten, aber noch rührigen Greis im Lehnstuhl hinterm Ofen sitzen sah.
Schmidt von Lübeck im Freimütigen, 1809 Nr. 1. Grimm, Deutsche Sagen I, 464. Pastor Östs Kirchspiel bestand nur aus dem einzigen Dorf Nybye. Er mag die Geschichte oft erzählt haben, wie man sie auch noch heute kennt; aber daß er sie sich selbst beigelegt hätte, wäre widersinnig. Vgl. die Familie Rüstig. – Dieselbe Sache soll auch ein Reisender einmal in Norwegen erlebt haben; und sonst.
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