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86. Herzog Hans Adolf.

Über Hans Adolf vgl. noch Nr. 421. Zs. f. s.-h. Gesch. 37, 265 f. – Lesen u. Rückwärtslesen im Zauberbuch: Nr. 301. 302. 311. Urdsbr. 2, 33 (aus Stapelholm). Heim. 8, 219 f. Biernatzki, Volksbuch 1849 S. 122 aus Angeln (»Jakob in de Niebye«). Von einem Acker bei Stenderup wird ein Gespenst dadurch vertrieben, daß Man das Land »tilbage« pflügt: Kristensen 6, 984. – Niedergekrempte Stiefel: Nr. 302 Anm. Ähnliches erzählt man sich vom Amtmann Fuchs (Anfang des 17ten Jhdts.) in Rendsburg: Heim. 16, 185. – Flug an den Kirchturm: Zu Nr. 350.

(Um 1660.)

1.

Der Herzog Hans Adel von Plön ist seiner Zeit ein großer Zauberer gewesen. Er hat viele Kriege mitgemacht, aber weil er kugelfest war, ist er immer unverwundet zurück gekommen, und wenn er dennoch in große Gefahr kam, machte er sich unsichtbar. Den Feinden, wenn sie die überlegenen waren, hat er oft die Augen so verblendet, daß sie ihn und seine Leute nicht erkannten. Ja einmal, als er sich mit den Türken schlug und in Gefahr war zu unterliegen, wußte er sich und seine Leute so täuschend in Bäume zu verwandeln, daß die Feinde sich daran stellten und ihnen die Stiefel voll pißten.

Er hielt sich gerne und oft in Stocksee auf. Wenn er dahin wollte, so fuhr er im Winter und im Sommer mit Pferden und Wagen immer gerades Weges über den Plöner See. Ein Bauer aus Stocksee fuhr einmal hinter ihm her. Als beide hinüber waren, fragte der Herzog, in wessen Namen er es getan habe. »In Euer Gnaden Namen«, antwortete der Bauer. »Das ist gut«, sagte der Herzog, »daß du es in meinem Namen getan hast; versuche es nur nicht wieder, es möchte dir sonst schlecht gehen.«

Als er einmal eine von seinen großen Reisen antrat, befahl er, daß bis zu seiner Rückkehr Stocksee vergrößert und zu einer Stadt gemacht sein solle. Seine Gemahlin verwandte das ausgesetzte Geld aber zur Erbauung der Neustadt Plön. Als der Herzog zurückkam, fuhr er gleich nach Stocksee, und da er nun alles unverändert fand, schwur er seiner Frau den Tod. Das erfuhr sie sogleich, und als sie ihn nun aus einem Fenster des Schlosses am Kuppelsberge herankommen sah, stürzte sie sich hinunter.

Aber am Ende hat der Teufel ihn auf Ruhleben aus dem Fenster geholt. Die Sache sollte freilich vertuscht werden, sie ist aber doch heraus gekommen. Sein einziger Vertrauter war ein Kammerdiener, der jedoch nicht ganz eingeweiht gewesen ist und der sich auch zuletzt mit Hilfe von Geistlichen den Teufel vom Leibe hielt. Des Herzogs Kutscher sollte diesem einmal sein Zauberbuch holen, das er vergessen hatte. Neugierig fing er an, darin zu lesen; aber bald kamen eine solche Menge von Geistern und greulichen Erscheinungen, die er nicht wieder zu entfernen wußte, daß er froh sein konnte, als der Herzog selber kam und ihn befreite.

Durch Herrn Dr. Klander in Plön und Herrn Schullehrer Pasche in Wankendorf. – Wie besonders wohltätige und gütige adlige Frauen durch die Sage in ihr Gegenteil verwandelt wurden (Nr. 60), so hier auch Herzog Adolf. Hansen, Kurzgefaßte Nachricht von den Plön. Landen, S. 284. Er diente dem Kaiser Leopold in den Niederlanden, in Ungarn gegen die Türken, gegen die Polen. Siehe ebendas. S. 258.

2.

In den Kriegen, die Herzog Hans Adolf in kaiserlichen Diensten führte, war Luxemburg einer seiner Hauptgegner. Der verstand auch was von Zauberei und hatte in seinem Übermut dem König von Frankreich versprochen, ihm die kaiserliche Krone auf die Tafel zu setzen. Doch konnte er gegen Hans Adel nichts ausrichten; der war ihm in Zauberkünsten weit voraus. Einmal stellte Luxemburg in einem Augenblick ein ganzes Kornfeld her, Hans Adel aber ließ gleich ganz viel Gevögel kommen, so daß eben so schnell alles Korn verzehrt war. Ein ander Mal sagte man Hans Wolf: »Luxemburg macht Mäuse.« »Gut«, war seine Antwort, »so wollen wir Katzen machen.« Da waren die Katzen da, und husch! hatten sie alle Mäuse weggefangen. Als es endlich zur Schlacht kam, ließ Luxemburg einen so starken Rauch und Dampf aufsteigen, daß Hans Adolf und seine Leute ihren Feind nicht erkennen konnten. Aber da drehte Hans Adolf den Wind und aller Rauch wehte den Feinden ins Gesicht; so gewann er einen großen Sieg. Eins seiner Hauptkunststücke im Kriege war immer blinde Völker herzustellen, die vor den eigentlichen Truppen hergingen, bisweilen wohl niedergeschossen wurden, aber immer wieder aufstanden. Hatte der Feind so Pulver und Blei verschossen, so kam Hans Adolf mit seinen Leuten hervor und der Sieg war ihm gewiß.

Als er einmal in der Gegend von Segeberg sich aufhielt, schickte er seinen Bedienten nach Plön, um eins seiner Zauberbücher zu holen, verbot ihm aber ausdrücklich darin zu lesen. Der Bediente konnte aber der Neugier nicht widerstehen und fing bei der hintersten Wache unweit Plön (oder wie andre sagen, beim Broksberge in Dersau oder der Hamdorfer Brücke bei Segeberg), an aus dem Buche zu lesen. Gleich erschienen eine große Menge Männer, die nach seinem Begehr fragten. Um ihrer loszuwerden, wies er ihnen ein naheliegendes Gehölz zum Ausreißen an. In einem Nu hatten sie es heraus und verlangten neue Arbeit. Da las der Bediente in seiner Angst glücklicher Weise den Satz, den er vorher gelesen, wieder rückwärts, und so verschwanden die Männer. Als er aber dem Herzog das Buch brachte, merkte dieser bald, daß er doch darin gelesen hätte, denn die Männer, die er herbei zauberte, waren ganz schmutzig und abgemattet. Da verbot ers dem Bedienten ernstlich, sich so etwas nicht wieder einfallen zu lassen.

Als der Herzog einmal nach Plön zurückkehrte, blieb dem Kutscher seine Peitsche an einem Strauche hangen, wie er in der Dunkelheit meinte. Am andern Morgen aber zeigte ihm der Herzog zu seiner größten Verwunderung die Peitsche oben am Kirchturm; so waren sie also durch die Luft geflogen. Auf einer solchen Fahrt schlug sich auch einmal ein Pferd am Kirchturm ein Hufeisen ab, das lange am Hahn hangen blieb.

Als der Teufel endlich den Herzog holen wollte, bat er sich noch so viel Zeit aus, bis er seine eben niedergekrempten Stiefel aufgezogen. Der Teufel willigte ein; der Herzog zog aber nun gar nicht die Krempe auf und ließ sich auch, wenn er neue Stiefel kriegte, immer einen niedergekrempt bringen. Eine Zeitlang schützte ihn die List, endlich holte ihn der Teufel doch auf Ruhleben. Seine Zauberbücher sind an einer Stelle des Plöner Schlosses vermauert. Man hat sie mehrmals herausbringen wollen, aber immer ist man, sobald man in die Nähe kam, durch den scheußlichsten Gestank davon vertrieben worden.

Ein alter Mann in Dersau erzählte, daß sein Großvater den Hans Adolf noch persönlich gekannt habe. Dieser habe als Knabe mit mehreren Genossen aus Hamdorf bei Segeberg (zur Zeit eines Krieges?) fliehen wollen; da sei ihnen Hans Adolf begegnet und habe gefragt, wo sie hin wollten. Als sie ihm den Grund ihrer Flucht gesagt, habe er erwidert, sie sollten nur wieder umkehren, er wolle seinen alten grauen Kopf noch einmal wieder daran wagen.

Aus Dersau bei Plön durch Dr. Klander. Vgl. unten Nr. 301, 302. – Die Sage vom Marschall Luxemburg ist auch in Lauenburg bekannt, wie Arndt mich benachrichtigt. Man erzählt von ihm, daß er den König von Frankreich mit Hilfe des Teufels festgemacht habe. In Kuhns Märk. Sagen S. 280 wird von ihm Ähnliches wie von unsers Hans Adolfs Luftfahrt erzählt. Man vgl. noch Börners Sagen des Orlagau S. 99. Thiele, Danm. Folkes. I, 190.

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