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140. Die Grönnerkeel.

Zur Herkunft der Kinder vgl. Urqu. 5, 80. Urdsbr. 6, 15 (auf Amrum aus dem Frau Hollenteich; die Mutter wird dabei von der Wasserfrau mit einer Sense am Bein verwundet). Urqu. 6, 159.

Auf dem Habermarkte in Flensburg steht ein alter steinerner Brunnen, der die Grönnerkeel heißt. Sein klares reiches Wasser fällt aus vier Hähnen in ein weites Becken und versorgt einen nicht kleinen Teil der Stadt. Die Flensburger halten den Brunnen in hohen Ehren. Denn in dieser Stadt bringt nicht der Storch die kleinen Kinder, sondern sie werden aus dem Brunnen aufgefischt. Dann erkälten sich die Frauen dabei und müssen das Bett hüten.

Allein die Flensburger haben noch mehr Ursache den Brunnen in acht zu nehmen. Denn weil Flensburg aus dem Wasser entstanden ist, muß es einst wieder im Wasser untergehen. So lautet nämlich eine alte Prophezeiung: Einst an einem Sonntagmorgen, wenn die Leute eben aus der Kirche kommen, wird ein ungeheures, schwarzes Schwein wild und schnaubend durch die Straßen rennen bis an die Grönnerkeel; da wird es sich vor einen Stein stellen und ihn aufzuwühlen anfangen. Dann ist der Untergang der Stadt nahe. Sobald der Stein gelöst ist, wird ein Wasserstrahl hervorspringen, der bald zu einem großen unaufhaltbaren Strome wächst, der mit reißender Schnelle sich nach allen Seiten hin ergießt und die ganze Stadt in seinen Fluten begräbt. –

Die Flensburger geben aufs genaueste Achtung darauf, daß kein Schwein auf ihren Straßen wühlt, und vor mehreren Iahren haben sie noch den Brunnen mit einem großen Stein bedecken und versehen lassen, alles nur des furchtbaren Schweines wegen.

Durch Herrn Pastor Jensen in Angeln, Frl. D. Tamsen in Tondern und mündlich. – Die Stadt steht bekanntlich ganz auf Quellgrund. – Vgl. Kuhn, Märk. Sagen S. 195. Bechstein, Frank. Sagen S. 174.

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