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Aus dem Nachlaß, in der dritten Person gehalten.
Ebert ist Süddeutscher; er ist am 4. Februar 1871 in Heidelberg geboren. Als siebzehnjähriger Sattlergeselle zog er in die Fremde und wurde nach dreijähriger Wanderschaft in Bremen ansässig. Wie die meisten sozialistischen Arbeiter kam er über den Weg der Gewerkschaftsbewegung zum Sozialismus. Seine politische Tätigkeit lag lange vorwiegend auf dem Gebiete der Sozialpolitik. Mitte der neunziger Jahre wurde er Redakteur, später leitete er das Arbeiter-Sekretariat in Bremen, bis er 1905 als Sekretär des Zentralvorstandes der Sozialdemokratischen Partei nach Berlin berufen wurde. Nach dem Tode Bebels wurde er zum Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei gewählt. In den inneren Parteikämpfen stand Ebert immer im Gegensatz zur radikalen Linken. Bei den Reichstagswahlen im Jahre 1912 schickte ihn der Wahlkreis Elberfeld-Bannen in den Reichstag. Dort hat er besonders während des Krieges in wichtigen Fragen vielfach die Stellung der sozialdemokratischen Fraktion vertreten. Er gehörte dem interfraktionellen Ausschuß an und war dort an den Vorbereitungen der Juliresolution des Reichstages hervorragend beteiligt; auch dem Siebenerausschuß für die Beantwortung der Papstnote gehörte er an. In den letzten Monaten des alten Reichstages war er Vorsitzender des Haushaltausschusses.
In den Wochen vor Ausbruch der Revolution hat Ebert in mehrfachen Besprechungen der Reichsregierung den Ernst der Situation vorgestellt. Nach Ausbruch der Revolution erschien er am 9. November vormittags mit einer Deputation von Abgeordneten und Arbeitern bei der Reichsregierung und begründete die Notwendigkeit einer sozialdemokratischen Reichsregierung. Am gleichen Tage übernahm er mit Zustimmung seiner Partei das ihm von der Reichsregierung übertragene Amt des Reichskanzlers. Die bisherigen Staatssekretäre berief Ebert am nächsten Tage noch einmal zu einer Sitzung, um über die Waffenstillstandsbedingungen Mitteilung zu machen und Kenntnis zu geben von einer Depesche der Obersten Heeresleitung, in der schnelle Annahme der Bedingungen verlangt wurde. Die bisherigen Staatssekretäre lehnten ab, dazu Stellung zu nehmen, wonach Ebert die Waffenstillstandskommission zur Annahme der Bedingungen bevollmächtigte. Am gleichen Tage wurde zur Leitung der Reichsgeschäfte der Rat der Volksbeauftragten gebildet. Ebert war bis zur Wahl zum Reichspräsidenten dessen Vorsitzender.