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Aus einer Reichstagsrede.
27.10.1916
Erneut tritt die Forderung von Kriegskrediten an uns heran. Zu unserem tiefen Bedauern müssen wir feststellen, daß auch zur Zeit noch Aussichten auf einen baldigen Frieden nicht vorhanden sind. Die Erklärungen der leitenden Staatsmänner der gegen uns Krieg führenden Länder lassen von Friedensbereitschaft nichts spüren. Noch immer verharren sie bei ihrer Niederwerfungs- und Vernichtungsdrohung. Noch immer geben sie sich der Hoffnung hin, die militärische Lage zu ihren Gunsten zu wenden und Deutschland den Frieden diktieren zu können, einen Frieden, der mit der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung unseres Landes gänzlich unverträglich wäre. Ja, selbst aus den führenden sozialistischen Kreisen des gegnerischen Auslandes werden leider noch immer Kriegsziele verkündet, die in den Bestand des Deutschen Reiches eingreifen. Die unsererseits bekundete Bereitschaft zu einem Frieden der Verständigung, der keines der beteiligten Völker vergewaltigt, ist neuerdings wieder auf das schroffste zurückgewiesen worden.
Angesichts dieser Sachlage stehen wir auch heute noch vor der Notwendigkeit, die Mittel zu bewilligen, die erforderlich sind, um unser Land gegen den Ansturm der feindlichen Übermacht auf allen Fronten zu schützen.
Unser Volk leistet Gewaltiges, draußen und in der Heimat. Seine Widerstandskraft zu stärken, ist die vornehmste Pflicht. Wir fordern daher, daß die Regierung alles aufbietet, um die Schwierigkeiten in der Organisation der Verteilung der Nahrungsmittel zu überwinden und die alsbaldige Herabsetzung der Preise für Lebensmittel und alle notwendigen Gebrauchsgegenstände herbeizuführen. Audi ist ein wirksamer Schutz der Arbeiter und Arbeiterinnen, insbesondere der in der Kriegsindustrie beschäftigten, geboten. Ebenso ist es dringend nötig, weitere Mittel bereitzustellen, um die Wunden, die der Krieg schlägt, zu mildern, die Kriegsverletzten vor wirtschaftlicher Not zu bewahren und die Fürsorge für die Familien der Kriegsteilnehmer zu erhöhen.
Indem wir wiederum den Entschluß bekunden, in der Verteidigung der Lebensinteressen unseres Landes auszuhalten, lehnen wir erneut darüber hinausgehende Kriegsziele ab. Von der Regierung aber erwarten wir, daß sie nichts verabsäumt, um zu einem baldigen Frieden zu gelangen, der die Lebensinteressen auch der anderen Völker achtet und internationale Einrichtungen anbahnt, durch die die Kulturvölker vor dem Unheil neuer Kriege bewahrt werden. Nur ein solcher Friede trägt die Gewähr der Dauer in sich und dient auch den höchsten Interessen des deutschen Volkes.