Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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44.

Seelowitz (bei Brünn, Mähren), den 4. Sept. 1871.

Eine Reise wie hundert andre. In Wien erfuhr ich, daß dem ersten Dampfpflug des Erzherzogs Albrecht bei Mohacz ein zweiter folgen soll. Daneben verträumte ich einen halben Tag in Schönbrunn und verbummelte ein paar Stunden in den Straßen der alten Kaiserstadt, Meerschaumköpfe und Chignons betrachtend.

Dann ging's nach Seelowitz. Herr Robert hatte die Güte, mich selbst am Bahnhof abzuholen und in seiner reizend gelegenen Villa einzuquartieren. In sechs Tagen waren seine Dampfpflüge montiert und am siebenten im Feld. Seitdem arbeiten wir lustig drauflos. Ich selbst habe nichts zu tun, als dabeizustehen, frische Luft zu schöpfen und gelegentlich einen Besuch zu empfangen, der sich mit mir wundert, wie ich mir die Zeit vertreibe.

Das Gut Seelowitz gehört eigentlich dem Erzherzog Albrecht, wurde aber unter günstigen Bedingungen schon vor Jahrzehnten von Roberts Vater gepachtet. In Seelowitz selbst befindet sich eine berühmte Rübenzuckerfabrik und alles, was dazu gehört. Vater Robert, der erst kürzlich starb, muß ein praktischer Kopf gewesen sein. Das sogenannte Diffusionsverfahren ist seine Schöpfung. Das jetzige Haupt der Familie ist ein feingebildeter, liebenswürdiger Geschäftsmann. Das Leben in diesem Kreise wird mir als freundliches Bild in Erinnerung bleiben, an dem ich, wie an so manchem andern, mit einer gewissen Wehmut nur allzu rasch vorübertreibe.

Die Umgebung ist für eine landwirtschaftliche Gegend sehr hübsch. Ein paar kecke Bergkuppen springen aus dem flachen Lande auf. Über den entfernteren Hügeln, auf denen die Schlacht von Austerlitz gefochten wurde, zeigen sich die dämmerigen Ausläufer der Karpathen. Das Ganze hat ein sonniges, gesundes Aussehen.

Im übrigen schreibt man mir, ob ich geneigt sei, kommenden Winter nach Ägypten zu gehen, worüber ich nicht im Zweifel bin. Auch von der Seilschiffahrt laufen gute Nachrichten ein. Die Versuche auf der Donau sind recht günstig ausgefallen, und die Rheinschiffer befriedigt von ihrem Besuch in Ungarn heimgezogen. Mein Freund Schwarz erweist sich als der rechte Mann am richtigen Fleck.


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