Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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140.

Neapel, den 8. Juni 1880.

Es war kein Spaß, und der Sieg, den ich schließlich errang, hat Mühe gekostet. Auch ist mir ein wenig zumut wie dem Pyrrhus. »Noch ein Triumph dieser Art und ich muß froh sein, mit heiler Haut allein nach Haus zu kommen!« Vor etlichen Tagen sah ich das zweifelhafte Grab Virgils, und vorgestern kroch ich im unzweifelhaften Haus des Sallust herum. Kein Wunder, daß ich es mit klassischen Zitaten nicht allzu genau nehme.

Die ganze Not, die mich hier drei Wochen lang gequält hat und deren Ursache ich an allen Enden und Ecken suchte, lag schließlich in einem Schornstein, den mir die Herren Italiener verpfuscht hatten. Die Sache ist zu technischer Natur, um sie Euch auseinanderzusetzen, ohne uns allen zur Qual zu werden. Der verantwortliche Sünder aber, der das Elend angerichtet hatte, war schon längst über alle Berge, und die, welche hier waren, sollten nichts davon gewußt haben, so daß ich gestern nach einer stürmischen Szene mit der ganzen Sippschaft den Herren am Abend noch einen derb deutschen Brief schrieb. Der tat denn auch heute seine volle Wirkung, und die Sache scheint sich in Versöhnung, Freundschaft und eine neue Bestellung auflösen zu wollen. Wir trennten uns nach viel unnötigem Schreien jedenfalls mit der Versicherung allseitiger Hochachtung, ich überdies mit dem erhebenden Gefühl, Neapel gesehen zu haben und doch nicht gestorben zu sein.


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