Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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95.

Leeds, den 6. Februar 1876.

Meine australische Erdschaufel tut ihre Pflicht. Sie soll im Innern des jungen Weltteils Erdausgrabungen von hundert Meter Länge und Breite und acht Meter Tiefe herstellen, um das Wasser der Regenmonate zum Tränken und Waschen der Schafe aufzustauen. Die Maschine hat viel Ärger und viel Spaß gemacht. Ärger, weil sie in den ersten Tagen nicht laufen wollte, und Spaß, weil ihre Bewegungen anzusehen sind wie das Tanzen eines Elefanten. Denkt Euch einen Kasten aus Eisenblech, zehn Fuß hoch und acht Fuß breit und lang, in dem sich drei Wagenladungen von Erde befinden, die er sich selbst mit einem einzigen Ruck im Felde geholt hat.

Das schwerfällige, unbehilfliche Ding, auf vier Rädern stehend, wackelt langsam dem Rande des Feldes zu. Dort angekommen bekommt es plötzlich Leben; jedermann geht ihm achtungsvoll aus dem Weg. Es stürzt um, überschlägt sich vollständig, fällt im Verlauf seines Purzelbaumes natürlich zuletzt wieder auf die Füße, das heißt die Räder, nachdem es einen Haufen von sechzig Zentner Erde zurückgelassen hat, und wackelt nun, ohne einen Augenblick sich zu besinnen, gravitätisch wieder dem Felde zu, um eine weitere Ladung zu holen.

Auch außerhalb solcher mechanischen Wunderlichkeiten fehlt es hier nicht an Originalen, die uns die Einförmigkeit dieses Lebens der Arbeit versüßen. Kürzlich besuchte mich Vetter M., der England geschäftlich bereist. In Manchester war er bei einem frommen Agenten, der seiner in der häuslichen Morgenandacht gedachte. »Wir schließen,« sagte er, »auch unsern heute anwesenden Freund ein. Möge der Herr seine Reise segnen! Möge er ihn die Maschinen finden lassen, die er sucht, und ihm zu den Reparaturen verhelfen, welcher er bedarf!« Ich wollte, ich könnte dem Mann auch meinen Wendepflug nahelegen, dem die kleinen, unebenen Felder um Leeds nicht zusagen wollen, für die er allerdings auch nicht bestimmt ist.


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