Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Dritter Teil. Meisterjahre
Max Eyth

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59.

Frankfurt a. M., den 3. Mai 1887.

Auch die kürzesten Briefe können kürzer werden, wenn es so weiter geht. Die letzte Direktoriumssitzung zwang mich, einen Seitensprung nach Berlin zu machen, wo manches mündlich zu regeln war, obgleich zwischen Wölbling und mir täglich Briefe hin und her gehen. Wölbling hat den Katalog energisch in die Hand genommen, eine Arbeit, die bei der Art, wie ich die Anmeldungen erzwang, rechtzeitig fertig werden kann. Meist erscheinen hierzuland Kataloge kurz vor Schluß der Ausstellung, auch manchmal nach demselben, was ich nicht für ganz richtig halte. Aber so einfach, als man denken sollte, ist auch diese Arbeit nicht, namentlich, weil kein deutscher Aussteller daran gewöhnt ist, richtige Angaben rechtzeitig zu machen. Wenn unsre D. L. G. nichts wird als eine Schule der Ordnung und Wahrhaftigkeit, so hat sie eine herrliche, aber allerdings auch überaus langweilige Aufgabe vor sich. Gott schenke uns allen Geduld.

Die Direktoriumssitzung verlief in der jetzt üblichen Weise. Ich sehe mit großer Befriedigung nach und nach Gewohnheiten entstehen. Das ist das erste, nach dem das Neue zu streben hat, wenn etwas Bleibendes herauskommen soll, das Gefährlichste, wenn etwas alt zu werden beginnt. Mein lieber Kiepert, der Vorsitzende, glänzte allerdings durch Abwesenheit, was mich gerade in diesem Fall, den ich mit zwei Nachtfahrten bezahlt hatte, aus sentimentalen Gründen ärgerte. Was ihn abhielt, zu kommen, war der Geburtstag seines Enkelchens. Noch einmal: Gott gebe uns allen Geduld.

Dagegen ist Poggendorff, der Leiter des Klubs der Landwirte, entschlossen, mir einige Zeit vor Eröffnung der Schau als Stütze zu dienen. Ganz herzlos ist die Welt denn doch noch nicht.


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