Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Dritter Teil. Meisterjahre
Max Eyth

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72.

Breslau, den 20. Mai 1888.

Auf gestern abend hatte ich meine sämtlichen Ortsausschüsse zu einer gemeinsamen Versammlung eingeladen, um ihnen auseinanderzusetzen, was alles geschehen war und was während der Ausstellung zu tun sei. Der Wind hat sich endlich doch ein wenig gedreht; das schlesische Eis ist gebrochen, wenn auch nicht da, wo es hätte brechen sollen. Graf Pückler übernahm den Vorsitz, nachdem er am Morgen – ein hocharistokratischer, siebzigjähriger Herr! – über drei Treppen zu mir heraufgekrochen war, um mich persönlich zu besuchen. Ich wohne nämlich, wie immer, wenn irgend möglich, im dritten Stock eines hohen Hauses, um Luft und Licht zu finden, ohne die ich in großen Städten sterben müßte. Unser Präsident, der Herzog von Ratibor, entschuldigte sein Ausbleiben telegraphisch. Das Ganze war mehr eine Formsache. Es war deshalb doppelt erfreulich, daß alles nett und freundlich verlief.

Morgen kommt Freund Poggendorff aus Berlin. Einige Tage später erwarte ich den wackeren Krauß aus dem fernsten Bayern. Nord und Süd! Bei Gott, ich kann ein paar solche Stützen brauchen, und weiß von Frankfurt her, daß sie zu gebrauchen sind. Etwas von deutscher Treue lebt doch noch, da und dort.


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