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Wilhelm Bölsche

Wilhelm Bölsche. Ein Mitkämpfer philosophischer Natur erstand der neuen Richtung in Wilhelm Bölsche (geb. in Köln 1861, lebt in Berlin). Schon hatten die Jungen in Fechner, dem Sucher nach dem »Weltgehirn«, ihren Mann entdeckt, ohne mit der Art, in der der große Dichterphilosoph seine Ideen vortrug, die Erfüllung ihrer Ahnungen zu sehen. Sie wollten Verfeinerung, Erweiterung dieser naturwissenschaftlichen Grundlagen der Weltanschauung. Mit Schlaf und Scheerbart, die bereits ihre dunkeln, tastenden Linien zu einer neuen differenzierteren Auffassung des Weltproblems zogen, stellte sich Bölsches Kunst und Weltauffassung in eine Parallele. Schon 1887 hatte er in seinen »Naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie« versucht, die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse an Stelle des bisherigen mythologischen Apparates zu setzen. Von Heinrich Heine und dem sozialen Romane Emile Zolas ausgehend, betonte er das soziale Moment der Dichtung und kam damit sozusagen den gärenden Tendenzen theoretisch entgegen. Sein Roman »Die Mittagsgöttin« erschien 1891 und war gleichsam ein Paradigma für diese zolaisierenden Theorien. Ein eifriger Sammler von Natureindrücken, gelangte er zu einem reichhaltigen Brevier von brauchbaren und interessanten Kleinigkeiten, aus dem seine liebenswürdige, harmlose spätere Produktion Nahrung fand. Es war ein mit dichterischen Pointen gefütterter, populärwissenschaftlicher Impressionismus. Der »Entwicklungsgeschichte der Natur«, 1893–96, folgte eine große Anzahl im Zeichen Darwin-Haeckels stehender Broschüren und umfangreicher Abhandlungen, unter denen »Das Liebesleben in der Natur« I 1898, II 1900, III 1902, seinen Namen in weitere Kreise trug. »Eroberung des Menschen«, 1901, »Von Sonnen und Sonnenstäubchen«, 1902, zeigen ihn oft von einer spielerischen Manier beherrscht. Neben dieser poetischen und naturwissenschaftlichen Tätigkeit finden wir ihn auch als Literarhistoriker tätig. Bekannt sind seine Neuausgaben der Werke Heines, Hauffs, Humboldts, Wielands, Novalis' und Goethes. Was er inhaltlich ermangeln ließ, ersetzte er in seinen besten Arbeiten oft durch Virtuosität des Stils und der Sprache.

Dr. B.


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