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Peter Hille, geb. 1854 zu Erwitzen in Westfalen, gestorben 1904 in Schlachtensee bei Berlin. Eine der genialsten Dichternaturen der neueren Zeit, der es leider an innerer Zucht fehlte, um Werke zu schaffen, die in der Form dem seelischen Gehalt entsprechen. Seine stärkste Begabung bestand im bildlichen Schauen und in der Fähigkeit, Worte zu bilden, die in einem schlagenden Ausdruck lange Gedankenreihen wiedergaben. Diese Eigenschaft qualifizierte ihn in erster Reihe zum Aphoristiker. Was seinen oft kraus durcheinanderflutenden Schilderungen in den Romanen »Die Sozialisten«, »Cleopatra«, »Semiramis« und »Die Hasselburg« ihren großen Wert verleiht, sind die Aphorismen und Sentenzen, die überall hineinverstreut sind, und die oft an Tiefe und Schönheit einen Geist von erstaunlicher Größe verraten. In seinem Drama »Der Sohn des Platonikers«, einer durch ihre kühne Überschreitung aller dramatischen Formregeln sehr merkwürdigen Arbeit, stehen Szenen, die von leidenschaftlicher, seelischer Größe und ekstatischem Temperament getragen sind. Peter Hilles Hauptstärke liegt in der Lyrik. In der posthumen Gedichtsammlung »Blätter vom fünfzigjährigen Baum« finden sich Gedichte, die neben den besten Schöpfungen der deutschen Literatur bestehen können, dazwischen wieder solche, die beinahe dilettantisch anmuten. Auch in dem zweiten Bande der von Gebrüder Hart nach seinem Tode herausgegebenen »Gesammelten Werke«: »Gestalten und Aphorismen« stehen nebeneinander die erhabensten, tiefsten, schönsten Kunstschätze und ganz belanglose, triviale, unbedeutende Schreibübungen. Peter Hille war nur genial und hatte zu wenig Talent, um, außer einigen in jeder Hinsicht vollendeten Gedichten, etwas Großes und Abgerundetes schaffen zu können. Leider sind die vier Nachlaßbände, die bis jetzt vorliegen, ein so kleiner Bruchteil seiner Werke, daß ein klares, eine erschöpfende Kritik der Persönlichkeit Peter Hilles zulassendes Bild noch nicht möglich ist. Jedenfalls war er als Mensch und als Dichter eine so außergewöhnliche und dabei so bedeutende Erscheinung, daß sein Name für die deutsche Literaturgeschichte schwerlich je verloren gehen.
E. M.