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Alfred Mombert. Unter den poetischen Erstlingen des Lyrikers Alfred Mombert (geb. 1873, lebt in München) finden sich so ziemlich alle Elemente, die der Entwicklung der Lyrik des letzten Jahrzehntes im allgemeinen eigen sind. Was Nietzsche, Liliencron, Dehmel formell entwickelten, alle jene Farbentöne und Verseigenheiten, geben das Charakteristikum seiner ersten Sammlung »Tag und Nacht«. Aber auch ältere Einflüsse, wie die Heinrich Heines, lassen sich feststellen. Seltsamkeiten, Grausamkeiten der Form und des Kolorits deuten aber auch hier schon auf eine zwar nicht immer künstlerische, so doch souveräne Originalität. Man kann in allem, in der Wahl der Motive, in der Verwendung der Klangmittel, den einmal eingeschlagenen Weg durch alle folgenden Sammlungen verfolgen (»Der Glühende«, »Die Schöpfung«, »Der Denker«). Das Sichentfernen vom Sichtbaren und Konkreten, von der plastischen Bildwirkung, das vollständige Versinken im Übersinnlichen steigert sich von Buch zu Buch. Seine ganze Produktion wird schließlich ein Spielen und Jonglieren mit Abstraktem; Symbolismus und Mystik reichen sich die Hand in einer Dunkelheit, die nur zu leicht als Theatermache entlarvt werden kann. Seine Freunde sind geneigt, Offenbarungen in dieser verschwommenen Willkür zu entdecken, seine Gegner reden von Charlatanismus. Man darf sich wohl auf einen Mittelweg stellen, indem man bedauert, daß ein guter Ansatz eine so schlechte Fortsetzung gefunden hat. Die Gefahr der Manier hat der Literatur unserer Tage schon manches Talent gekostet!
V. H.