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Paul Verlaine, geb. 1844 zu Metz, gest. 1896 in Paris. Zuerst Parnassien in seinem ersten Buch »Poëmes Saturniens«, auch noch in den folgenden »Fêtes Galantes«, wurde die Bekanntschaft des blutjungen Rimbaud für Verlaine entscheidend. Er begann die straffe Form des Verses zu lösen und leitete damit die Emanzipation vom Alexandriner ein. Bei Verlaine finden sich die ersten »vers libres«. Er wanderte mit Rimbaud durch Belgien, Holland und England, bis ein peinlicher Zwischenfall in Brüssel dem Zusammenleben der beiden größten lyrischen Genies des Fin de siècle ein Ende machte. Verlaine, der auf seinen jungen Freund eifersüchtig geworden war, feuerte auf Rimbaud einen Revolverschuß ab, ohne zu treffen, aber kurze Zeit nach der Versöhnung wiederholte er das Attentat, und diesmal traf die Kugel ihr Ziel. Verlaine verfiel nun bald in eine religiöse Krisis, die im Gefängnis begonnen hatte, und die ihn bis zu seinem Lebensende festhielt. Seine Gedichtbücher sind nun ein wechselnder Sang an die Jungfrau Maria und an die Venus vulgivaga. Seine religiösen Gedichte sind von einer tiefen Innigkeit und innerer Zerknirschung. Sie sind wie das ewige Licht vor dem Bilde der Jungfrau: die Erotik ist so sublim und unirdisch geworden, wie sie es nur bei den mystischen Dichtern des Mittelalters ist. Seine besten Gedichte erinnern an unsere Volkslieder, sie sind ganz Musik und schwermütig wie ein Abend, dessen tragische Traurigkeit man nicht ergründen kann.
R. S.