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Zweites Buch

1

Immer wieder wird der Strom des Lebens zum Katarakt. Die kristallhell glänzende Oberfläche, bei glattem Gefälle lange Zeit kaum sich ändernd, wird jäh hinabgewirbelt, und empor kommt, was vordem Schlamm gewesen war; bis wiederum das Trübe sich klärt, kristallhell wird – und dann, später, beim nächsten Wassersturz, neuem Schlamm Platz macht.

Der gemächlich dahingleitende Lebensfluß in den Vereinigten Königreichen hatte einen Katarakt vor sich, wenn auch in ziemlicher Ferne. Die wenigsten sahen den Abgrund, dem sie zutrieben. Und mochten manche wohl spüren, daß das Gefälle uneben wurde, so ahnten sie doch nicht, welcher Art der Schlamm war, der ans Licht der Sonne sich drängte. Falls überhaupt sie sich Gedanken machten, so fürchteten sie die unterdrückten, verfolgten, zu Märtyrern gewordenen Papisten weit eher als die bornierten Puritaner; – oder gar die rasenden Independenten, von denen kaum etwas bekannt war, außer daß sie alles niederreißen wollten – Königsschlösser, Adelspaläste, Kirchen, Schauspielhäuser und Bürgerhäuser –, um auf dem Trümmerfeld die Tonne des Diogenes übrigzulassen.

Was ist schicksalsvoller als ein großer Strom – Schicksale habend, Schicksale bringend! Aus Tropfen wurde er. Aus Billionen und aber Billionen Schicksalen wird der Lebensstrom, wird selber zum Schicksal eines Volkes oder gar der Menschheit. Keinen Deut will er missen. Kein Lichtgeblinke, kein Grillengezirp geht verloren. Keine Katze, keine Schwalbe stirbt umsonst. Der Lebensstrom kann ihrer nicht entraten – auch der menschlichen Narretei nicht – denn er gleicht einem Gestricke, aus welchem keine Masche sich herausschneiden läßt.

Ja, auch Narretei ist Schicksal und kann eines Landes Schicksal, Weltschicksal werden. Oft freilich ist es den Söhnen vorbehalten, zu beweinen, was die Väter belacht hatten. Einer der Fäden der Parzen – der schwärzeste – heißt Narretei.