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Es war nach Mitternacht, als James und die Kavaliere Devonshire, Montgomery, Southampton, Pembroke und Overbury in die große Halle des Wasserschlosses eindrangen. Der verstörte Diener, der ihnen an dem von zwei Einhörnern bewachten Brückentor den Eintritt hatte wehren wollen, wurde beiseitegeschoben.
In die Halle tretend, vernahmen sie einen dumpfen, aus den Kellerräumen emporschallenden Lärm. Doch auch ganz nah war ein Schluchzen vernehmbar. Kein Licht brannte in der Halle. Der Schimmer der Laterne, die Overbury dem Knecht abgenommen hatte, reichte bloß wenige Schritte weit. Vom Ton des Schluchzens ließ Overbury sich führen. So gelangte er zur Bibliothekstür. Was lag da vor der Schwelle? Er winkte die andern herbei. Ein blutiges totes Windspiel lag dort. Overbury entriegelte die Tür. Der Laternenschein fiel auf eine schreckensbleiche tränenüberströmte Frau.
Es war Mistris Jessop. Ohne zu begreifen, wie Jasper den König so schnell hatte finden können, begriff sie doch, daß sie nicht Räuber vor sich hatte, sondern Kavaliere, Retter. Sie erkannte am Hinken den König und warf sich ihm vor die Füße. Was sie, sich überhastend, redete, war ein Gewinsel und Gelall, so wirr und seltsam, daß niemand sie verstand. Rasend über den Mord am Pomeranzenbäumchen habe der Wahnwitzige Arbella zwingen wollen, eine Pistole auf die gefangene junge Schmugglerin abzuschießen; und als Arbella die Pistole auf ihn angelegt, habe er sie ihr entrissen und verlangt, daß sie mit der Schmugglerin fechte – – –
Ungeduldig unterbrach Overbury den dunkeln Wortschwall und verlangte zu wissen, wo das vor sich gehe. Mistris Jessop zeigte auf die Tür, die auf die Kellertreppe hinausging. James, auf Pembroke's Arm gestützt, humpelte zur Tür, hinkte die Treppe hinab. Die Kavaliere wagten nicht, dem König vorauszueilen. Eine Folter war es für Overbury, daß James so gemächlich, auf jeder Stufe ausruhend, hinabstieg. Die Laterne dem Earl of Devonshire reichend, sprang er in wenigen Sätzen die Treppe hinunter, rannte durch einen stockfinsteren Gang in die Richtung, von wo der Lärm herkam, bis ihm aus dem Spalt einer Tür ein Lichtschein entgegenschimmerte. Er riß die Tür auf und erblickte ein schier unglaubliches Bild.
Von mehreren Kerzen erleuchtet war die spinnwebgraue Kellerkammer. Am Boden hinten zwischen Gerümpel lag Lord Seymour, die Hände in Handschellen, die Füße in einen Fußblock gezwängt, mit den gefesselten Armen sich gegen einen Diener Murdac's wehrend, der vergebens versuchte, ihm einen Knebel in den Mund zu stecken. In der Mitte der Kammer standen sich als Fechterinnen Arbella Stuart und Moll Cutpurse gegenüber, beide bis zum Nabel entblößt und mit blanken Degen in den Händen. Doch sie hielten die Degen gesenkt und weigerten sich, zu fechten, obgleich Murdac, tollwütiger denn je, sie gegeneinander hetzte und mit einer Peitsche bedrohte.
Ein Faustschlag Overbury's streckte den Irrsinnigen nieder. Der Diener hob den Degen, den Moll hatte fallen lassen, auf, wollte sich auf Overbury stürzen. Da traten der König und die Earls in die Kammer ...