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(Ins Hochdeutsche übertragen von A. G. Eberhard.)
Der Peter will nicht länger bleiben,
Er will durchaus fort in die Welt.
Dies Wagestück zu hintertreiben,
Der Mutter immer schwerer fällt.
»Was willst du,« spricht sie, »draußen machen?
Du kennst ja fremde Menschen nicht;
Dir nimmt vielleicht all deine Sachen
Der erste beste Bösewicht.«
Der Peter lacht nur ihrer Sorgen,
Wenn er die Mutter weinen sieht,
Und wiederholt an jedem Morgen
Sein längst gesungnes Reiselied.
Er meint: »Die Fremde nur macht Leute;
Nicht in der Nähe wohnt das Glück.
Drum such ichs gleich recht in der Weite;
Doch kehr ich mit der Zeit zurück.«
Zu Hilfe ruft man alle Basen,
Und jede gibt dazu ihr Wort;
Doch Peter läßt nicht mit sich spaßen,
Der Tollkopf will nun einmal fort.
Da sprach die Mutter voller Kummer:
»So sieh doch nur den Vater an,
Der reiste nie und ist nicht dummer
Als mancher weitgereiste Mann!«
Der Peter läßt sich nicht bewegen,
So daß zuletzt der Vater spricht:
»Nun gut! ich wünsche Glück und Segen,
Fort sollst du; doch nun säum auch nicht!«
Nun geht es an ein Emballieren
Vom Fuß hinauf bis an den Kopf;
Man wickelt, daß auch nichts kann frieren,
Das dickste Band um seinen Zopf.
Jetzt endlich ist der Tag gekommen,
Gleich nach dem Essen geht er heut;
Voraus ist Abschied schon genommen,
Und alles schwimmt in Traurigkeit.
Die Eltern das Geleit ihm geben
Bis auf das nächste Dorf hinaus,
Und weil dort ist ein Wirtshaus eben,
Hält man noch einen Abschiedsschmaus.
Ein Fläschchen Wein wird vorgenommen,
Und still wird Peter, mäuschenstill;
Man trinkt auf glücklich Wiederkommen,
Und Peter seufzt: »Nun, wie Gott will!«
Er muß die Augen öfters reiben,
Nimmt Abschied noch einmal recht schön,
Und sagt, man soll nur sitzen bleiben,
Denn weiter lass' er keinen gehn.
Und endlich wankt er fort, der Peter,
Obgleich es ihn beinahe reut;
Nach hundert Schritten aber steht er
Und denkt: wie ist die Welt so weit!
Das Wetter will ihn auch nicht freuen,
Es weht der Wind so rauh und kalt!
Er glaubt, es könne heut noch schneien;
Und schneits nicht heut, so schneits doch bald.
Jetzt schaut er bang zurück, jetzt geht er
Und sinnt, wie weit er heut noch reist;
Jetzt kommt ein Kreuzweg – ach! da steht er,
Und niemand, der zurecht ihn weist.
»Ach!« seufzt er, »so was zu erleben,
Gedacht ich nicht; daß Gott erbarm!
Hätt ich der Mutter nachgegeben,
So säß ich jetzt noch weich und warm.
Wie konnt ich so mein Glück verscherzen?
Ich war doch wirklich toll und dumm!
Wie würde mich die Mutter herzen,
Kehrt ich an diesem Kreuzweg um!«
Und rasch beschließt er, sich zu drehen,
Wie wenn man was vergessen hat,
Und rennt, ich hätt ihn mögen sehen,
Zurück zur lieben Vaterstadt.
Die Eltern saßen unterdessen
Im Wirtshaus noch in guter Ruh,
Bekämpften ihren Gram mit Essen
Und tranken tiefgerührt dazu.
Der Peter ließ sie gern beim Schmause,
Ihn reizte nur der Heimat Glück;
Drum läuft er sporenstreichs nach Hause
Auf einen Seitenweg zurück.
Und froh, daß in der Näh und Ferne
Sein Fuß sich nicht verirret hat,
Gelangt er vor dem Abendsterne
Inkognito noch in die Stadt.
Doch ist er kaum erst heimgekommen,
So schallt Gelächter durch das Haus;
Das hätt er übel fast genommen,
Allein er machte sich nichts draus.
Man spaßt: »Du mußt mit Meilenschuhen
Gewandert sein; drum setz dich auch
Nun hintern Ofen, um zu ruhen,
Und pfleg am Brotschrank deinen Bauch!«
Er tuts. Bald traten auch die Alten
Zur Stubentür betrübt herein;
Die Mutter seufzt mit Händefalten:
»Wo mag wohl jetzt mein Peter sein?«
Da kriecht der Peter vor und schmunzelt:
»Was klagt ihr denn? hier bin ich ja!«
Die Mutter jauchzt, der Vater runzelt
Die Stirn und spricht: »Schon wieder da?
Nun, wie ich dachte, ists geschehen,
Die Mutter war nur wie verwirrt;
Ich habs dem Burschen angesehen,
Wie weit die Reise gehen würd.«
Die Mutter jubelte, durchdrungen
vom frommen Dank: »'s ist besser so!
Nun hab ich wieder meinen Jungen
Gesund daheim, des bin ich froh!« –
Doch Peter sagte ganz beklommen:
»Hätt ich nur nicht geglaubt, es schneit,
Und wär der Kreuzweg nicht gekommen,
So wär ich jetzt, wer weiß, wie weit.«