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Die Kaiserstochter King-tschang ist
Ein Mädchen sanft und süße;
Schwarz ist ihr Aug, rund ihre Wang,
Allein gar häßlich ist ihr Gang,
Denn sie hat krumme Füße.
Unmöglich wird das Tanzen ihr,
Das Gehn selbst wird ihr schmerzlich.
Der Kaiser siehts mit trübem Sinn,
Mit trüberm Sinn die Kaiserin;
Sie grämet sich recht herzlich.
Doch das gesamte Hofgesind
Ruft mit gebeugtem Rücken:
»Sehr schön ist die Prinzeß fürwahr;
Doch ihre kleinen Füßchen gar,
Sind reizend zum Entzücken!«
Und Tsching-tse singt, der Hofpoet:
»Prinzessin sonder Mängel!
Beflügelt ist dein holder Schritt,
Und wo dein himmlisch Füßchen tritt,
Da sprießen Lilienstengel.«
Vornehme Damen wollen bald
Nur watscheln, statt zu gehen,
Und ihren lieben Töchterlein,
Die geifernd noch in Windeln schrein,
Verkrüppeln sie die Zehen. –
Die Kaiserstochter King-tschang ist
Schon tot gar manch Jahrhundert;
Doch wird noch bis auf unsre Zeit
Die weibliche Krummfüßigkeit
In China sehr bewundert.