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Alfred Beetschen (geb. 1864)

1. Wenn ich zwei Flügel hätt.

Wenn ich zwei Flügel hätt,
Meinst, ich würd reisen!
Adlergleich ziehn in bedächtigen Kreisen?
Glaubst, ich entflöge dir – husch! – aus dem Bau?
Bist mir ein argwöhnisch Ding, du, – schau, schau!

Mitten in Freud und Leid
Mag mirs behagen,
Dich in den Armen, was sollt ich erjagen?
Bin ja kein flatterhaft törichter Knab,
Wenn ich zwei Flügel hätt, – schnitt ich sie ab!

2. Moderne Mignon.

Kennst du den Strand, wo die Matronen blühn,
Im Dünensand rotbraune Wangen glühn?
Ein sanftes Kind im Badeanzug geht,
Das Myrten will, – und hoch der Strandkorb steht!
Kennst du die Trouville?
Dahin! Dahin
Möcht ich mit dir zur Badesaison ziehn!

Kennst du das Haus der Konversation?
Es glänzt der Saal, die Kurmusik spielt schon!
Wie Marmorbilder blasse Damen gehn,
Die Tanz-Reunion beginnt Punkt abends zehn!
Kennst Baden-Baden du?
Dahin, –
Zur Schwarzwaldperle möcht ich mit dir ziehn!

Kennst Zoppot du und seinen Landungssteg?
Nahmst du nach Norderney schon mal den Weg?
Kennst du Ostende? 's wär so hübsch en route,
Es stürzt sich dort so neckisch in die Flut, –
So wenig braucht man, um sich anzuziehn, –
O, bitte, Schatz, – laß uns im Auto fliehn!