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Hart an dem Bolsener See
Auf Montefiascones Höh'
Steht ein kleiner Leichenstein
Mit der kurzen Inschrift drein:
Propter nimium Est Est
Dominus meus mortuus est.
Unter diesem Monument,
Welches keinen Namen nennt,
Ruht ein Herr von deutschem Blut,
Deutschem Schlund und deutschem Mut,
Der hier starb den schönsten Tod
Seine Schuld vergeb' ihm Gott!
Als er reist im welschen Land,
Vielen schlechten Wein er fand,
Welcher leicht wie Wasser wog
Und die Lippen schief ihm zog,
Und er rief: »Ich halts nicht aus!
Lieber Knappe, reit voraus!
Sprich in jedem Wirtshaus ein
Und probiere jeden Wein;
Wo er dir zum besten schmeckt,
Sei für mich der Tisch gedeckt,
Und damit ich find das Nest,
Schreib ans Tor mir an ein
Est.«
Und der Knappe ritt voran,
Hielt vor jedem Schenkhaus an,
Trank ein Glas von jedem Wein,
War der gut, so kehrt' er ein,
War der schlecht, so sprengt er fort,
Bis er fand den rechten Ort.
Also kam er nach der Stadt,
Die den Muskateller hat,
Der im ganzen Welschen Land
Für den besten wird genannt;
Als von diesem trank der Knecht,
Dünkt
ein
Est ihm gar zu schlecht.
Und mit feuerrotem Stift
Und mit riesengroßer Schrift
Malt er nach des Weins Gebühr
Est Est an der Schenke Tür;
Ja nach anderem Bericht
Fehlt' die dritte Silbe nicht.
Der Herr Ritter kam, sah, trank
Bis er tot zu Boden sank.
Schenke, Schenkin, Kellner, Knapp
Gruben ihm ein schönes Grab
Hart an dem Bolsener See
Auf Montefiascones Höh.
Und sein Knapp, der Kostewein,
Setzt ihm einen Leichenstein
Ohne Wappen, Stern und Gut
Mit der Inschrift kurz und gut:
Propter nimium Est Est
Dominus mens mortuus est.
Als ich nach dem Berge kam,
Eine Flasch ich zu mir nahm
Und die zweite trug ich fort
Nach dem weltberühmten Ort,
Wo der deutsche Ritter liegt,
Der vom
Est Est ward besiegt.