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Johann Friedrich Kind (1768-1843)

1. Der Unterschied.

Zu einem tapfern Prinzen kam
Ein altes Weib, ihr Söhnlein auszubitten,
Das man weg als Rekrute nahm.
Und als der Prinz sich lang mit ihr gestritten,
Spricht er: »Nun geht! Soldaten braucht der Staat!
Frau, dünkt Euch ein Soldat so wenig?
Ich bin ein Prinz, mein Bruder ist der König,
Und er und ich, wir beide sind Soldat.« –
»Das glaub ich«, spricht das Weib, »Sie lernten auch nichts weiter;
Allein mein Sohn, der ist ein Schneider

2. Guter Grund.

Ein Fremder kam zu einem Schneider
Mit einem tüchtgen Stücke Tuch
Und sprach: »Ich liebe weite Kleider –
Ist dies zu meinem Rock genug?«
Der Meister maß und machte Zeichen
Und rief bedächtig: »'s wird nicht reichen.«
Erbittert durch dies strenge Wort,
Ging ungesäumt der Fremde fort
Zum nächsten Schneider gegenüber
Und sprach zu diesem auch: »Mein lieber,
Mein sehr berühmter Meister Mock,
Reicht dies zu einem weiten Rock?«
Und als Herr Mock das Maß genommen,
Sprach er gar freundlich: »O vollkommen!«
Als drauf der Fremde wieder kam,
War meisterlich das Werk gelungen,
Doch sah er, was ihn Wunder nahm,
Zu gleicher Zeit des Meisters Jungen,
Der von demselben Stücke Tuch
Ein allerliebstes Wämschen trug.
Vergnügt sprach er: »Ich bin zufrieden
Und wende nichts dawider ein:
Was sich gebührt, das muß auch sein;
Doch wär ich gern um was beschieden:
Zu wenig wars zum Rock da drüben,
Hier ist ein Wams noch übrig geblieben.«
»Hm!« – sprach Herr Mock, »da kann ich Ihnen
Gar leicht mit gutem Grunde dienen,
Ein Söhnchen nur hab ich, doch ei!
Der drüben hat der Schlingel zwei


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