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Egon Hugo Strasburger (geb. 1877)

1. Das Honorar.

Es bleiben bewundernd die Leute stehn,
Wenn sie mein Mädel am Sonntag sehn,
In Gala, geschniegelt, fesch und fein,
So herrlich wie lachender Sonnenschein,
Die Schönste auf allen Gassen und Wegen, –
Prinzeßchen ist ein Nichts dagegen!
Wie kommt sie her! Man staunt und stutzt!
Wie hab ich das blonde Ding geputzt!
Ich habe seit einem langen Jahr
Beiseite gelegt das Honorar.

Verwandelt hab ich Gedichte und Skizzen
In Kleider, Schuhe, Hüte und Spitzen.
Zuerst die Jacke – die brachte mir ein
Mein Lenzpoem »Das Schloß am Rhein«.
Zum Sommerhut ward das Gedicht:
»Ich geh, wenn auch das Herz mir bricht!«
Mein »Herbstlied« und der »Höllenritt«,
Sie gaben die Stiefel von Wiener Schnitt,
»Der Winterabend«, »Der Wald«, »Die Muse«
Sie brachten eine Seidenbluse
Und Spitzen am Kleide von feiner Seide,
Und leuchtendes, glänzendes Prunkgeschmeide.

Doch seit das Fräulein durch meinen Text
So ausstaffiert, ist sie verhext.
Sie schielt nach andern und jeder schaut
Auf meine süße Herzensbraut.
Das schwerverdiente Honorar – –
O Gott, daß ich der Esel war!
So oft mein Blick sie heute sucht,
Hab ich das Honorar verflucht.
Ein anderer kirrt – – schon seh ichs kommen –
Die Lotte – wird mir fortgenommen.

2. Das junge Paar.

Gott Amor steht am Gartentor
Und bläst ein süßes Liedel vor
Nach alter, alter Weise –
Der Kutscher sitzt auf hohem Bock,
In seiner Hand den Peitschenstock,
Bereit zur großen Reise.

Das braune Kleid, der Reisehut,
Wie steht der jungen Frau das gut.
Kann etwas schlecht sie kleiden? –
Und das Gesichtchen würdevoll;
Denn in die heilge Ehe soll
Bewegt und ernst man schreiten.

Ein Blumenstrauß – er will noch mit,
Das Zöfchen eilt im Flügelschritt –
»Madame, – der Strauß blieb liegen!«
Madame, – das klingt wie Lenzmusik –
Ein heißer, langer Liebesblick –
Sie lächeln süß-verschwiegen.

Das Zöfchen fliegt, des Kusses Schall
Ging unter in dem Peitschenknall,
Ein Flüstern selig-leise!
Gott Amor steigt als erster ein,
Die beiden andern folgen drein –
Lebt wohl und gute Reise!

3. Der Junggeselle.

Nun laß dem Herzen seinen Frieden,
Im Sturme hat es sich erprobt,
Was gibt dir Liebe noch hienieden?
Mit dreißig hat man ausgetobt.

Vergiß die dummen Liebesqualen,
Iß lieber dich zu Hause satt,
Von heute zähle zum Neutralen,
Was dich in goldnen Fesseln hat!

Glaub mir, so lang du vielen Frauen
Ein Lächeln gönnst, ein Schmeichelwort,
Wird nie die eine nach dir schauen,
Du selber nimmst dein Glück dir fort.

Und hast du sonst Dekamerone
Gelesen und Marquis de Sade,
Lies Bücher heut in ernstem Tone,
Vergrab dich in dein Wochenblatt.

Am Abend geh nicht spät nach Hause,
Und bummle nicht bis früh am Tag;
Die kleine Junggesellenklause
Soll gleichen keinem Taubenschlag.

Fort Liebesbriefe, Mädchenhaare!
Was nützt der eitle Tand, mein Sohn?
Mit jener federleichten Ware
Trug nie das Herz den Sieg davon.

Geh in dich, Freund, pflück dir die Lilie
Und habe mannesstarken Mut,
Vor jedem Mitglied der Familie
Zieh ehrerbietig deinen Hut!

Beiß' auf die Zunge und sei weise,
Solidsein hält den Körper frisch:
Es schmeckt wie edle Götterspeise
Ein bürgerlicher Mittagstisch.

Man kommt mit Freuden dir entgegen,
Der Vater ordnet, was dir fehlt,
Die teure Mutter gibt den Segen,
Das Töchterlein naht glutbeseelt.

Man nimmt dich auf mit tausend Händen,
Das Bräutchen spricht verschämt sein »Du«,
Ich aber kann den Glückwunsch senden
Und meinen Blumenkorb dazu ...


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