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Ihr alle kennt die Mähr aus Mainz
Vom Minnesänger Frauenlob,
Der für die Frauen unsers Rheins
Den Blütenkranz der Dichtung wob.
Und jeden Ton und jeden Klang,
Der seiner Dichterbrust entquoll,
Goß er in einen Hochgesang,
Des Lobes lieber Frauen voll.
Und als sein Leben dann verblich,
Da hub ein lautes Klagen an.
Die Frauen weinten bitterlich
Um ihren toten Dichtersmann.
Die Kunde flog in schnellem Lauf
Von Ort zu Ort wie Windeswehn;
Den Rhein hinab, den Rhein hinauf
Tät manches Aug in Tränen stehn.
Und sieh und sieh: am dritten Tag
Da wallts gen Mainz von Nord und Süd:
Es ziehn zu Heinrichs Sarkophag
Die Frau'n mit dankbarem Gemüt.
Und sieh und sieh – ein breiter Strom
Von Schönheit flutet durch den Ort:
Sie tragen ihn zum hohen Dom
Auf ihren eignen Schultern fort. –
O Frauenlob, wie neid ich dir
Solch Grabgeleites Glorienschein,
Drum soll allein fortan auch mir
Der Frauen Lob die Losung sein.
Nur noch die eine Weise zieht
Durch meiner Leier Saitengold:
Das immer neue Hohelied
Von Rheinlands Töchtern, lieb und hold.
Ich wollt, ich haucht im Blütenmai
Die erdenmüde Seele aus,
Dann eilt ihr Frauen fromm herbei
Und legt mich in mein letztes Haus.
Und durch die linde Lenzesluft,
Tragt ihr zum Dank für manch Gedicht
Und senkt mich singend in die Gruft –
Pressieren freilich tuts noch nicht!
Aus seinem Buche »Rheinische Schlendertage«. Köln, Verlag von Hoursch & Bechstedt.)
Als Kaiser Heinrichs Majestät
(Ich weiß nit, des wievielten)
Einst Thüringen bereisen tät
Zur Sommerzeit, da hielten
Dort überall die Leute Rat
Und überlegten früh und spat,
Wie man ihn baß empfinge.
Auch Sizzo, Herr von Greifenstein,
Legt seine Stirn in Falten
Und überlegte voller Pein
Mit seinem Vogt, dem alten.
Den beiden Biedern perlt der Schweiß
Im Angesicht, denn juliheiß
Herunterschien die Sonne.
Da rief der Graf: »Ich habs! das paßt!«
Sein' Augen täten glänzen.
»Wir wölln dem kaiserlichen Gast
Von eignem Wein kredenzen.
Des Gastes sei der Willkumm wert,
Drum sei ein Humpen ihm beschert
Vom allerbesten Jahrgang.« –
Und so geschahs. Der Kaiser kam
Gen Blankenburg geritten.
Graf Sizzo in Empfang ihn nahm
In seiner Mannen Mitten;
Sprach einen Spruch, wies Brauch und Fug
Und reichte ihm den Silberkrug,
Gefüllt mit
Schwarzataler.
Den Kaiser deucht ein kühler Schluck
Nach heißem Ritt ergetzlich;
Er nimmt ihn drum mit einem Ruck –
Die Wirkung ist entsetzlich!
Erst wird Herr Heinz wie Blut so rot,
Dann wird er bläßlich wie der Tod
Und kriegt dazu das Zittern.
Feucht wird die Stirn, der Schädel dampft,
Heinz klappert mit den Zähnen,
Man sieht, wie sich der Schlund ihm krampft,
Die Augen stehn in Tränen.
Zu Berge sträubt sich stracks sein Haar;
Kurzum, es beut der Kaiser dar
Ein wahres Bild des Jammers.
Doch spricht er nit ein einzig Wort,
Reißt nur sein Roß am Zügel
Und reitet wie besessen fort,
Vorbei an Tal und Hügel.
Und erst zu Saalfeld macht er halt
Und läßt voll Ingrimm allsobald
Sich seinen Kanzler kommen.
Tags drauf läßt er im ganzen Land
Ein neu Edikt verlesen,
Das er signiert mit eigner Hand,
Und also ists gewesen:
»
Wir, Heinrich, dekretiern andurch:
Wer wieder je in Blankenburg
Wein baut, der ist des Todes!«
(Aus seinem Buche »Nachlese«. Köln, Verlag von Paul Neubner.)
Es will mir gar nicht in den Kopf,
Was Arnstadts Chronik kündigt,
Da soll doch gleich der ... schaut, ich hätt'
Beinah mich jetzt versündigt.
Der Schmerz ist auch zu riesengroß,
Ich kann ihn nicht verwinden,
Ach, warum mußt ich Ärmster bloß
Die alte Schwarte finden!
Der selge Olearius
Hats schwarz auf weiß geschrieben;
Schlagt nach, ihr findets
pagina
Zweihundertzehn und sieben:
»Dem Stadtpoeten Zimmermann
Verehren einen Humpen,
Weil er so trefflich dichten kann,
Des Rats wohlweise Kumpen.«
Im Jahre Sechzehnhundertzwei
Geschah dies große Wunder –
Herrje, welch Riesenunterschied:
Das Einst und das Jetzunder!
Heut ehrt der Rat auf andre Art
Den Dichter – Kreuz und Vettel! –
Statt güldner Becher schickt er ihm
Jetzt einen Steuerzettel!
O preisgekrönter Zimmermann,
Mein Herz wird schwach und schwächer,
Es wird so weh, es wird so wund,
Denk ich an deinen Becher.
Ich seh die Welt, die einst so schön,
Versauern und verlumpen, wo
Bist du hin, du sel'ge Zeit,
Du Zeit der Dichterhumpen!