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Joh. David Friedrich Schottin (1789-1866)

Salomo und der Sperling.

Von seiner Burg der König schaut
Nach dem Tempel, den er hoch aufgebaut,
Dem ersten Opfer der Königsmacht,
Das er Jehovah hat dargebracht:
»Geschlechter kommen, Geschlechter gehen;
Ich hoffe, mein Werk soll fortbestehen.«

Da horch, von der Zinne des Tempels ein Wicht,
Ein Spatz zu seiner Spatzin spricht:
»Wie stolz der König hernieder schaut,
Als hätt er Felsen auf Felsen gebaut;
Und doch, ein Stoß von meinen Füßen,
So würde das Ganze wie Rauch zerfließen.«

Der König Salomo hört dies Wort
Und zitiert den kleinen Schelm sofort,
Der weise König, der, wie bekannt,
Die Sprache der ganzen Natur verstand:
»Wie konntest du, Schalksknecht, dich erfrechen,
So gering von meinem Bau zu sprechen?«

»Ich wußte ja nicht, o Majestät,
Daß Ihr auch Vögel belauscht und versteht!
Und was ich sagte von Eurem Bau,
Das sprach ich ja nur zu meiner Frau;
Und vor der Frau, Ihr wißts, Herr König,
Rühmt man sich gar zu gern ein wenig.«

Darauf der König: »Du, Schwätzer, schweig!«
Und runzelt die Stirn und lächelt zugleich:
»Geh hin für diesmal von meinem Thron;
Doch sprichst du dem Tempel noch einmal Hohn,
So lass' ich, den Prahler zu bekehren,
Durch meine Diener sein Nest zerstören.«

Kaum ist er entflohn auf des Königs Geheiß,
So fragt ihn daheim die Spätzin leis:
»Was gabs?« – »Der König hat uns behorcht;
Er war um den Tempel gar sehr besorgt:
Ach, Spatzchen, laß mir ihn ungeschoren!
So fleht er; da hab ichs ihm zugeschworen.«


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