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Hannover, 19.10.13
Lieber Martin!
Dank für Deinen Brief. Ich hatte Anfang Juli von Hamburg aus eine Karte an Dich geschickt, kurze Zeit darauf einen kleinen Brief mit Gedicht, das scheinst Du nicht erhalten zu haben. Ich hatte es nach Odense geschickt. – Deine Zeit scheint ja immer mehr aufzublühen: Rom, Neapel – und dazu – – verflucht! Wie ist das: Du wolltest doch in Kopenhagen ausstellen? (Bitte Nachricht.) Mit mir ist das so – bald Strom – bald Stille – wie's grade kommt. Bis jetzt sind 2 ganze Gedichte im »Neuen Pathos« gedruckt – selbstverständlich ohne Honorar ... Mir fehlt tatsächlich der Mut, wieder was abzuschicken – wozu? Porto verplempern? Ein Verleger (von Dehmel zu mir gewiesen) tat erst schrecklich interessiert – im zweiten Brief hörte ich schon aus hübsch verkapselten Worten, daß er bereit ist, gegen Bezahlung zu drucken – ich werde ihm (auch wenn ich das Geld dazu hätte) und allen ähnlichen Leuten was pfeifen.
Na – ich habe Geduld – immer warten, warten, warten – –
Ein neuer Bekannter komponiert ein volksliedhaftes Gedicht von mir. Wenn es fertig ist, schick ich Dir eine Abschrift.
Ich lebe so zurückgezogen – aber, weiß Gott, man sollte sich doch noch mehr verkriechen – Zimmer Tag und Nacht verschließen – und wie hungert man nach Menschen, die man erfreuen kann – – schade, daß Du nicht wieder herkommst.
– – Dann kommt aber doch wieder Strom: im September 20 Gedichte, davon 16, die das Drucken wert sind. Das ist Freude für mich, – aber wenn ich sehe, daß der Funke nicht überspringt zu den andern – daß kein Feuer in der Nähe aufglüht – dann ist es mit der Freude nicht lang – – – Ich lege ein paar Gedichte bei. – Schluß. Deppe läßt grüßen. Da ich mich um keinen kümmere, sehe ich auch S., N. usw. nicht. Ich weiß nichts.
Herzl. Gruß
Gerrit