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An August Deppe

Sprijt, 10. 4. 15
(In der Nähe Langemarcks)

Lieber August, warum schreibst Du nicht? Die Zeitungsausschnitte habe ich erhalten.

Wir müssen uns hier erst noch 4 Tage in einem leidlich heilgebliebenen, zugluftigen Bauernhause herumdrücken, ehe wir in unsere Stellungen kommen. Ich schreibe noch immer am Don Juan weiter; das heißt natürlich, so gut es geht.

Gestern nacht mußten wir Pionier-Hilfsarbeiten machen, Pfähle, Sandsäcke, Flechtwerk bis dicht hinter den Schützengraben auf Loris schaffen. Mächtig interessant. Fortwährend stiegen Leuchtkugeln auf, von denen die französischen, da sie einen Fallschirm von Seide haben, wie ein Stern sekundenlang am regenschwer bewölkten Himmel stehen und die Gegend ringsum hell erleuchten; in den letzten beiden Nächten (ich mußte eine Stunde auf dem Wege vorm Hause Wache stehen) schoß die schwere Artillerie rechts von uns unermüdlich. Es wird wahrscheinlich bei Dixmuiden sein. Es hört sich an, als ob ein mächtiges Gewitter tobt. Ein Haus sahen wir in der Ferne brennen. Zu dem langrollenden Knall der Geschütze gesellt sich ein blitzähnlich aufzuckender Feuerschein. Tagsüber aber ist es ruhiger; zu ruhig. Langeweile. Wir dürfen am Tage kaum aus der Tür treten, da wir gesehen werden könnten – und dann würden unsere Widersacher leicht auch hier herüber »funken«. Wir haben aber für alle Fälle hinter dem Hause einen bombensicheren, kellerähnlichen Unterstand.

Abends um 8 kommen die Feldküchen; dann wird's lebendiger bei uns; im übrigen können die meisten den ganzen Tag im Keller liegen und schlafen; und sie tun es auch. Andere schreiben Karten (der Deutsche schreibt immer Karten, möglichst »Ansichtskarten«) – und die übrigen kloppen Karten.

Es berührte mich doch eigentümlich, als ich von Schmidt-Kestners Siehe Brief vom 9. 4. 14. Absturz las – trotzdem der Mensch weder als Dichter in der Welt noch als Bekannter bei mir fest eingegraben war –, zu Löns kommt Schmidt-Kestner. Man fühlt sich doch immer als Hannoveraner. Sende bitte eine kleine Karte vom westl. Kriegsschauplatz. Es kann vielleicht ein Zeitungsausschnitt sein.

Gerrit


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