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Gent, 21. (Sonntag) März 15
Mein lieber Jakob, ich wollte Dir noch immer über Zerzers Kriegsmesse schreiben.
Die gute Saat der Älteren geht in den Jungen auf, man merkt es hier! Gott sei Dank! Die gute Dehmelsche (in dem Sprachlich-Kräftigen des Buches), und die weniger gute Georgesche (in dem mystisch Trüben). Was ich besonders an dem Werk auszusetzen habe, ist: die Unklarheit vielerwärts (man weiß gar nicht, wohin er nun gerade will) – und die mystisch-enge Religiosität aus Georgetum. Das hat wahrscheinlich beides seine Ursache in dem Grundmangel: der Unkonzentriertheit des Gedanklichen. Nirgends in der Kunst ist straffste Zucht so vonnöten wie bei gedanklich basierten Werken; trotzdem darf man nichts von diesem strengen Zwang merken, trotzdem muß es glühen und singen: muß Leben haben. Zerzer entgleist mitunter ganz ins geschmacklose, abstrakte Prosaische; so, wenn er redet:
– Zum Ereignis wird mir Goethes (!) verhaltene Stille –
– »Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis« –
– Ein Doktor Faustus bist du durch die Zeit –
(und viel anderes in längeren Stellen).
Ganz unklar ist mir das »Kyrie«.
Unvollkommen, unbildlich ist die Schilderung der Schlacht im »Credo« und »Sanktus«. Die Verquickung der vielen eingeschobenen religiösen Strophen mit dem Schlachtlärm gefällt mir nicht. Also: das Einzwingen des Ganzen auf eine große sichtbare Linie, die aufwärts steigt, fehlt. Und das ist nach meiner Meinung für jede gedankliche Kunst unbedingt notwendig.
Aber gefreut habe ich mich über Einzelnes, über die vielen starken Gedanken und Worte, über die Worte: (die ich geschrieben haben möchte) »Gesegnet sei, der da kommt im Namen der Kraft!« Und Kraft hat dieser Zerzer; unter den jetzigen Dichtungen ist seine sicher eine der allerbesten, und darum heißt es ihm: Vorwärts! Vorwärts die Jugend!
G. E.