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An Jakob Kneip

Faaborg, 31. 7. 14

Mein lieber Kneip, heute ist der »entscheidende« (denn von Entscheidung kann man gar nicht sprechen) Brief gekommen. Es ist ein wunderschöner Brief, und ich kann es nicht unterlassen, einige Stellen abzuschreiben.

»Sehnsucht ist das schwerste Geheimnis, das es für mich gibt. Sie hängt sich an eine Seele, die ihr nicht zu antworten versteht. Oder da, wo alles nach ihr ruft, zieht sie sich zurück.«

»Wer weiblicher Natur ist, kniet vor dem Geheimnis und weint sich die Seele klar. Ein Mann heilt sich vielleicht durch Denken? Wenngleich mir das Ende von allem doch immer nur das Hineinstaunen in die Welt zu sein scheint. Nur kein böse Verbissenes – das Staunen kann so schön sein. Es mag sein, daß sich die Sehnsucht immer schwerer trägt, je länger man allein bleibt. Aber sie kann dabei immer schöner und tiefer werden – das hängt nur von unserer eigenen Güte ab. Sie kann immer mehr der Seele wert werden, auf die wir warten.«

Somit ist auch diese »Sache erledigt«.

Und doch – ohne irgend etwas besessen zu haben – fühle ich, daß es ein Verlust ist; denn solche Wesen, wie dies eine, sind allzu spärlich gesät.

Ich bin wieder ganz ruhig und warte auf nichts – wie ich das ja immer tue.

Heute kam ein Paket meiner Bücher an, Gott sei Dank! Man hat wieder etwas, worüber man sich freuen kann. Vom Don Juan sind bis jetzt 25 große Seiten geschrieben. Ich denke, Ende August mit den letzten 25 fertig zu sein.