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18. 10. 15
Mein lieber Jakob!
Vor dem Schlafengehen noch einige Worte. Ich war damals nicht »verschnupft«, weil mir Deine Gedichtkritik nicht paßte (Du solltest wissen, daß ich ihr immer unbedingt vertraue) –, sondern weil Du meine Sentimentalität (die uns massiven Norddeutschen trotz allem in der Tiefe schlummert und immer wieder aufbegehrt), abwiesest. So! Luft mußte ich haben und das Wandern von einem Gefühl ins andere geht bei mir nicht so schnell.
Ich bin froh darüber, wie sich über den andauernden soldatischen Erfolgen die großpolitische Konstellation für uns immer günstiger gestaltet. Möge das erstrebte Friedensziel zu Weihnacht plötzlich und segnend über uns hereinbrechen!
Welch ungeheures Arbeitsfeld wird sich uns nach dem Frieden auftun! Es muß und soll vieles im deutschen Volksgeiste anders, neu werden.
Bisher habe ich kaum etwas schreiben können, denn wir haben sehr viel und schweren Dienst als Pioniere, Materialschlepper, Sand-Kiessackträger, Erdarbeiter, Maulwürfe usw. usw., tags wie nachts. Im übrigen merken wir von der großen Offensive (abgesehen von stärkerem Granatfeuer) in unserem überschwemmten Gebiete (das einen direkten starken Angriff fast ausschließt), nicht viel.
Immer zuversichtlich
Dein Gerrit