Peter Altenberg
Prosaskizzen
Peter Altenberg

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Fünf-Kreuzer-Tanz

(in "Pròdromos", Berlin 1906)

In einem Prater-Wirtshaus. 5 Kreuzer-Tanz. Nachts. Sie und er an einem Tische.

Sie, spöttisch, aufreizend: »No also, jetzt sein mer alsdann da – – –.«

Stille.

Er: »No, hab' i Ihna g'hindert zu tanzen?!? Na also. Was woll'ns?!?«

Sie: »Wer red't von Tanzen?!?«

Es kommt jemand, sie zum Tanze aufzufordern.

»Ich danke, ich tanze nicht – – –.«

»Gib doch dem Herrn keinen Korb – – –.«

Sie blickt ihn an, blickt ihn an, fühlt: »Du Falscher, du Feiger – – –.«

3 Uhr morgens. Er lauert ihr und ihren beiden Tänzern auf, schleicht nach, verschwindet.

Ein Morgen, ein Vormittag, ein Nachmittag des Irrsinns, der Herzens-Not. Krebs der Seele. Es frißt an, zehrt, untergräbt, höhlt aus, vernichtet. Kanaille!

Abends 5 Uhr kommt er mit ihr zusammen bei der Sophienbrücke.

Sie habe nur getanzt, er selbst habe sie dazu doch animiert. Nichts sei geschehen. Wirklich gar nichts.

Er steht schweigend.

»No,« sagt sie, in der tausend Leben unausgeschöpfter Jugend brausen, »no,« sagt sie liebevoll, »Sie großer Dummrian, Sie – – –.«

Er sticht ihr ein Messer in den Bauch.

Die Wiener Geschworenen sprachen ihn frei vom Morde, wegen »momentaner geistiger Unzurechnungsfähigkeit«.

Der Dichter aber träumte: »17-Jährige, tausend Leben unausgeschöpfter Jugend brausten in dir – – –. Amen.«

 


 


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