Peter Altenberg
Prosaskizzen
Peter Altenberg

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Lift

(in "Pròdromos", Berlin 1906)

Mir ist der Lift noch immer ein »Mysterium«.

Ich bin nicht so blöde, durch leichte Gewöhnung an die Segnungen moderner Kultur mir den Reiz derselben zu zerstören!

Ich fühle dieses geheimnisvolle Stiegenüberwinden, diese Kraftersparnis meiner Kniegelenke, meines Herzens, meiner ach! keineswegs kostbaren Zeit noch immer als etwas Wunderbares.

Die Türe meines Lifts schiebt sich von selbst langsam zu, was für Leute mit Paketen oder Körben direkt störend, für einen Schriftsteller jedoch ziemlich angenehm sich gestaltet.

Ich weiß nicht, an welcher Art von Maschinerie mein Lift hängt. Ich erfahre nur hie und da durch den Hausmeister, daß heute etwas nicht ganz in Ordnung sei oder daß der Installateur da sei. Ich verstehe jedoch weder, was für eine Katastrophe im Entstehen war, noch was ein Installateur ist. Beides jedoch scheint mit eventuellen Lebensgefahren vereinbarlich zu sein.

Gräßlich ist es, mit einem fremden Menschen hinaufzufahren. Man glaubt die Verpflichtung zu haben, ein Gespräch zu entrieren, und überlegt es sich krampfhaft von einem Stockwerke zum anderen. Es ist eine verlegene Spannung wie bei der Maturitätsprüfung. Das Gesicht nimmt einen starren glotzenden Ausdruck an. Endlich sagt man: »Ich empfehle mich!«, mit einer Betonung, wie wenn man eine Freundschaft fürs Leben geschlossen hätte. Deshalb, um allen diesen Unannehmlichkeiten auszuweichen, komme ich immer erst um 6 Uhr morgens nach Hause. Da darf der Lift noch nicht funktionieren.

 


 


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