Peter Altenberg
Prosaskizzen
Peter Altenberg

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Zimmereinrichtung

(in "Vita ipsa", Berlin 1918)

Ein Nest sich bauen, wirklich sein höchsteigenes, apartes, von allen anderen unterschiedenes Nest! Wie der Vogel es Halm für Halm sorgsam zusammenträgt! Und jedes Nest ist anders, grundverschieden, hat gleichsam irgendwie den Charakter des Besitzers, des Bewohners. Ja, die Vögel haben halt nicht das Unglück, Architekten für Innen-Einrichtung in der Vogelwelt zu besitzen, die für 10 000 Mark ein »schönes« Logis herstellen! Mein einfenstriges Kabinett im fünften Stock des »Grabenhotel« ist mein »Nest«, Halm für Halm zusammengesucht seit 20 Jahren. Die Wände ganz bedeckt mit Photos: Die Prinzessin Elisabeth Windisch-Grätz im 5. Lebensjahre. Dieselbe mit ihren vier Engels-Kindern. Franz Schubert und Hugo Wolf, Beethoven und Tolstoi, Richard Wagner und Goethe. Japanische Sumpfvögel, der Berg »Fushji«, ein großes Kruzifix aus der Bozener Holzbildnerschule, Gustav Klimts »Schubert-Idylle«, Schloß Orth im Winter, »Grablegung« von Ciseri; Photos von: Bertha L., Klara P, Nâh-Baduh aus Accrâ, Paula Sch., Grete H., Kamilla G., Fräulein Mayen. Fräulein Mewes, und meine dreiunddreißig geliebten Ton-Vasen und vierundsechzig japanischen Kleinkunst-Sachen, zusammengeschnorrt von »Verehrerinnen«. Kurz alles meinem Sein, meinem Geschmacke, meinen inneren »Erlebnissen« entsprechend. Ein Nest! Wenn ich denke, wer dieses geliebte Kabinett einmal in Bausch und Bogen erben wird, da freut mich wirklich das ganze Sterben nicht! Aber andererseits, die Paula Sch., amen!

 


 


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