Peter Altenberg
Prosaskizzen
Peter Altenberg

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Das Schreibmaschin-Fräulein

(in "Bilderbögen des kleinen Lebens", Berlin 1909)

Ein ehemaliges altes Palais. Ein riesiger Hof. Eine Freitreppe mit ganz niedrigen breiten Stufen. Aber dann eine steile Turmtreppe zum Schreibmaschinenbüreau. Alles peinlich sauber. Ich bat das Fräulein, mir die »Exzerpte« aus dem Buche: »Über die Verpflichtung der Frau, ihren Leib zu einem ›lebendigen Kunstwerk‹ zu gestalten« abzuschreiben.

Sie sagte: »In Folio oder in Quart?!?«

»In Quart« sagte ich. Sie war riesig groß, schlank, ganz jung, hatte herrliche Hände.

Ich sagte: »Für Sie ist dieses Buch unnütz!«

»O bitte, ich muß alles abschreiben, was man mir aufträgt – – –.«

»Befinden Sie sich wohl in Ihrer Stellung?!«

»Weshalb nicht?! Ich habe 80 Kronen monatlich und Überstunden – – –.«

»Haben Sie heute abend viel zu arbeiten?!?«

»Sehr viel – – –.«

»Dann werde ich verlangen, daß meine »Exzerpte« noch heute abend abgeschrieben werden – – –.«

»Weshalb?!«

»Damit Sie ›Überstunden‹ bezahlt erhalten – – –.«

»Der Herr kann das halten, wie er will – – –.«

War es der Beginn, war es das Ende?!

Aber alle Dinge der Seele beginnen so!

 


 


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