Peter Altenberg
Prosaskizzen
Peter Altenberg

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Dienstboten

(in "Nachfechsung", Berlin 1916)

Sie arbeiten von sechs Uhr morgens bis zehn abends. Sie erwachen ermüdet. Und trotzdem sind sie frischer, lebensfähiger als alle anderen. Um sieben morgens im Kaffeehaus entspinnt sich (ein nettes Wort »entspinnt«), entspinnt sich folgendes Gespräch zwischen der unausgeschlafenen Kassiererin und der unausgeschlafenen Kaffeeköchin:

»Sie, Köchin – – –!«

»Wer is denn Ihnere ›Köchin‹?! Sie haben ›Marie‹ zu mir zu sagen!«

»Na na, schamen's Ihnen vielleicht, eine ›Köchin‹ zu sein?! Mir können's ›Kassiererin‹ sagen, i halt' nix auf mein' Eigennamen!«

»Sie, ja Sie, Sie bilden Ihnen noch etwas ein auf Ihren ›Kassiererin-Titel‹!«

»Einbilden, was heißt einbilden?! Is das was zum schämen, wann man sich ehrlich seinen Lebensunterhalt verdient?!«

»Tun's mit mir da net philosophieren. I vertrag dös Wort ›Köchin‹ net. Sagen's ›Marie‹, und fertig! S' wird Ihnen net die Zungen auskegeln!«

»Ah, warum soll i ›Marie‹ sagen, san Sö a Prinzessin?!«

Ich, mich einmengend. »Haben die Damen gar keine anderen Sorgen?!«

Scheinbar haben sie aber wirklich keine anderen.

 


 


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