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Ich stelle hier eine Anzahl von Nebenfiguren und eigenthümlichen Formen des römischen Jupiterdienstes zusammen, welche größtentheils das Interesse eines hohen italischen Alterthums für sich haben und gewisse, dem römischen Jupiter mit der Zeit verloren gegangene Eigenthümlichkeiten in einer abgesonderten Entwicklung zeigen. So gehört dahin zunächst
ein Gott des nächtlichen Himmels, den Varro l. l. V, 74 unter den sabinischen Göttern des T. Tatius nennt. Auch auf dem Capitole wurde er verehrt, sowohl in einer eignen Capelle als in einem Bilde von Thon, welches auf dem Giebel des großen Tempels stand und gelegentlich so hart von einem Wetterstrahle getroffen ward, daß man den Kopf im Bette des Tiber wiederfandCic. d. Div. 1, 10, Liv. Epit. XIV, Plin. XXIX, 4, 14.. Das geschah zur Zeit des Pyrrhus (278 v. Chr.) und es scheint daß ihm damals zur Sühne ein eigner Tempel beim Circus Maximus gestiftet wurde, wo man ihm jährlich am 20. Juni ein Opfer brachteOvid F. VI, 725, Kal. Amitern. Exquil. Venus. Vgl. Liv. XXX, 29 unter den Prodigien des J. 197 v. Chr. quod aedes Vulcani Summanique de caelo tacta erant.. Auch wurden eigne Opferkuchen für ihn in der Form eines Rades gebacken, welches Symbol sich wahrscheinlich auf den Wagen des Donnergottes beziehen sollteFest. p. 348 Summanalia. Vgl. Hesych. v. ἐλασίβροντα – ἐπεὶ δοκεῖ ὄχημα τοῦ Διὸς ἡ βροντὴ εἶναι. Grimm D. M. 151.. Die gewöhnliche Veranlassung seines Cultus waren nehmlich nächtliche Gewitter, welche wegen der größeren Kälte der Nacht seltner sind als die am Tage und deshalb um so sorgfältiger beobachtet wurden. Man unterschied deshalb zwischen dem fulgur dium oder diurnum und dem fulgur nocturnum, indem man jene dem gewöhnlichen Jupiter, diese dem Summanus zuschrieb, in streitigen Fällen aber, wenn man nicht gewiß wußte ob es noch Nacht oder schon Tag gewesen sei, (noctu an interdiu sit factum), beiden Göttern opferteFest. p. 229 provorsum fulgur, Paul. p. 75 dium fulgur, Plin. H. N. II, 52.. Ein Beispiel geben die 218 Acta fr. Arv. t. XLIII, wo das Gewitter, durch welches der Hain der Dea Dia beschädigt wurde, in diese Zeit der Dämmerung gefallen sein muß, denn es wird bei der Sühnung sowohl dem Jupiter als dem Summanus Pater geopfert, diesem mit zwei schwarzen, jenem mit zwei weißen WiddernVgl. die Inschr. b. Or. n. 1216 V. S. L. M. Iovi Alto Summano d. i. Altitonanti et Summano.. Ein Beispiel von einem nächtlichen Blitze dagegen, welche wie die des Tages begraben wurden (S. 172) giebt die von Marini p. 687 angeführte Inschrift: Fulgur Sum[manum] conditum. Der Name bedeutet eigentlich einen Gott der Nacht vor dem Tage, wobei zu bedenken ist daß die Römer den Tag von Mitternacht an rechneten, denn Summanus ist Sub–manus und dieses ist in der Bedeutung zu nehmen wie in den Wörtern mane, Manius, Matuta, in welchem Sinne auch einige alte Glossen erklärenGloss. Labb. p. 105 κεραυνοβόλιον ἡμερινόν, fulgurium l. fulgur dium, κεραυνοβόλιον ἀπὸ πρωῒ νυκτερινόν, fulgur submanum. Wenn dieselben Glossen p. 179 den Summanus durch Προμηϑεὺς erklärten, so dachten sie ihn als nächtlichen Lichtgott.. Doch blieb der vorherrschende Begriff der eines Gottes der dunkeln Nacht, daher Plautus, der den Summanus auch Bacchid. IV, 8,54 nennt, diesen Gott parodirend einen Gott der Diebe nennt und von seinem Namen das Zeitwort summanare in der Bedeutung von stehlen bildet, Curcul. III, 43, wie die Göttin Laverna, wahrscheinlich eine Nebenform der Lara und Mater Larum, also eine Göttin der dunklen Unterwelt, als solche zugleich für eine Schutzgöttin der Diebe galt. Ganz verfehlt ist die Erklärung der späteren Zeit, welche den Zusammenhang des Cultus nicht mehr kannte und deshalb den Summanus für einen Summus Manium nahm, also mit dem Pluto oder Dis Pater identificirteArnob. V, 37, Martian Cap. II, 161, vgl. Augustin C. D. IV, 23..