Ludwig Preller
Römische Mythologie
Ludwig Preller

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12. Ruminus und Rumina.

Gleichfalls am Palatinischen Hügel und zwar in nächster Nähe der Faunushöhle des Lupercal, da wo der durch die römischen Zwillinge so berühmt gewordene Feigenbaum stand, wurde noch ein andres Paar von Hirtengöttern verehrt, Iupiter Ruminus und die Diva RuminaAugustin C. D. VII, 11 s. oben S. 173, 291. Andre wissen nur von der Rumina, welche von Seneca b. Augustin VI, 10 sogar zu den viduis d. h. zu den unvermählten Göttinnen gerechnet wird., von welchen jener Feigenbaum den Namen des Ruminalischen bekommen hatte; ja es verdanken ihnen vielleicht selbst Romulus und Rom und die Römer ihre Namen. Iupiter Ruminus ist in dieser Zusammenstellung höchst wahrscheinlich als Divus Pater Ruminus zu erklären, neben welchem also Rumina als Diva Mater angerufen wurde; beide aber hießen nach den übereinstimmenden Zeugnissen vieler Schriftsteller a ruma, welches Wort in der Bedeutung der säugenden Brust bei den Hirten und Bauern im Gebrauche blieb. Die Hirten opferten dieser Göttin, wie Varro sagtVarro d. r. r. II, 11, 5 Non negarim ideo apud Divae Ruminae sacellum a pastoribus satam ficum. Ibi enim soleni sacrificari lacte pro vino et pro lactentibus. Mammae enim rumes sive rumae, ut ante dicebant, a rumi, et inde dicuntur subrumi agni. Vgl. Varro b. Non. Marc. p. 167 oben S. 54 und Paul. p. 271 Ruminalis dicta est ficus, quod sub ea arbore lupa mammam dederat Remo et Romulo. Mamma autem rumis dicitur, unde et rustici appellant hoedos subrumos, qui adhuc sub mammis habentur. Plin. H. N. XV, 18, 20. Andre leiteten den Namen ficus Ruminalis ab von rumen d. i. der wiederkäuende Schlund und ruminari d. i. Wiederkäuen, s. Fest. p. 270, Plut. Rom. 4, welcher von der Diva Rumina hinzusetzt: καὶ ϑεὸν τινα τῆς ἐκτροφῆς τῶν νηπίων ἐπιμελεῖσϑαι δοκοῦσαν ὀνομάζουσι Ῥουμιλίαν καὶ ϑύουσιν αὐτῇ νηφάλια καὶ γάλα τοῖς ἱεροῖς ἐπισπένδουσιν. mit Milch für das junge noch säugende Vieh; dahingegen Andre eben so natürlich an das Bild der säugenden Wölfin mit den Zwillingen dachten, welche unter dem Ruminalischen Feigenbaum stand und höchst wahrscheinlich ein altes Sinnbild derselben nährenden Muttergöttin Rumina war, die von der Fauna Luperca (S. 342, 785) nur durch ihren Namen verschieden gewesen sein kann. Auch der Feigenbaum mit seinen vielen, süßen, saamenreichen und nährenden 370 Früchten war ein natürliches Bild dieser gütigen Göttin, daher derselbe Baum in Griechenland der Demeter und dem Dionysos heilig war.


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