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Fünfundfünfzigstes Kapitel

Wäre Anton nicht durch gerichtliche Untersuchungen, worin er mit seinen Zeugenaussagen und Nachweisungen eine sehr wichtige Rolle spielte, nebenbei auch noch durch die Anstalten zu Theodors Begräbnis in Anspruch genommen worden, hätte er sich seinen eigenen Angelegenheiten widmen und das Ziel seiner Reise verfolgen können, wie vorteilhaft wäre das für ihn gewesen! Denn die Frau, die er suchte, von deren Bekanntschaft er so viel erwartete, befand sich allerdings noch in Pisa, während Theodors Leiche Veranlassung zu mancherlei Bedenklichkeiten gab.

Der Diener, den der Verstorbene in Nizza gemietet, war mit sämtlichem Vorrat von barem Gelde und Pretiosen entwichen. Kein Zweifel, daß er, auf diese Gelegenheit vorbereitet, nur ihrethalben den beschwerlichen Dienst eines Krankenpflegers übernommen hatte. Er sowohl wie sein nächtlicher Begleiter wurden fruchtlos verfolgt.

Große Schwierigkeiten stellten sich der Beerdigung des Nichtkatholiken entgegen, die Anton gern recht feierlich angeordnet hätte, was ihm aber durchaus nicht gelang. Theodor wurde zu Grabe getragen wie der schwarze Wolfgang. Der braunen Bärbel drittes und letztes Opfer war ausersehen, seinen beiden Vorgängern einzig und allein das letzte Geleite zu geben.

Durch diese unvermeidlichen Abhaltungen wurde Anton verhindert, die ersten Tage für sich und seine Zwecke zu benützen. Sobald er Theodors Leiche unter die Erde gebracht, verließ er das Hotel, in dem aus eigenen Mitteln zu leben ihm nicht geziemen wollte, zog in ein geringes Haus und begann jetzt, was er bisher hatte versäumen müssen. Leider war es schon zu spät. Signora Carina, entmutigt durch ihre Unfälle, hatte nicht mehr gewagt, vor einem italienischen Parterre zu erscheinen. Dürftig, mutlos, leidend, war sie einem Unternehmer in den Weg gelaufen, der mehrere heruntergekommene Künstler und Künstlerinnen ihrer Art mit verschiedenen Anfängern vereinigte, um zu erproben, ob italienische Gesangsmethode und Sprache Reiz genug üben würde, diesem zusammengestoppelten Vereine in mittleren und kleineren Städten Deutschlands beifällige Geltung, ihm aber Einnahmen zu verschaffen! An dem Morgen desselben Tages, wo Anton seinem Liebenauer Gutsherrn Theodor van der Helfft die letzte Ehre erwiesen, war Signora Carina abgereist, und zwar mit der Kurierpost, weil sie vertragsmäßig zur bestimmten Stunde in Wien eintreffen mußte, wo der wandernde Impresario samt übrigem Personale sie zur gemeinsamen Weiterreise erwartete.

Wie Anton diese niederschlagende Kunde vernahm, war sein erstes, der Ersehnten ebenso rasch nacheilen zu wollen! Doch mußte es wohl beim Wollen verbleiben, denn seine Kasse fand sich leer: ihn allein, seine Armut hatten die mannigfachen, durch echt italienische Prellereien erzwungenen Nebenausgaben für Theodors Beerdigung getroffen. Das Gericht, welches ein Inventar der noch vorhandenen, nicht gestohlenen Effekten entworfen, die Theodors Hinterlassenschaft bildeten, verstand sich zu keinem Zuschusse für »unnütze Dinge«; vielmehr schienen die subalternen Beamten, die in dieser Sache walteten, weit nützlicher zu finden, daß man den Lebendigen – (das heißt ihnen) – zuwende, was dem Toten gewiß gleichgültig sei. Und so wurde denn der um seine schönsten Hoffnungen abermals betrogene Anton durch den Tod seines neuerworbenen Gönners in peinigende Not und Entbehrung versetzt, anstatt, wie der Sterbende beabsichtigt, durch ihn zum wohlhabenden Gutsbesitzer zu werden. Daß er die dünne Börse für Theodors Sarg und Grabstätte hatte leeren müssen, schmerzte ihn nicht; vielmehr gab es ihm eine fromme Beruhigung, dies Opfer der jüngst geschlossenen Versöhnung mit einem unglücklichen Gegner gebracht zu haben. Daß er aber dadurch die Möglichkeit verloren sah, der Carina nachzueilen, das erfüllte seine Seele mit Gram.

»Jetzt ist es wohl vorbei«, sprach er, »mit jeder günstigen Aussicht für mich! Diese letzte Täuschung war die grausamste. Sie scheint über mich verhängt als Strafe für meine Pariser Verirrungen und Schlechtigkeiten. Verdient mag sie sein, aber hart ist sie nicht minder. Ja, sie ist grausam. Züchtige deinen Sünder, ewige Macht; lasse ihn das schwerste Gewicht deines Rächerarmes fühlen, ... aber locke ihn nicht erst spöttisch auf heitere Hügel, von denen er in lachende Fluren blickt, um ihn sodann desto tiefer in den Staub des Weges zu stoßen. Strafe und Hohn, das ist zu viel!

Ja, der Staub des Weges! Weiter bleibt mir nichts übrig. Und so wandere weiter, armer Teufel; wandere und schlucke deinen Staub!«

*

Anton stand am Fenster in seiner bescheidenen Osteria. Rings um ihn her schwieg alles. Das Gastzimmer war leer, die wenigen Reisenden, die gleich ihm Unterkunft gesucht, schliefen. Er konnte ungestört sinnen. Seine Toten zogen an ihm vorüber. Er gedachte ihrer letzten Worte. Da gedachte er auch an Carinos. Seiner zunächst, weil dieser ihn nach Pisa beschieden. Und er besann sich, daß der arme Mann singend gestorben, daß die Melodie, die der Korbmacherjunge Anton damals dem fremden Herrn vor Onkel Nasus' Schlosse vorgespielt, aus der Brust des Verscheidenden nachgeklungen habe. Als wenn er dem Verstorbenen ein Requiem schuldig sei und diese Schuld jetzt in tiefer, stiller Nacht abtragen müsse, holte er seine Geige aus ihrem wachsleinenen Reisemantel hervor, lehnte sich in die Fenstermauer und spielte das alte deutsche Volkslied stummen, steinernen italienischen Palästen vor, die da in den Sternenhimmel hineinschauten. Überall herrschten Schlaf und Schweigen. Nur ihm gegenüber in dem oberen Stockwerk eines hohen Hauses schimmerte Licht durch zwei Fenster, deren eins auch offen stand. Es bedünkte ihn, als rege sich's da drüben! Und wirklich, er hatte kaum die Weise seines Liedes einige Male durchgegeigt, so riefen von dort herüber schon die Klänge einer ihm antwortenden Violine. Aber welch einer! Und was für Klänge! Die seinigen galten ihm dagegen so dünn, so marklos, daß er beschämt innehielt und lauschte.

»Welche Kraft! Welche Fülle! Welcher Wohllaut!« rief er aus, ließ seinen Bogen sinken und trank mit durstigem Ohre. Nicht lange blieb der Künstler im anderen Hause bei Antons Melodie; er fing an zu variieren, ging sonach in Doppelgriffe und Kadenzen über, arbeitete sich durch kühne Übergänge und ließ aus chaotischem Gewirre von Tönen wie aus einem Korbe voll durcheinander geworfener Blätter und Blüten unerwartet eine ganz einfache Volksweise dringen, die, dem singenden Vogel vergleichbar, aus jenem bunten Gemisch aufstieg in die dunkelblaue Nacht.

Das war eine polnische Melodie; eines jener seelenvoll schwermütigen Lieder aus dem Volke der Sarmaten, das auch bei Tanz und Spiel zu – klagen scheint! Anton kannte dies Lied von seinem Aufenthalte in P., wo er es oft vernommen. Nachdem der Fremde geendet, wiederholte er auf seinem Instrument, was er jetzt von jenem gehört, es war, wie wenn ein Kind mit dünner, schwacher Stimme die kräftige Fülle eines Mannes nachzuahmen versucht.

Doch schien der Mann Freude zu finden am kindlichen Gesange, denn er gab ihm Antwort zurück.

So begrüßten sie sich durch Töne, und Töne schlangen ein unsichtbares Band zwischen zwei Seelen, die sich sonst nicht kannten.

Länger denn eine Stunde währte dieser Austausch der Gefühle.

Am nächsten Morgen bewarb sich Anton um Auskunft über seinen nächtlichen Freund. Es sei ein »Professor der Musik«, sagte man ihm; ein Reisender, ein Engländer, der kürzlich dort eingezogen sei und fleißig studiere, nämlich geige.

»Ein Engländer? Ein Landsmann Käthchens? Mit dem darf ich es wagen. Ich gehe, mich ihm vorzustellen.«

Er wurde freundlich empfangen; er sprach den Fremden im reinsten Englisch an, wie es ihm nur irgend zu Gebote stand.

Der Fremde antwortete auf Französisch, daß er ihn nicht verstehe.

»Das liegt an der vermaledeiten Aussprache«, dachte Anton und erklärte ihm, wie er eigentlich ein Deutscher sei.

»O, die Deutschen lieben und verstehen Musik«, erwiderte der Fremde, »sie treiben das gründlich. – Ich spreche auch Deutsch. Wenn Sie wollen, reden wir Deutsch.«

»Und sind Engländer?«

»Ich? Nein, ich bin ein Pole!«

»Ein Pole? Ach, deshalb spielen Sie polnische Lieder so göttlich!«

»Sie haben mich gehört?«

»In dieser Nacht.«

»Sind Sie mein Gegenüber?«

»Ich muß mich schämen, es einzugestehen vor einem solchen Meister.«

»O, ich bitte, mein Herr!«

»Das habe ich nicht geahnt, daß in diesem kleinen Instrument Töne wohnen könnten, wie Sie daraus hervorholen. Es war mir ums Herz, als wenn der Himmel mit seinen Sternen die Wölbung einer hohen Kirche sei und hier bei Ihnen das Chor, worauf die Orgel steht. Von dieser Kraft und Gewalt hatte ich keinen Begriff. Ihre Hand muß von Eisen sein und Ihr Bogen von Stahl, – aber die Finger von Gold.«

»O, ich bitte, mein Herr!«

»Wenigstens sind die Töne, die Sie hervorbringen, Gold, und das reinste, das jemals floß. Machen Sie einen armen Teufel glücklich, lieber Herr. Lassen mich noch etwas hören – und zugleich sehen! Und wenn Sie das glänzendste Publikum versammeln um sich her, Sie werden kein empfänglicheres finden und kein dankbareres.«

Der Blick, womit Anton diese Bitte begleitete, verfehlte seine Wirkung nicht.

Während des Spieles murmelte der entzückte Hörer mehrmals: »Armer Carino! – Freilich war's eines Bettlers Geige, worauf ich ihn hörte!«

Wie das Stück beendet war, sagte Anton: »Zu danken, mit Worten zu danken, vermag ich nicht; jedes Wort aus meinem Munde, wenn es Sie preisen wollte, müßte albern klingen.«

Der Fremde bot ihm das Instrument dar und forderte ihn auf, sich nun auch zu zeigen.

»Das kann nur Ihr Scherz sein. Ich stehe vor Ihnen, wie ich einmal vor einem großen Schauspieler stand. Was der mir sagte mit scharfen, eindringlichen Lehren und Worten, mich zurückzuweisen von jener Pforte, an die meine Keckheit voreilig pochte, – Sie haben mir's heute in Tönen gesagt. Meine Geige hat Feiertage von nun an. Wenigstens will ich mich nicht mehr vergessen, anders aufzuspielen als zum Tanze – oder bei Nacht, wenn alles schläft, und ich mich allein höre –«

»Und nur ein Freund wacht gegenüber, der Antwort gibt?« sprach der Künstler mit liebenswürdiger Herzlichkeit.

Anton näherte sich einem Tische, worauf Musikalien, andere Papiere, Visitenkarten lagen, und eine der letzteren ergreifend, fragte er: »Darf ich?« Er nahm sie und las: Charles Lipinski.

»Lipinski! Nun, ich will diesen Namen in meinem Herzen tragen: er soll darin eingegraben stehen neben dem Namen Ludwig Devrient. Sagen Sie mir – aber aufrichtig, Ihre innerste Meinung – kann es auf Erden noch einen größeren Geiger geben, wie Sie sind?«

»O, ich bitte, mein Herr! Wenn Sie schon möchten hören Paganini.«

»Paganini? Wer ist Paganini?«

»Ich kann Ihnen das nicht sagen. Man vermag nicht zu beschreiben, was Paganini ist, man muß ihn erleben. Sie werden reisen?«

»Nach Deutschland zurück«, antwortete Anton mit unterdrücktem Seufzer.

»Vielleicht werden Sie Paganini begegnen, bevor Sie sich trennen von Italien, welches er hat noch nicht verlassen wollen. Versäumen Sie ihn nicht, und wenn Sie sollten machen einen Umweg von vielen Meilen. Ich werde gehen nach Paris; wann reisen Sie?«

»Noch heute, – oder morgen.«

»Vielleicht, daß Sie ihn treffen in Modena, – vielleicht noch in Lucca! Erlauben Sie.«

Lipinski nahm die Visitenkarte aus Antons Hand, ergriff eine Feder und fragte: »Ihr Name, ich bitte?«

»Antoine. – Anton?«

»Das will sagen hierzulande Antonio?«

Und er schrieb unter »Charles Lipinski« die französischen Worte: »empfiehlt seinen jungen Freund Antonio der Güte des Maestro Nicola Paganini.«

*

Bei San Rossore unweit Pisa liegt eine Sandfläche, von Eichen, Erlen, Brombeerhecken, Distelgesträuchen so sparsam durchwachsen, daß sie im ganzen ein recht artiges Bildchen arabischer Wüsteneien gibt. Dort wurden seit Jahrhunderten Kamele gezogen. Und weil das Kamel, dem Schafe gleich, Vielweiberei treibt, weil für viele Frauen ein Gatte genügt, so verkauft man gern den jungen männlichen Nachwuchs, findet jedoch in der Umgegend selten Kauflustige, da kein Landmann sich danach sehnt, seine Baumanlagen durch diese sonst brauchbaren Tiere verwüsten zu lassen.

Von dort also haben die meisten Kameltreiber ihre unglücklichen, gequälten Opfer abgeholt, die wir in unserer Kindheit, poetischer Ahnungen voll, für Asiens oder Afrikas Kinder hielten, wenn wir sie nach dem dumpfen Schlag der Trommel beim schrillenden Pfiff der eintönigen Flöte durch die Gassen ziehen sahen.

Ein Transport solcher Geschöpfe, dazu verflucht, die schaulustige Jugend deutscher kleiner Städte und Dörfer zu begeistern, brach unter Leitung des Länder und Völker kennenden, schlauäugigen Veronesers Geronimo von Pisa auf, wie eben der testamentarisch ein- und sogleich wieder abgesetzte künftige »Gutsherr von, auf und zu Liebenau« mit Felleisen und Knotenstock sehr entmutigt die Reise angetreten, wohin der Pariser Paß ihn wies, ohne die Luftkur vornehmer Kranker in Nizza oder Pisa über Winter abzuwarten.

Sein Humor regte sich, da er die Karawane hinter sich her mit einer zu den Wolken hinaufwirbelnden Staubwolke anwachsen sah, und seit langer Zeit zum erstenmal trieb es ihn, wieder als Poet aufzutreten.

»Zum Tor hinein als Kavalier;
Zum Tor hinaus als Trampeltier!«

dichtete er, mehr poetisch erhaben und schön als naturhistorisch wahr, da Trampeltiere von Kamelen gänzlich gesonderte Wesen sein sollen.

»Ihr habt ja keinen Affen«, rief er dem Signor Geronimo entgegen, wobei er sich auf gutes Glück der französischen Sprache bediente. »Euch fehlen Affen, und ohne Affen huste ich auf die Kamele.« – (»Wie jener Mann«, setzte er auf Deutsch hinzu, »von den Kramtsvögeln meinte ohne Apfelmus.«)

Die Vagabunden ähneln auch darin den Diplomaten, daß sie fast ohne Ausnahme Französisch verstehen. Französisch ist die Sprache der Kabinette und der Landstreicher. Mit ihr kommt man durch die ganze Welt. Geronimo antwortete Französisch: »Leider besitze ich noch keinen Affen, will sich Eure Exzellenz vielleicht als Affe bei mir verdingen?«

»Warum das nicht?« sagte Anton, dem in diesem Augenblicke eine trotzige Wonne, eine verzweifelte, übermütige Lustigkeit wie Feuer durch alle Adern zog, »warum das nicht, wenn Ihr sonst ein Stück Geld daran wendet? Ich bin ein passabler Orang-Utan, sollte ich meinen!«

»Bis zum Orang-Utan, so hoch versteigen wir uns nicht«, lachte Geronimo. »Wir sind zufrieden, wenn wir einen türkischen Affen zum Kauf finden, hätte er auch in Gibraltars Felsen seinen verehrten Erzeuger. Für jetzt aber muß ich noch warten, bis gute Einnahmen den Säckel gefüllt, der von meinem Ankaufe leer ist. Für diese drei Kamele habe ich dem Herrn Verwalter von San Rossore – die heilige Jungfrau segne den Mann, wenn ihn der Teufel nicht fressen wollte, weil er sogar für diesen zu zähe wäre! – vierhundert schwere Gulden zahlen müssen. Das geht aufs Lebendige, mein Teuerster. Hingegen sehe ich auf Eurem Ranzen die Fidel hängen! Seid Ihr, wie ich vermute, ein wandernder Musikant und habt Ihr Lust, die Reise mit mir zu machen als Spielmann, so soll es Euer Schade nicht sein. Mein Kleiner schlägt die Trommel, und dazu müßte sich eine Geige, dünn und hell gestrichen, absonderlich ausnehmen, 's wäre auch ganz was Neues und würde dem Volke hier, dem Kamele keinen Eindruck machen, manches Geldstück entlocken, weil sie versessen sind hierzulande auf Musik. Könnt Ihr tüchtig geigen, dann zieht mit mir, vorausgesetzt, daß Ihr nichts Besseres vorhabt.«

»Was könnte ich Besseres vorhaben als unter Eurem Zepter, höchst würdiger und erlauchter Vagabundenfürst, Kamele zu treiben und diesen gottgefälligen, echt biblischen Tieren bei ihren Schwenkungen mit meiner Fiedel unter ihre Höcker ans Herz zu greifen? Ja, ich will mich verdingen bei Euch als Knecht; will mir einbilden, weiser Patriarch, ich müßte bei Euch dienen um eine schöne Rahel! Es wird mir zu besonderem Vergnügen gereichen, wieder mit Vieh zu verkehren, seitdem ich im Umgang mit Menschen nicht allzu glücklich war. Offen gestanden, und wenn mir von Heiden träumte, so waren dies Rinder und Schafe, von meinen Hirten gehütet. Doch was tut's? Jetzt werde ich selbst ein Hirte. Also: Topp, ich trete in Euren Dienst und bin Kameltreiber!«

»Legt Euer Gepäck hier in diesen Korb, da gibt's Platz. Die Geige hübsch obenauf, damit sie keinen Schaden nimmt. Nun seid Ihr leicht, nun laßt uns rüstig wandern und nehmt den Kamelschritt zum Muster für Eure zarten Füße. Je schneller wir aus Pisas Dunstkreis gelangen, desto besser für uns; hier sind Kamele zu alltägliche Ware!« – Dann mit sich selbst redend, setzte Geronimo hinzu: »Es ist ein hübscher Bursch, und wenn er nur erträglich spielt, und wenn er nicht verrückt ist, worüber ich erst ins klare kommen muß, so habe ich einen glücklichen Griff getan und mir einen unschätzbaren Kameraden gewonnen.«


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