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Vierundsiebzigstes Kapitel

Der Sommertag ist hinabgesunken hinter die dunkelblauen Waldstreifen. Anton sitzt im Zimmer, wo Onkel Nasus starb. Dämmerung um ihn her und ernste Einsamkeit, die er aufgesucht, um die er flehentlich gebeten. Er will, er muß allein bleiben. Draußen hat er wohl Geräusch vernommen, – er achtet auf nichts; von Geschäften durfte niemand mit ihm reden. Von seinen Beamten, vom Gerichtshalter, von allen Leuten erbat er mit aufgehobenen Händen, wie der Bettelknabe einen Pfennig, nur Ruhe, nur Einsamkeit!

Doch war er nicht allein.

Und wer, so fragen wir, wer von allen, denen wir mit ihm in diesem Buche begegnet sind, die wir mit ihm kennen, vielleicht lieben, vielleicht hassen lernten, wer war denn jetzt bei ihm während dieser heiligen Dämmerstunde?

Ach, wer denn sonst als seine Großmutter! Sie, sie allein. Ja, sie lebte vor ihm, er sah sie, sie sprach mit ihm, sie stand vor seinem Sessel, legte die dürre, zitternde Hand auf seine Locken, und er schaute sie weinend an und lispelte traurig: »Zürnst du mir nicht? Liebst du noch deinen bösen, wilden, leichtsinnigen Anton? Ja, Großmutter, es ist wahr, ich habe dich vergessen, habe dein Angedenken in meiner Seele verbleichen lassen wie die Unschuld meiner Kinderzeit. Ich bin schlecht gewesen, undankbar, und wenn du kamst, mich zu mahnen an deine Abschiedsstunde, habe ich dir nicht Rede gestanden. Es ist wahr. Doch liebst du mich noch, und ich liebe dich auch; niemals habe ich aufgehört, dich zu lieben, das fühle ich heute, fühle ich jetzt mehr als je. Alles danke ich dir, dir allein: deiner Muttertreue, deiner Sorgfalt, deinem Beispiel, deinem Segen. Ja, deinem Segen. Wie sagte der gute Pastor damals an deinem Grabe zu mir: ›Deiner Großmutter Segen wird dich begleiten durchs Leben; welche Versuchungen, Leiden, Prüfungen dir vorbehalten sind, zuletzt wirst du über alles siegen und glücklich sein, so gewiß die Seele selig ist, deren Leichnam hier begraben liegt.‹ Ja, so sprach er ... und ich habe dein Grab noch nicht besucht? Zürne mir nicht, Großmutter; ich komme in dieser Nacht, wenn sie alle schlafen, daß mich niemand sieht. Leider habe ich's oft versäumt, im Elend, im tiefsten Grame meine Zuflucht zu dir zu nehmen, Trost zu suchen bei dir; – jetzt aber, im Glücke, das über mich kommt, wie wenn es mich ersticken wollte, jetzt mußt du mich aufrechterhalten; das Andenken an dich! Das Andenken meiner Kindheit!«

So redete, so träumte Anton in die Abenddämmerung hinein mit einer Lebhaftigkeit, als ob wirklich die alte Mutter Goksch vor ihm stände.

Unterdessen war die Stubentür unbemerkt aufgegangen, der Riese Schkramprl hatte sich leise hereingeschlichen und fragte nun in den dünnsten Tönen seiner abgenützten Fistelstimme: »Mit wem kann der Herr reden? Er ist allein!«

Jeden anderen Störer dieser heiligen und hochgeweihten Abendfeierstunde würde der neue Gutsherr hart angelassen und wahrscheinlich zum erstenmal in seinem Leben gegen ihn versucht haben, den Herrn geltend zu machen. Gegen Schkramprl war es ein anderes. Blieb ihm auch noch immer der eigentliche Gang, den die wunderbare und zauberhaft rasche Entwicklung seiner Schicksale genommen, rätselhaft und in ihrer letzten Wendung unergründlich, so konnte doch über den Vermittler dieser ganzen Angelegenheit kein Zweifel obwalten. Nur Schkramprl konnte die Gräfin über ihn, seine Verwundung, seine Wünsche, seine Anhänglichkeit an Liebenau, seine Genesung unterrichtet, nur er konnte durch getreue Botschaften, durch aufmerksame (von Peterl unterstützte) Beobachtungen jeden seiner Schritte verfolgt, gelenkt und dadurch den ergreifenden Auftritt herbeigeführt haben, der im Angesicht einer festlich versammelten Gemeinde dem neuen Besitzer sein Eigentum sicherte. Anton fühlte folglich das Bedürfnis, gegen den Mann, der einen so mächtigen Einfluß auf sein Leben geübt, sich dankbar erkenntlich zu erweisen und sich mit ihm über alle näheren Umstände auszusprechen, wobei er auf die oft erprobte Redseligkeit des riesigen Kammerjägers rechnete. Wider alles Erwarten fand er sich diesmal getäuscht. Zuvörderst wies Schkramprl jede Belohnung zurück. »Ich habe zu leben«, sprach er. »Seitdem ich die phantastischen Grillen von Riesentum, Zwergen, wilden Männern, zahmen Tieren aufgegeben und mich aus der Poesie des Vagabundenwesens in die Realität der Prosa begeben habe, seitdem ich in Giften wirke und ein solider Staatsbürger geworden bin, der seine Konzession und seinen Gewerbeschein bezahlt, finde ich mein Auskommen, erhalte aus jeder Apotheke Arsenik à discrétion und nähre mich redlich, brauche also keine Unterstützung und wäre ein gemeiner Kerl, wenn ich mich vom ›gnädigen Herrn von Liebenau‹ beschenken ließe. Worauf Hochdieselben hindeuten, mir auf Ihrer Herrschaft das Gnadenbrot zu geben und mich gleichsam zu Tode füttern zu wollen, erkenne ich zwar dero Gesinnung dankerfüllt an, bedauere jedoch, für jetzt keinen Gebrauch davon machen zu können, sintemalen ich weder Sitzefleisch genug habe, um an einem Orte zu bleiben, vielmehr des Wanderns sehr bedürftig bin, noch Lust verspüre, bald zu sterben, vielmehr leben und unzählige Ratten vergiften möchte. Kann demnach die mir zugedachten Gnadenbezeugungen durchaus nicht annehmen, bitte, dafür an deren Statt mir drei andere zu bewilligen, wie folgt: Erstens, daß mein ehemaliger Kamerad Antoine, jetzt Herr von, auf, in, zu Liebenau, den kleinen muntern Burschen Peterl, der sozusagen mein Sklave war, in dero Dienste nehmen und selbigen durch Güte, Milde, Sanftmut, Liebe, nebst dazugehöriger, wohl applizierter Reitpeitsche, aus einem kecken, nichtsnützigen Tagedieb, als welcher er in meinem Umgange wurde, zu einem braven Reitknecht und dermaleinst tüchtigen Kutscher auszubilden, als wozu besagter Schlingel Neigung und Lust verrät.

Zweitens, daß der Herr von Liebenau mir gestattet, alljährlich mindestens einmal auf dem Schlosse einzusprechen und zu verfolgen, zu vernichten, zu töten, mit Stumpf und Stiel, mit Rumpf und Schwanz auszutilgen, was da heißt Ratten, Mäuse, Wanzen, Läuse, Schaben, Schwaben und Grillen mit meinen Zauberpillen! Wobei ich mir ausdrücklich bedinge, ein für mich eigens erbautes Bettgestell vorzufinden, in welchem sich ein Riese behaglich ausstrecken und in welchem derselbige, wenn es zum Ende mit ihm kommt, den Tod fein gemächlich erwarten, freundliche Pflege hoffen und einen Blick anhänglicher Liebe, wohlwollender Gesinnung geben und empfangen kann, ehe denn er die Gesichtsfensterlein pour toujours zuschließt; was sich bei den Ratten, vulgo Ratzen krepieren nenne, – bei unsereinem sterben. Nur der Ausdruck ist verschieden, die Sache bleibt sich gleich.

Drittens endlich begehre und verlange ich als Entschädigung für die Stiefelsohlen, so ich mir auf meinen Märschen zwischen Schloß Erlenstein und jenem Forsthause abgelaufen, das wohlgetroffene Porträt eines gewissen ehemaligen Antoine, jetzt gnädigen Herrn auf Liebenau; denn ich habe den reisenden Porträtmaler nur deshalb in den Gasthof nach St. geschickt, weil ich dies Bildchen für mich haben will, um es stets bei mir zu tragen und durch seinen Anblick an den einzigen klugen Streich, den ich in meinem langen Leben vollführte, erinnert zu werden; auf daß es mir möglich sei, mit einiger Achtung vor mir selbst noch so lange weiterzuleben, bis der angekündigte letzte Besuch in Liebenau durchaus nötig wird. Diese drei Bitten wünschte ich jetzt gleich durch Wort, Handschlag und Tat erfüllt zu sehen, wonach ich mich augenblicklich zurückziehen möchte, indem eine göttliche Dame mit Euch zu reden wünscht.«

Soweit Schkramprl.

Und Anton lachte nicht. Wäre es nicht schon dunkel gewesen, der Riese hätte Tränen gesehen in den großen Augen seines jungen Freundes.

Anton suchte das Bild hervor, reichte es ihm, gab ihm die Hand und sagte: »Wort, Handschlag und Tat!«

Dann trennten sie sich.

Ein Diener der Gräfin Julia brachte Leuchter mit Wachskerzen.

Gleich darauf kam die Gräfin, sichtbar zur nächtlichen Abreise gekleidet. Der lange, schwarze Trauerschleier umhüllte die hohe Gestalt. Draußen hörte man vor ihrem Reisewagen die Rosse wiehern.

Anton gedachte der Beschreibung, die seine arme Mutter von der Gräfin Julia gemacht. Er fand alles bestätigt, nur daß mit den Jahren anmutige Jugendbild sich in würdevollen Ernst umgewandelt.

Die herrliche Frau nahm einen Lehnstuhl ein und winkte Anton, sich ihr gegenüberzusetzen.

»Junger Mann, ich darf dich Sohn nennen; ich habe ein Recht dazu, denn mein Sohn ist tot, – mein Gemahl ist tot – ich stehe allein. Du bist des Verstorbenen Kind, bist das Kind eines unglücklichen Weibes, das sterbend dich an mein Herz legte: Du bist mein Sohn. Als solcher mußt du wissen, was geschehen ist, seitdem du deinen Vater zum erstenmal – zum letztenmal gesehen; mußt wissen, welches furchtbare Geschick über uns hereingebrochen, mußt deinen Teil des Unglücks auf dich nehmen und tragen, wie er dir gebührt: mußt erfahren, warum ich, der Welt und ihrem Geräusch entsagend, mich in tiefe Zurückgezogenheit begeben und dort nur Gott, mir und guten Werken leben will. Als du deinen Vater verlassen hattest, brach zwischen ihm und seinem ehelichen, – meinem Sohne ein gräßlicher, unkindlicher Zwist aus. Graf Louis war ein ungeratener, ein herzloser Sohn. Ich, seine Mutter, sage das. Indem ich es dir sage, bricht mein Herz. Aber ich verschweige nichts, denn zwischen uns darf kein Geheimnis walten, Anton! Seines Vaters Nachsicht hatte ihn verdorben, ihn zum früh gereiften, früh verlorenen Knaben werden lassen. Meine Gegenwirkungen blieben ohne Kraft, ohne Erfolg. Doch wäre es unmöglich, daß irregeleitete väterliche Liebe und Schwäche einen solchen Bösewicht heranziehen konnten, wenn nicht schon in des Kindes innerstem Wesen der Grund dazu gelegen hätte. Woher diese Keime der Verworfenheit meinem Sohne kamen, welche finstere Macht meinem einzigen Kinde sie eingepflanzt: nun, der Himmel weiß, daß ich es nicht weiß. Dir, Anton, ist bekannt, wes Geistes dein Halbbruder gewesen. Die Absicht, dich zu morden, hat das Siegel auf seine Untaten gedrückt.

Von Sophienthal zurückkehrend, fand ich deiner Mutter erschütterndes Schreiben, fand ich den Grafen, meinen Gemahl, sterbend. Was zwischen ihm und dir, was zwischen ihm und Louis vorgefallen, tat er mir scheidend kund, empfahl dich meiner Obhut, – verfluchte unseren Sohn ... und starb.

Als Louis seines Vaters Tod erfuhr, als der Arzt, gerechten Unwillens voll, ihm rücksichtslos erklärte, er sei es, der den Vater umgebracht, seinen raschen Tod herbeigeführt, da schien in ihm, dem Lieblosen, eine Umwandlung vorzugehen. Er warf sich zu meinen Füßen und begann dies verstockte Herz zu öffnen. Frevel auf Frevel floß über seine zuckenden Lippen; ich schauderte vor ihm; aber es war mein Lohn. Ich suchte den wilden Erguß fruchtloser Reue zu mildern, sein Vertrauen zu befestigen, ihm zu sagen, daß der Mutter Segen des Vaters Fluch lösen könne; und weil, sagte ich ihm, wahre Reue sich darin kundgebe, daß man durch sie und in ihr gutzumachen suche, was sich noch auf Erden gutmachen lasse, so möge er damit beginnen, dich, den Ausgestoßenen, durch ihn Vertriebenen aufzusuchen, zu versöhnen, sich dir brüderlich liebend zuzuwenden und seines Vaters Ehrenschuld am Sohne seines Vaters ausgleichen.

Da sprang er auf, ein grauenhaftes Bild verzweifelnder Raserei. ›Es ist zu spät‹, rief er aus, ›ich habe ihn ermordet!‹

Ich bin keine Dame nach der Mode, Anton, die zu ihrem Riechfläschchen greift, wenn ein aussätziger Bettler die Hand nach ihr ausstreckt; ich falle nicht in Ohnmacht, wenn ich Blut fließen sehe; ich habe nicht gejammert und gewinselt über häusliche Leiden, an denen mein Ehestand reich war; ich kann körperliche Schmerzen ertragen, und ich konnte oftmals lächeln, wenn Schmerzen der Seele in mir brannten; ich leide nicht an schwachen Nerven und bin, wenn schon als Gräfin geboren und im Glanze aufgewachsen, ein starkes Weib. Aber weißt du, Anton, seinen einzigen Sohn bekennen zu hören, daß er ein Brudermörder sei, ist auch einem starken Weibe zu viel. Ich will's nicht leugnen, Anton, mir vergingen die Sinne.

Als ich wieder zu mir kam, spürte ich so etwas von Blutgeruch; sah ich wie durch grauen Morgennebel ein hölzernes Gerüst, auf welchem ein großer Mann stand, der ein glänzendes Beil schwingt, – und dann ein dumpfer Schlag auf hölzernen Block, – und ein blasses Haupt, das fällt, – und man erkennt die Züge dieses Hauptes, – diese starren Augen haben dich angelächelt, als diese Lippen an der Mutter Brust lagen, – mit einem Wort: es ist dein Sohn, den sie als Mörder auf einem Schafott hinrichten mußten – du begreifst, Anton, mein Erwachen war nicht süß!

Da mußte ich es denn als Gnade Gottes preisen, wie sie mir Nachricht brachten, Graf Louis habe sich mit seines seligen Vaters Kugelbüchse, ... mit jenem Gewehr, das deine Brust bedrohte, ... mit dem habe er sich männlich und fest sein eigenes Herz durchschossen und sei gefunden worden im Schloßgarten auf einer Bank, auf der ich zu sitzen liebte. Sie hieß die Rosenbank.

Dort lag er noch. Dort fand ich ihn ... Verzeihe mir, Anton, die Klage um ihn, der dich ermorden wollte. Er war mein Sohn.

Von dir erfuhr ich nun durch den seltsamen Menschen, den du kennst, der zwischen dir und mir mit unermüdlicher Gutmütigkeit lief, horchte, forschte, berichtete; erfuhr, daß du lebst, ruhig leidest, – daß du den Täter nicht kennest! O, Anton, als ich dies erfuhr, da wurdest du mein Sohn! Du wolltest, du konntest entsagen, verschweigen, schonen! Und so lebt außer dir und mir kein Mensch, dem es bekannt wäre, daß Louis dem Scharfrichter zuvorkam.

Der größere Teil von deines Vaters Besitztümern ist Fideikommiß und fällt nach seines einzigen Erben Tode einer jüngeren Linie anheim. Zur Erbin seines Allodialvermögens macht mich sein Testament; es könnte bedeutend sein, wenn Louis nicht wie ein Wahnsinniger gewirtschaftet hätte. Jetzt reicht es kaum zum Ankauf deines Gutes hin, doch habe ich von meinem mütterlichen Erbteil das Fehlende ergänzt, und Liebenau ist dein, dein eigen, schuldenfrei, wenn auch nicht im besten Zustande. Aber du bist jung und wirst herstellen, was seit Jahren vernachlässigt wurde und verfiel.

Mir bleibt Sophienthal, das freundliche, still abgelegene Dorf, in dem ich geboren ward, wo meine Eltern begraben liegen, woran kein Fluch haftet, kein Blutfleck, kein übler Gedanke, ja nicht der Hauch einer schlechten Nachrede. Dort, wo deine arme Mutter mich vor meiner Vermählung sah, wo sie Vertrauen in mich setzen lernte, dort werde ich leben, einfach, fleißig, nur im Umgange mit meiner lieben Freundin, der Frau des Pastors. Fern von geräuschvollen Freuden, werde ich, wie es der Witwe, wie es der verwaisten Mutter eines – Selbstmörders gebührt, Trost und Freude darin suchen und finden, daß ich für anderer Glück wirken darf. Dort auch hoffe ich von meinem lieben Pflegesohne und durch diesen zu vernehmen, daß er, gereinigt von den Flecken einer wirren, nicht tadellosen Vergangenheit, sich zu vorwurfsfreiem Wandel, zu ehrenhafter Führung seiner Angelegenheiten erhebt. Wie fest ich immer entschlossen bin, meine Tür zu schließen vor allen Eindringlingen, die meinen Frieden stören könnten, dir, Anton, wird sie offen sein. Wenn du Rat einer mütterlichen Freundin, wenn du in Schmerz oder Freude ein Herz suchst, dem du das deine ausschütten könntest, so komm' und suche mich auf.

Und nun begib dich zur Ruhe. Die Begebenheiten dieses Tages haben dich, den erst Genesenden, heftig angegriffen. Segne Gott deine erste Nacht in diesem Hause mit sanftem, erquickendem Schlummer! ich reise ab. Mein Tagewerk hier ist getan. Denke in Liebe deines verstorbenen Vaters, bete für – meinen Sohn und vertraue auf deiner Pflegemutter Freundschaft.«

Anton, als die Gräfin nun vom Sessel aufgestanden war, näherte sich ihr, beugte sich über ihre Hände und küßte sie.

Sie umschlang ihn mit beiden Armen, drückte einen heißen Kuß auf seine Stirn und sagte nur noch: »Abel, bete für Kain!«

Dann ging sie raschen Schrittes hinaus, wo ihre Diener auf dem Flure harrten.

Anton geleitete sie bis zur Kutsche. Der Mond ging eben leuchtend auf.

Der neue Gutsherr von Liebenau entschlummerte unter sanften Tränen, wie er sie nicht mehr geweint hatte, seitdem Mutter Goksch gestorben war.


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