Poggio Fiorentino
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59.
Von einer Frau, die dabei blieb, ihren Mann einen Lausekerl zu nennen.

Wir unterhielten uns eines Tages über die Bockbeinigkeit der Weiber, die manchmal so groß ist, daß sie sich lieber umbringen lassen, als daß sie nachgeben. Da erzählte einer: »Eine Frau aus unserer Gegend widersprach ihrem Manne stets und fand an allem, was er sagte, etwas auszusetzen, sie versteifte sich auf das, was sie einmal gesagt hatte, und wollte immer das letzte Wort haben. Eines Tages hatte sie mit ihrem Manne einen heftigen Streit und nannte ihn einen verlausten Kerl. Und damit sie das Wort zurücknehme, traktierte er sie mit Stockschlägen, Fußtritten und Püffen. Aber je mehr er sie schlug, desto mehr nannte sie ihn Lausekerl. Als der Mann endlich müde war, sie zu prügeln, ließ er sie, um ihre Bockbeinigkeit zu brechen, an einem Strick in den Brunnen hinab 64 und drohte ihr, sie zu ersäufen, wenn sie nicht aufhöre, ihn so zu beschimpfen. Aber die Frau beharrte nur noch mehr dabei und wiederholte jenes Wort sogar noch, als ihr das Wasser bis zum Kinn reichte. Darauf ließ sie der Mann, damit sie nicht mehr sprechen könne, ganz im Wasser untertauchen, um zu sehen, ob die Todesgefahr sie von ihrer Hartnäckigkeit abbringen werde. Dem Ertrinken nahe drückte sie jedoch, da ihr die Möglichkeit zu reden genommen war, was sie nicht sagen konnte, mit den Fingern aus: sie hob nämlich die Hände über den Kopf, vereinigte die Nägel beider Daumen und warf wenigstens durch die Geste ihrem Manne seine Verlaustheit vor: denn mit den Nägeln dieser Finger pflegen die Weiber die Läuse zu töten.«

 


 


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