Poggio Fiorentino
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252.
Von einem Wucherer, der Reue heuchelte und es schlimmer machte als zuvor.

Zu einem alten Wucherer, der vorgab, sein Gewerbe aufgegeben zu haben, kam ein Mann, der Geld gegen Wucherzinsen leihen wollte, und als Pfand ein silbernes Kreuz brachte, in dem ein Splitter vom Kreuze unseres Heilands eingeschlossen war. Als er den Alten bat, ihm darauf Geld zu leihen, sagte dieser: »Ich habe mich von der Sünde des Wuchers bereits abgewandt, aber geh zu meinem Sohne (und er nannte dessen Namen), der seine Seele verlieren will, und laß dir von ihm leihen!« Und er schickte einen Diener mit ihm, der ihm das Haus des Sohnes zeigen sollte. Als sie schon ziemlich weit entfernt waren, rief der 252 Alte dem Diener nach: »He, du! sag meinem Sohne, daß er nicht vergißt, das Gewicht des Holzes vom Werte abzuziehen!« Dieser Mann, der sein Vorleben bereut zu haben schien, wollte nicht, daß sein Sohn das Holz des Kreuzes gleich dem Silber schätzen solle und hielt es für geringerwertig als Silber. Die Natur des Menschen verleugnet sich nie.

 


 


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